Die Kadenz beschreibt, wie in einem Gedicht die letzten beiden Silben eines Verses betont werden.
Man unterscheidet drei Arten von Kadenzen:
Männliche Kadenz: Die vorletzte Silbe ist unbetont und die letzte Silbe ist betont.
Weibliche Kadenz: Die vorletzte Silbe ist betont und die letzte Silbe ist unbetont.
Reiche Kadenz: Die beiden letzten Silben im Vers sind unbetont.
Beispiel: Kadenz im GedichtIch steh′ auf hohem Balkone am Turm,
Umstrichen vom schreienden Stare,
Und lass′ gleich einer Mänade den Sturm
Mir wühlen im flatternden Haare …
Ich | steh′ | auf | ho | hem | Bal | ko | ne | am | Turm,
Um | stri | chen | vom | schrei | en | den | Sta | re,
Und | lass′ | gleich | ei | ner | Mä | na | de | den | Sturm
Mir | wüh | len | im | flat | tern | den | Haa | re …
(Annette von Droste-Hülshoff, „Am Turme“, 1842, Strophe 1, Vers 1–4)
In diesem Beispiel sind die Kadenzen der Verse 1 und 3 männlich und die Kadenzen der Verse 3 und 4 weiblich.
Ein Beispiel für eine reiche Kadenz findet sich in folgendem Vers von Rainer Maria Rilke:
„Wir | sind | die | Trei | ben | den.“ (Aus: „Wir sind die Treibenden“, 1922, Strophe 1)
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Bei einem unreinen Reim klingen die Reimwörter ab dem letzten betonten Vokal ähnlich, aber nicht genau gleich.
Beispiel: unreiner ReimDie Häfen waren geöffnet. Wir schifften uns ein,
die Segel voraus, den Traum über Bord,
Stahl an den Knien und Lachen um unsere Haare,
denn unsere Ruder trafen ins Meer, schneller als Gott.
(Ingeborg Bachmann, „Die Häfen waren geöffnet“, 1952, Strophe 1)
Hier handelt es sich bei den Wörtern ‚Bord‘ und ‚Gott‘ um einen unreinen Reim. Sie klingen ähnlich, aber es gibt es auch hörbare Unterschiede:
In ‚Bord‘ ist das ‚o‘ lang, in ‚Gott‘ ist es kurz.
Die Konsonanten ‚rd‘ in ‚Bord‘ klingen weicher als die Konsonanten ‚tt‘ in ‚Gott‘.
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Das Versmaß (= Metrum) ist der Rhythmus in Gedichten und anderen Verstexten. Es entsteht durch die regelmäßige Abfolge betonter und unbetonter Silben.
Um das Versmaß zu bestimmen, musst du zuerst alle Wörter in Silben trennen. Anschließend markierst du die betonten Silben und benennst das Muster, das sich ergibt, mit dem richtigen Fachbegriff.
Beispiel: Metrum bestimmenMit meinem Saitenspiele,
Das schön geklungen hat,
Komm ich durch Länder viele
Zurück in diese Stadt.
Trennung der Wörter in einzelne Silben:
Mit | mei | nem | Sai | ten | spie | le,
Das | schön | ge | klun | gen | hat,
Komm | ich | durch | Län | der | vie | le
Zur | ück | in | die | se | Stadt.
Markierung der betonten Silben:
Mit | mei | nem | Sai | ten | spie | le,
Das | schön | ge | klun | gen | hat,
Komm | ich | durch | Län | der | vie | le
Zu | rück | in | die | se | Stadt.
(Joseph von Eichendorff, „Rückkehr“, 1812, Strophe 1)
In diesem Beispiel folgt die Betonung der Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung). In jedem Vers gibt es genau drei Hebungen. Dieses Versmaß nennt man dreihebiger Jambus.
‚Jambus‘ bedeutet, dass die Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) folgen.
‚Dreihebig‘ bedeutet, dass es in jedem Vers genau drei betonte Silben (= Hebungen) gibt.
BeachteDas rhythmische Grundmuster eines Verses nennt man auch ‚Versfuß‘, also z. B. Jambus (= unbetont–betont). Insgesamt gibt es in deutschen Gedichten vier Versfüße:
Der Binnenreim ist eine Klangfigur in Gedichten und anderen Verstexten, bei der mindestens eines der Reimwörter in der Mitte eines Verses (= einer Zeile) steht.
Beispiel: BinnenreimHüpft’ ein Kätzchen oben übern Boden,
Knisterte das Mäuschen in der Ecke,
Regte sich, ich weiß nicht was, im Hause,
Immer hofft ich, deinen Schritt zu hören,
Immer glaubt ich, deinen Tritt zu hören.
(Johann Wolfgang von Goethe, „Morgenklagen“, 1788, Strophe 7)
Von einem Reim spricht man, wenn zwei Wörter ab dem letzten betonten Vokal gleich oder ähnlich klingen, hier also z. B. ‚Schritt‘ und ‚Tritt‘.
Weitere Reimformen in Gedichten sind der Eingangsreim sowie der Ausgangsreim:
Beim Eingangsreim reimen sich die ersten Wörter von zwei oder mehr Versen.
Beim Ausgangsreim reimen sich die letzten Wörter von zwei oder mehr Versen.
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Der Anapäst ist ein Versfuß aus drei Silben. Die Betonung entspricht dabei dem Muster unbetont–unbetont–betont (= Senkung–Senkung–Hebung).
Um den Anapäst in einem Gedicht zu erkennen, teilst du zuerst alle Wörter in Silben auf. Anschließend markierst du die betonten Silben, z. B. indem du sie unterstreichst.
Beispiel: AnapästUnd es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt …
Trennung der Wörter in Silben:
Und | es | wal | let | und | sie | det | und | brau | set | und | zischt,
Wie | wenn | Was | ser | mit | Feu | er | sich | mengt …
Markierung der betonten Silben:
Und | es | wal | let | und | sie | det | und | brau | set | und | zischt,
Wie | wenn | Was | ser | mit | Feu | er | sich | mengt …
(Friedrich Schiller, „Der Taucher“, Strophe 6, Vers 1–2)
Wie du siehst, entspricht die Betonung in diesen Versen genau dem anapästischen Muster unbetont–unbetont–betont (Senkung–Senkung–Hebung).
In dem ersten Vers (‚Und es wallet und siedet und brauset und zischt‘) gibt es vier Hebungen, im zweiten Vers (‚Wie wenn Wasser und Feuer sich mengt‘) nur drei.
BeachteAls ‚Versfuß‘ bezeichnet man die kleinste rhythmische Einheit in einem Vers (z. B.: ‚Anapäst‘). Zusammen bilden die Versfüße eines Verses das ‚Versmaß‘, das auch ‚Metrum‘ genannt wird (z. B. ‚vierhebiger Anapäst‘).
Insgesamt gibt es im Deutschen vier wichtige Versfüße:
Der Daktylus ist ein Versfuß, der aus drei Silben besteht. Die Betonung folgt dabei dem Muster betont–unbetont–unbetont (= Hebung–Senkung–Senkung).
Um den Daktylus in einem Gedicht zu erkennen, teilt man alle Wörter in Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben, z. B. indem man sie unterstreicht.
Beispiel: DaktylusMächtiger, der du die Wipfel dir beugst,
Brausend von Krone zu Krone entsteigst,
Wandle du stürmender, wandle nur fort,
Reiß mir den stürmenden Busen mit fort.
Trennung der Wörter in Silben
Mäch | ti | ger, | der | du | die | Wip | fel | dir | beugst,
Brau | send | von | Kro | ne | zu | Kro | ne | ent | steigst,
Wand | le | du | stür | men | der, | wan | dle | nur | fort,
Reiß | mir | den | stür | men | den | Bu | sen | mit | fort.
Markierung der betonten Silben
Mäch | ti | ger, | der | du | die | Wip | fel | dir | beugst, Brau | send | von | Kro | ne | zu | Kro | ne | ent | steigst, Wand | le | du | stür | men | der, | wan | dle | nur | fort, Reiß | mir | den | stür | men | den | Bu | sen | mit | fort.
(Friedrich Rückert, „An den Sturmwind“, 1807, Strophe 1)
In diesem Gedicht entspricht die Betonung der Silben dem Muster betont–unbetont–unbetont. Es ist also im Daktylus geschrieben.
Dabei gibt es in jedem Vers genau vier betonte Silben (= Hebungen). Das Versmaß (= Metrum) ist daher ein regelmäßiger ‚vierhebiger Daktylus‘.
BeachteInsgesamt gibt es im Deutschen vier wichtige Versfüße:
Als ‚Versfuß‘ bezeichnet man die kleinste rhythmische Einheit in einem Vers (z. B.: ‚Daktylus‘). Zusammen bilden die Versfüße eines Verses das ‚Versmaß‘, das auch ‚Metrum‘ genannt wird (z. B. ‚vierhebiger Daktylus‘).
Der Trochäus ist ein Versfuß, bei dem die Betonung der Silben dem Muster betont–unbetont (= Hebung–Senkung) entspricht.
Um den Trochäus in einem Gedicht zu erkennen, teilt man alle Wörter in Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben, z. B. indem man sie unterstreicht.
Beispiel: TrochäusBerge lagen mir im Wege,
Ströme hemmten meinen Fluss,
Über Schlünde baut ich Stege,
Brücken durch den wilden Fluss.
Wörter in Silben auftrennen:
Ber | ge | la | gen | mir | im | We | ge,
Strö | me | hemm | ten | mei | nen | Fluss,
Ü | ber | Schlün | de | baut | ich | Ste | ge,
Brü | cken | durch | den | wil |d en | Fluss.
Betonte Silben markieren:
Ber | ge | la | gen | mir | im | We | ge, Strö | me | hemm | ten | mei | nen | Fluss, Ü | ber | Schlün | de | baut | ich | Ste | ge, Brü | cken | durch | den | wil |d en | Fluss.
In diesem Beispiel wiederholt sich das Muster betont–unbetont (= Hebung–Senkung) in jedem Vers viermal. Das Versmaß (= Metrum) ist daher ein ‚vierhebiger Trochäus‘.
BeachteDie kleinste rhythmische Einheit in einem Vers (z. B. unbetont–betont) nennt man ‚Versfuß‘ (z. B. ‚Jambus‘).
Zusammen bilden die Versfüße eines Verses das ‚Versmaß‘, das auch ‚Metrum‘ genannt wird (z. B. ‚fünfhebiger Jambus‘).
Der Jambus ist ein Versfuß, bei dem die Betonung der Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) folgt.
Um den Jambus in einem Gedicht zu erkennen, teilt man alle Wörter in Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben, z. B. indem man sie unterstreicht.
Beispiel: JambusEs war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Trennung der Wörter in Silben:
Es | war, | als | hätt | der | Him | mel
Die | Er | de | still | ge | küsst,
Dass | sie | im | Blü | ten | schim | mer
Von | ihm | nun | träu | men | müsst.
Markierung der betonten Silben:
Es | war, | als | hätt | der | Him | mel
Die | Er | de | still | ge | küsst,
Dass | sie | im | Blü | ten | schim | mer
Von | ihm | nun | träu | men | müsst.
(Joseph von Eichendorff, „Mondnacht“, Strophe 1)
In diesem Beispiel wiederholt sich das Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) in jedem Vers drei Mal. Das Versmaß (= Metrum) ist daher ein ‚dreihebiger Jambus‘.
TippWenn du bei einer Gedichtanalyse oder Gedichtinterpretation nach einer guten Formulierung suchst, kannst du den kostenlosen Textumschreiber von QuillBot ausprobieren.
Das lyrische Ich ist der Sprecher oder die Sprecherin in einem Gedicht.
Es sollte nicht mit dem Autor oder der Autorin gleichgesetzt werden. Vielmehr ist das lyrische Ich eine fiktive Person, die der Autor oder die Autorin erschafft.
Beispiel: lyrisches Ich
Wohin ziehst du mich,
Fülle meines Herzens,
Gott des Rausches,
Welche Wälder, welche Klüfte
Durchstreif ich mit fremdem Mut …
(Novalis, „Wohin ziehst du mich“, 1802, Strophe 1)
BeachteIn ‚lyrisches Ich‘ wird das Personalpronomen ‚ich‘ als Substantiv gebraucht (= Substantivierung) und muss großgeschrieben werden.
Im Genitiv wird daraus ‚des lyrischen Ichs‘, z. B.: „Um die Gedanken des lyrischen Ichs nachzuvollziehen, ist es notwendig …“
Das Metrum (= Versmaß) ist der Rhythmus in einem Gedicht. Es entsteht durch die regelmäßige Abfolge betonter und unbetonter Silben.
Um das Metrum zu bestimmen, trennt man zunächst alle Wörter in einzelne Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben und benennt das Muster, das sich ergibt, mit dem richtigen Fachbegriff.
Beispiel: Metrum bestimmenSein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Trennung der Wörter in einzelne Silben:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
Markierung der betonten Silben:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
(Rainer Maria Rilke: „Der Panther“, 1903, Strophe 1)
In diesem Beispiel ist das Metrum ein fünfhebiger Jambus.
‚Jambus‘ bedeutet, dass die Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) folgen.
‚Fünfhebig‘ bedeutet, dass es in jedem Vers genau fünf betonte Silben (= Hebungen) gibt.
BeachteDie kleinste rhythmische Einheit in einem Vers nennt man ‚Versfuß‘, z. B.: ‚Jambus‘.
Zusammen bilden die Versfüße eines Verses das ‚Metrum‘, das auch ‚Versmaß‘ genannt wird, z. B. ‚fünfhebiger Jambus‘.