Der Jambus ist ein Versfuß, bei dem die Betonung der Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) folgt.
Um den Jambus in einem Gedicht zu erkennen, teilt man alle Wörter in Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben, z. B. indem man sie unterstreicht.
Beispiel: JambusEs war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Trennung der Wörter in Silben:
Es | war, | als | hätt | der | Him | mel
Die | Er | de | still | ge | küsst,
Dass | sie | im | Blü | ten | schim | mer
Von | ihm | nun | träu | men | müsst.
Markierung der betonten Silben:
Es | war, | als | hätt | der | Him | mel
Die | Er | de | still | ge | küsst,
Dass | sie | im | Blü | ten | schim | mer
Von | ihm | nun | träu | men | müsst.
(Joseph von Eichendorff, „Mondnacht“, Strophe 1)
In diesem Beispiel wiederholt sich das Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) in jedem Vers drei Mal. Das Versmaß (= Metrum) ist daher ein ‚dreihebiger Jambus‘.
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Das lyrische Ich ist der Sprecher oder die Sprecherin in einem Gedicht.
Es sollte nicht mit dem Autor oder der Autorin gleichgesetzt werden. Vielmehr ist das lyrische Ich eine fiktive Person, die der Autor oder die Autorin erschafft.
Beispiel: lyrisches Ich
Wohin ziehst du mich,
Fülle meines Herzens,
Gott des Rausches,
Welche Wälder, welche Klüfte
Durchstreif ich mit fremdem Mut …
(Novalis, „Wohin ziehst du mich“, 1802, Strophe 1)
BeachteIn ‚lyrisches Ich‘ wird das Personalpronomen ‚ich‘ als Substantiv gebraucht (= Substantivierung) und muss großgeschrieben werden.
Im Genitiv wird daraus ‚des lyrischen Ichs‘, z. B.: „Um die Gedanken des lyrischen Ichs nachzuvollziehen, ist es notwendig …“
Das Metrum (= Versmaß) ist der Rhythmus in einem Gedicht. Es entsteht durch die regelmäßige Abfolge betonter und unbetonter Silben.
Um das Metrum zu bestimmen, trennt man zunächst alle Wörter in einzelne Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben und benennt das Muster, das sich ergibt, mit dem richtigen Fachbegriff.
Beispiel: Metrum bestimmenSein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Trennung der Wörter in einzelne Silben:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
Markierung der betonten Silben:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
(Rainer Maria Rilke: „Der Panther“, 1903, Strophe 1)
In diesem Beispiel ist das Metrum ein fünfhebiger Jambus.
‚Jambus‘ bedeutet, dass die Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) folgen.
‚Fünfhebig‘ bedeutet, dass es in jedem Vers genau fünf betonte Silben (= Hebungen) gibt.
BeachteDie kleinste rhythmische Einheit in einem Vers nennt man ‚Versfuß‘, z. B.: ‚Jambus‘.
Zusammen bilden die Versfüße eines Verses das ‚Metrum‘, das auch ‚Versmaß‘ genannt wird, z. B. ‚fünfhebiger Jambus‘.
Der Paarreim ist ein Reimschema, bei dem die Reime dem Muster a-a-b-b folgen. Es reimen sich beim Paarreim also immer zwei direkt aufeinanderfolgende Verse.
Beispiel: Paarreim
Als im weißen Mutterschoße aufwuchs Baal
(a)
War der Himmel schon so groß und still und fahl
(a)
Jung und nackt und ungeheuer wundersam
(b)
Wie ihn Baal dann liebte, als Baal kam.
(b)
(Bertolt Brecht, „Der Choral vom großen Baal“, 1922)
Der Paarreim ist zusammen mit dem Kreuzreim und dem umarmenden Reim eines der häufigsten Reimschemas in deutschen Gedichten.
BeachteVon einem Reim spricht man, wenn zwei Wörter ab dem letzten betonten Vokal gleich oder ähnlich klingen, z. B.:
Baal-fahl
wundersam–kam
Bei der Analyse des Reimschemas sind mit ‚Reimen‘ immer die Reime am Versende (Ausgangsreime) gemeint.
Der umarmende Reim ist ein Reimschema, bei dem die Reime dem Muster a-b-b-a folgen.
Er besteht also aus zwei Reimpaaren, bei denen das eine Reimpaar das andere ‚umarmt‘.
Beispiel: umarmender Reim
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
(a)
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
(b)
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
(b)
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
(a)
(Jakob von Hoddis, „Weltende“, 1911, Strophe 1)
Der umarmende Reim ist neben dem Paarreim und dem Kreuzreim eines der häufigsten Reimschemas in deutschen Gedichten.
Er wird manchmal auch als ‚umschließender Reim‘, ‚umfassender Reim‘ oder ‚Blockreim‘ bezeichnet.
BeachteVon einem Reim spricht man, wenn zwei Wörter ab dem letzten betonten Vokal gleich oder ähnlich klingen, z. B.:
Hut–Flut
Geschrei–entzwei
Bei der Analyse des Reimschemas sind mit ‚Reimen‘ immer die Reime am Versende (Ausgangsreime) gemeint.
Unter einem Reimschema versteht man die regelmäßige Abfolge von Reimen in einem Gedicht. Mit ‚Reim‘ sind dabei die Reime am Versende (Ausgangsreime) gemeint.
Um das Reimschema zu bestimmen, werden die Ausgangsreime jeweils mit einem Kleinbuchstaben markiert.
Ein Vers ist eine Zeile in einem Verstext. Dazu zählen vor allem Gedichte, aber auch Versdramen und Songtexte. Statt ‚Vers‘ kann man auch ‚Verszeile‘ sagen.
Der folgende Auszug aus dem Gedicht „Wilkommen und Abschied“ von Johann Wolfgang von Goethe besteht aus vier Versen.
Beispiel: Verse in „Wilkommen und Abschied“1 Mir schlug das Herz; geschwind zu Pferde!
2 Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
3 Der Abend wiegte schon die Erde,
4 Und an den Bergen hing die Nacht;
(Johann Wolfgang von Goethe, „Willkommen und Abschied“, 1775, Vers 1–4)
Bei Versen bestimmt der Autor oder die Autorin, wo eine Zeile endet und wo die nächste beginnt. Die Zeilenumbrüche sind somit nicht zufällig, sondern erfüllen eine Funktion und können interpretiert werden.
BeachteBei religiösen Texten wird häufig ebenfalls die Bezeichnung ‚Vers‘ verwendet. So spricht man zum Beispiel von ‚Bibelversen‘ oder ‚Koranversen‘.
Damit sind die einzelnen Sätze der Bibel bzw. des Korans gemeint. Sie sind nummeriert und in Kapitel (Bibel) bzw. Suren (Koran) unterteilt, sodass man sie leichter zitieren kann.
Ein Zeilensprung ist ein Stilmittel, bei dem ein Satz oder Gedanke über die Versgrenze hinausgeht. Es kommt vor allem in Gedichten vor und wird auch ‚Enjambement‘ genannt.
Beispiel: ZeilensprungIch sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel ↩
↪ Mit Ungeduld?
(Bertolt Brecht, „Der Radwechsel“)
Die Funktion eines Zeilensprungs besteht darin, zwei Verse miteinander zu verbinden.
Ein Zeilensprung lockert somit den ‚Zeilenstil‘ auf, der in vielen Gedichten vorherrscht. Beim Zeilenstil fallen Satz- und Versende zusammen.
Die Abweichung von der Norm des Zeilenstils bewirkt eine Hervorhebung von Versende und -anfang.
BeachteIn der Gedichtanalyse wird anstelle von ‚Zeilensprung‘ meist der Begriff ‚Enjambement‘ verwendet. Er kommt aus dem Französischen und leitet sich von dem Verb ‚enjamber‘ (= ‚überspringen‘) ab. Als Fachbegriff wird ‚Enjambement‘ in der Regel bevorzugt.