Unwort des Jahres
Das Unwort des Jahres wird jährlich im Rahmen einer sprachkritischen Aktion von einer unabhängigen Jury gekürt.
Damit soll auf sprachliche Missgriffe in den Medien und der Politik aufmerksam gemacht und dadurch das Bewusstsein und die Sensibilität für Sprache gefördert werden.
Ziel der Unwort-Aktion ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Sprachgebrauch in der öffentlichen Kommunikation.
1. Platz | 2. Platz | 3. Platz | Unwort der Gastjuroren/-innen |
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Unwort des Jahres 2024 | biodeutsch | Heizungsverbot | (nicht gewählt) | importierter Antisemitismus |
Unwort des Jahres 2023 | Remigration | Sozialklimbim | Heizungs-Stasi | (nicht gewählt) |
Unwort des Jahres 2022 | Klimaterroristen | Sozialtourismus | defensive Architektur | militärische Spezialoperation |
Wie die obige Tabelle zeigt, werden nicht jedes Jahr Unwörter für alle Platzierungen bzw. in allen Kategorien gewählt. Die Anzahl der Unwörter variiert deshalb. Ein Gewinnerwort gibt es jedoch jedes Jahr.
Wie wird das Unwort des Jahres bestimmt?
Das Unwort des Jahres wird von einer Jury bestimmt, die keiner Institution angehört. Sie besteht aus vier Sprachwissenschaftler/innen und einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Gastjuroren/-innen.
Für das Unwort des Jahres können alle Bürger/-innen bis Ende des Jahres Vorschläge einreichen. Im Januar des folgenden Jahres wählt die Jury dann daraus das Gewinnerwort und ggf. weitere Wörter aus.
Infrage kommen laut Jury z. B. Wörter oder Formulierungen, die
- Grundsätze der Menschenwürde oder der Demokratie verletzen,
- bestimmte gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder
- irreführend, verschleiernd oder euphemistisch sind.
Die Auswahl hängt nicht von der Anzahl der Unterstützer/-innen einzelner Wörter ab.
Zum Wort des Jahres 2024 wurde ‚Ampel-Aus‘ gekürt und das Wort des Jahres 2023 lautet ‚Krisenmodus‘.
Es dient als sprachlicher Rückblick auf das vergangene Jahr und wird von einer Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) bestimmt.
Des Weiteren gibt es noch das Jugendwort des Jahres. Diese jährliche Abstimmung wird vom Langenscheidt-Verlag organisiert, um die Bedeutung der Jugendsprache zu würdigen.
Das Jugendwort des Jahres 2024 ist ‚Aura‘ und zum Jugendwort des Jahres 2023 wurde ‚goofy‘ gekürt.
Unwort des Jahres: Liste 2000 bis 2024
Das Unwort des Jahres wird seit 1991 gekürt. Bis 1994 wurde es – genau wie das Wort des Jahres – von der Gesellschaft für deutsche Sprache bestimmt.
Nach einem Konflikt mit dem Vorstand der Gesellschaft machte sich die Jury jedoch institutionell unabhängig und veröffentlicht das Wort des Jahres seither im Rahmen der ‚Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres‘.
Im Folgenden findest du eine Liste mit den Gewinnerwörtern der 2000er-Jahre.
Jahr | Unwort des Jahres | Bedeutung |
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2024 | biodeutsch | Ursprünglich eine ironische Selbstbezeichnung für Deutsche ohne Migrationsgeschichte; wird aber inzwischen häufig abwertend verwendet, um Menschen nach einer vermeintlich genetisch-biologischen Abstammung zu bewerten. |
2023 | Remigration | Wurde von der Neuen Rechten als Kampfbegriff und Euphemismus für die Vertreibung und geforderte Massendeportation von Migranten/-innen missbraucht. |
2022 | Klimaterroristen | Wurde benutzt, um Klimaaktivisten/-innen zu diskreditieren sowie deren gewaltlose Protestformen zu kriminalisieren und mit Gewalt und Staatsfeindlichkeit in Verbindung zu bringen. |
2021 | Pushback | Bezeichnet das Zurückdrängen von Menschen auf der Flucht an einer Grenze und verschleiert, dass dabei häufig Gewalt angewendet und gegen die Menschenrechte verstoßen wird. |
2020 | Rückführungspatenschaften | Zynischer und beschönigender Ausdruck für einen migrationspolitischen Vorschlag der EU-Kommission, laut dem EU-Staaten die Rückführung von Migranten/-innen für andere Mitgliedsstaaten übernehmen, die dazu nicht in der Lage sind. |
Corona-Diktatur | Wurde vor allem in rechtsextremen Kreisen benutzt, um Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus in ein schlechtes Licht zu rücken und als diktatorisch darzustellen. | |
2019 | Klimahysterie | Das Wort verunglimpft die Klimaschutzbewegung und suggeriert, dass wichtige Forderungen und Debatten rund um den Klimawandel völlig übertrieben sind. |
2018 | Anti-Abschiebe-Industrie | Von Alexander Dobrindt verwendeter Begriff, der Menschen, die rechtliche Unterstützung für abgelehnte Asylbewerbende anbieten, vorwirft, sie würden damit nur Geld verdienen wollen. |
2017 | alternative Fakten | Irreführender und verschleiernder Ausdruck, mit dem versucht wird, falsche Behauptungen und teils auch offensichtliche Lügen in öffentlichen Debatten zu legitimieren. |
2016 | Volksverräter | Wurde benutzt, um Politiker/-innen zu beleidigen, die demokratisch gewählt wurden und damit legitime Volksvertreter/-innen darstellen. |
2015 | Gutmensch | Wurde benutzt, um Menschen zu beschimpfen, die sich (meist ehrenamtlich) für geflüchtete Menschen einsetzten. Laut Jury soll mit dem Ausdruck Hilfsbereitschaft und Toleranz als naiv, weltfremd und dumm dargestellt werden. |
2014 | Lügenpresse | Diffamierende und nationalsozialistisch vorbelastete Bezeichnung für Medien, die insbesondere von rechtspopulistischen und -radikalen Gruppierungen gebraucht wurde. |
2013 | Sozialtourismus | Mit dem Ausdruck wird Einwanderern/-innen unterstellt, sie würden nur aufgrund des Sozialsystems in ein bestimmtes Land einwandern. Zudem wird durch den Bestandteil ‚Tourismus‘ verschleiert, dass viele Menschen flüchten müssen. |
2012 | Opfer-Abo | Unterstellt, dass Frauen Anschuldigungen sexueller Gewalt erfinden und für ihre eigenen Zwecke nutzen; wurde von Jörg Kachelmann mehrfach verwendet und stellt eine klassische Täter-Opfer-Umkehr dar. |
2011 | Döner-Morde | Bezieht sich auf die Ermordung von zehn Menschen durch eine neonazistische Terrorgruppe; wurde von der Polizei und den Medien gebraucht, ist rassistisch und verschleiert die wahren Motive hinter den Morden. |
2010 | alternativlos | Drückt fälschlicherweise aus, dass es bei bestimmten Fragen keine Alternativen gibt und eine Diskussion bzw. der Austausch von Argumenten überflüssig ist; wurde insbesondere von Angela Merkel und der damaligen Regierung benutzt. |
2009 | betriebsratsverseucht | Soll die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen schlechtmachen und als Seuche darstellen. |
2008 | notleidende Banken | Personifikation von Banken, die suggeriert, dass diese während der Finanzkrise 2007–2008 die Leidtragenden waren. Tatsächlich wurde die Krise aber von der Finanzpolitik der Banken verursacht und die Steuerzahler/-innen waren diejenigen, die die Milliardenkredite mittragen mussten; laut Jury eine Art Täter-Opfer-Umkehr. |
2007 | Herdprämie | Abwertender Begriff für Betreuungsgeld, das Eltern erhalten sollten, die ihre Kinder zu Hause betreuen und eine Zeit lang nicht oder weniger arbeiten. |
2006 | freiwillige Ausreise | Bezieht sich darauf, dass einige Asylbewerbende vermeintlich ‚freiwillig‘ in ihr Heimatland zurückkehren, um einer drohenden Abschiebung zuvorzukommen, obwohl sie eigentlich keine Wahl haben. |
2005 | Entlassungsproduktivität | Bezeichnet die höheren Gewinne, die ein Unternehmen erzielt, nachdem Mitarbeitende entlassen wurden. |
2004 | Humankapital | Reduziert Arbeitskräfte auf ihren ökonomischen Nutzen und degradiert dadurch Menschen. |
2003 | Tätervolk | Wurde vom Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann gebraucht, der bei einer Rede in den Raum stellte, ob man nicht auch „die Juden“ als Tätervolk bezeichnen könnte. Die Absicht ist laut Jury klar antisemitisch, aber auch generell sei diese Art der kollektiven Schuldzuweisung inakzeptabel. |
2002 | Ich-AG | Bezeichnet ein von einem/einer Arbeitslosen gegründetes Einzelunternehmen und bezieht sich auf einen Zuschuss, der dafür im Rahmen von Hartz II eingeführt wurde. Die Jury sah darin eine Reduzierung einzelner Menschen auf „sprachliches Börsenniveau“. |
2001 | Gotteskrieger | Sowohl Selbst- als auch Fremdbezeichnung für Taliban- und Al-Qaida-Terroristen/-innen, die suggeriert, Terror finde im Namen Gottes statt. |
2000 | national befreite Zone | Beschreibt auf zynische Weise Gebiete, die von Rechtsextremisten/-innen terrorisiert und in denen Menschen verfolgt werden. Der Begriff war in einigen östlichen Bundesländern schon vorher bekannt, fand 2000 aber breitere Aufmerksamkeit im gesamten Land. |
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Häufig gestellte Fragen zum Unwort des Jahres
- Was war das Unwort des Jahres 2014?
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Das Unwort des Jahres 2014 lautet ‚Lügenpresse‘.
Dabei handelt es sich um eine abwertende Bezeichnung für Medien, die insbesondere von rechtspopulistischen und rechtsradikalen Gruppierungen gebraucht wurde.
Zudem wurde der Ausdruck bereits im 1. und 2. Weltkrieg verwendet und ist nationalsozialistisch vorbelastet.
Außerdem wurden die Begriffe ‚erweiterte Verhörmethoden‘ und ‚Russland-Versteher‘ als Unwörter verkündet.
‚Erweiterte Verhörmethoden‘ wurde im Kontext der CIA gebraucht und ist ein Euphemismus für Folter.
‚Russland-Versteher‘ wurde gewählt, weil es etwas eigentlich Positives (‚verstehen‘) negativ darstellt. Es setzt das Bemühen, fremde Gesellschaften und Kulturen zu verstehen, damit gleich, daraus resultierende Entscheidungen gutzuheißen.
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- Was war das Unwort des Jahres 2020?
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2020 wurden erstmals zwei Wörter im Rahmen der Unwort-Aktion gekürt.
Die Unwörter des Jahres 2020 lauten ‚Rückführungspatenschaften‘ und ‚Corona-Diktatur‘.
‚Rückführungspatenschaften‘ bezeichnet einen Vorschlag der EU-Kommission, laut dem EU-Staaten die Rückführung von Migranten/-innen für andere Mitgliedsstaaten übernehmen. Gemäß Jury handelt es sich um einen zynischen Ausdruck.
‚Corona-Diktatur‘ wurde vor allem in rechtsextremen Kreisen benutzt, um Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus in ein schlechtes Licht zu rücken und als diktatorisch darzustellen.
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- Wer ist die Jury für das Unwort des Jahres?
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Das Unwort des Jahres wird von einer Jury gekürt, die keiner Institution angehört und damit unabhängig agiert.
Sie besteht aus fünf festen Mitgliedern, vier Sprachwissenschaftlern/-innen und einer Journalistin:
- Constanze Spieß (Sprachwissenschaftlerin)
- Kristin Kuck (Sprachwissenschaftlerin)
- Martin Reisigl (Sprachwissenschaftler)
- David Römer (Sprachwissenschaftler)
- Alexandra-Katharina Kütemeyer (Journalistin)
Zusätzlich dazu gibt es jeweils ein oder zwei Gastjuroren/-innen, die jährlich wechseln.
Meist handelt es sich dabei um Personen des öffentlichen Lebens, z. B. Autoren/-innen, Kabarettisten/-innen oder Politiker/-innen.
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