Epipher | Beispiele, Definition und Wirkung

Die Epipher ist ein Stilmittel, bei dem ein oder mehrere Wörter am Ende aufeinander folgender Sätze oder Satzteile wiederholt werden.

Beispiel: Epipher
„Aber wir sind unschuldig. Ich bin unschuldig. Deine Tochter ist unschuldig. Unschuldig, in allem unschuldig!“

– Gotthold Ephraim Lessing, „Emilia Galotti“ (1772)

Mit einer Epipher lenkst du die Aufmerksamkeit auf das wiederholte Wort und hebst es hervor.

Das wiederholte Wort steht am Ende eines Satzes, wo beim Lesen und Sprechen eine Pause gemacht wird, und wirkt deshalb nach.

Aussagen mit Epiphern prägen sich Lesenden oder Zuhörenden daher oft besonders ein.

Tipp
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Wo die Epipher verwendet wird

Die Epipher kommt unter anderem in folgenden Bereichen vor:

Literatur

Die Epipher wird häufig in der Literatur verwendet, unter anderem in Theaterstücken, Gedichten und philosophischen Werken.

Beispiel: Epipher in der Literatur
  • „Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.“

Friedrich Schiller, „Maria Stuart“ (1800)

  • „Seele des Menschen,

wie gleichst du dem Wasser,

Schicksal des Menschen,

wie gleichst du dem Wind!“

Johann Wolfgang von Goethe, „Gesang der Geister über den Wassern“ (1779)

  • „Und ihr sagt mir, Freunde, daß nicht zu streiten sei über Geschmack und Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack und Schmecken!“

Friedrich Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“ (1884)

Werbung

Da Epiphern einprägsam sind, werden sie mitunter in Werbe-Slogans eingesetzt.

Beispiel: Epipher in der Werbung
  • Er läuft und läuft und läuft

ehemaliger Slogan für das Auto ‚VW Käfer‘ (1962)

  • Er kann. Sie kann. Nissan.

ehemaliger Slogan des Auto-Herstellers ‚Nissan‘ (1994)

  • Einmal Wagner – immer Wagner.

Slogan des Tiefkühlpizza-Herstellers ‚Wagner‘ (2002)

In der Werbung werden weitere sprachliche Mittel genutzt, um Aussagen einprägsamer zu machen, zum Beispiel die Alliteration, die Anapher oder die Antithese.

Reden

In Reden verwendet man Epiphern manchmal an entscheidenden Stellen, um die Wirkung zu verstärken.

Beispiel: Epipher in Reden
  • „Zuerst ignorieren sie euch. Dann verhöhnen sie euch. Und dann attackieren sie euch und wollen euch verbrennen. Und dann bauen sie Denkmäler für euch.“

Nicholas Klein (US-amerikanischer Gewerkschaftsvertreter), Rede zu Arbeitern (1918)

Die Aussage wird in ähnlicher Form oft fälschlicherweise Mahatma Gandhi zugeschrieben.

  • „Ich habe nur die Absicht, drei Sätze zu reden, und ich bitte, mich ausreden zu lassen. Noch habe ich das Recht, hier zu reden!“

Helmut Schmidt (Bundeskanzler), Rede im Bundestag vor der Vertrauensfrage (1982)

  • „Generalsekretär Gorbatschow, wenn Sie Frieden wollen, wenn Sie Wohlstand für die Sowjetunion und Osteuropa wollen, wenn Sie Liberalisierung wollen, dann kommen Sie hierher zu diesem Tor! Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor!“

Ronald Reagan (US-Präsident), Rede am Brandenburger Tor (1987)

Häufig findest du in Reden weitere rhetorische Mittel, zum Beispiel die Hyperbel, die Metapher oder die rhetorische Frage.

Welche Stilmittel der Epipher ähneln

Neben der Epipher gibt es weitere Stilmittel, bei denen Wörter wiederholt werden.

Im Unterschied zur Epipher stehen die wiederholten Wörter an anderen Stellen.

Epipher und ähnliche Stilmittel
Stilmittel Stellen der wiederholten Wörter Beispiel
Epipher Ende aufeinander folgender Sätze Ich bin hier,

du bist hier.

Anapher Anfang aufeinander folgender Sätze

(Gegenstück zur Epipher)

Hier bin ich,

hier bist du.

Symploke Anfang und Ende aufeinander folgender Sätze

(Kombination aus Anapher und Epipher)

Jetzt bin ich hier,

jetzt bist du hier.

Kyklos Anfang und Ende eines Satzes Hier bin ich,

du bist hier.

Anadiplose Ende eines Satzes und Anfang des folgenden Satzes Ich bin hier,

hier bist du.

Häufig gestellte Fragen zur Epipher

Woher kommt das Wort Epipher?

Das Wort ‚Epipher‘ kommt vom griechischen ‚epiphora‘, was ‚Hinzufügung‘ oder ‚Zugabe‘ bedeutet.

‚Epiphora‘ setzt sich aus zwei Teilen zusammen: ‚epi‘ (= auf, hinzu) und ‚phero‘ (= tragen).

Mehr über die Bedeutung und Herkunft von Wörtern und Sätzen erfährst du in unseren Artikeln zur Umgangssprache und zu Redewendungen.

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Was sind Anapher und Epipher?

Die Anapher und die Epipher sind Stilmittel, bei denen Wörter wiederholt werden.

Bei der Anapher stehen die wiederholten Wörter am Anfang aufeinander folgender Sätze oder Satzteile, bei der Epipher am Ende.

Beispiel Anapher: Schön ist der Tag, schön ist das Leben.

Beispiel Epipher: Der Tag ist schön, das Leben ist schön.

Die beiden Stilmittel werden eingesetzt, um die wiederholten Wörter hervorzuheben und Aussagen dadurch eindringlicher zu machen.

Wenn du einen Text schreibst und alternative Formulierungen testen willst, kannst du den kostenlosen QuillBot-Dienst ‚Text umschreiben‘ nutzen.

Was ist ein Beispiel für eine Epipher?

Ein Beispiel für eine Epipher ist der folgende Satz:

„Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.“ (Das Evangelium des Matthäus 7, 18, übersetzt von Martin Luther)

Die Epipher ist ein Stilmittel, bei dem Wörter am Ende aufeinander folgender Sätze wiederholt werden (wie im Beispiel ‚Früchte bringen‘).

Sätze mit Epiphern prägen sich Lesenden oft besonders ein.

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.