Was ist ein lyrisches Du?
Wenn der Sprecher oder die Sprecherin in einem Gedicht eine andere Person, sich selbst oder die Lesenden in der 2. Person Singular anredet, wird dies manchmal als ‚lyrisches Du‘ oder ‚fiktives Du‘ bezeichnet.
Man erkennt es an den Pronomen ‚du‘, ‚dein‘, ‚dir‘ sowie ‚dich‘.
Beispielhaft für ein Gedicht mit einem lyrischen Du ist „Augen in der Großstadt“ (1930) von Kurt Tucholsky. Die erste Strophe lautet:
Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? vielleicht dein Lebensglück …
Vorbei, verweht, nie wieder.
Gedichte mit einem lyrischen Du haben häufig die Wirkung, dass die Lesenden sich direkt angesprochen fühlen.
Oft enthalten Gedichte mit einem lyrischen Du auch ein lyrisches Ich. Dabei kann es sich, wie im obigen Beispiel, auch um ein ‚implizites lyrisches Ich‘ handeln.
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