Antithese | Beispiele, Wirkung und Definition

Das Stilmittel der Antithese ist die Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe oder Gedanken.

Antithese Beispiel
Begriffe: Himmel und Hölle

Gedanken: Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach.

Die Antithese wird durch mindestens zwei Wörter gebildet, die einen inhaltlichen Gegensatz darstellen.

Sie kann aber auch durch die Verwendung mehrerer gegensätzlicher Begriffspaare verstärkt werden.

Beispiel: mehrere Antithesen in einem Satz
„Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:

Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein.“ (Gryphius)

In diesem Gedicht stellt Gryphius das Heute und das Morgen gegenüber, indem er die gegensätzlichen Begriffe ‚heute‘ und ‚morgen‘, ‚baut‘ und ‚reißt ein‘ sowie ‚Städte‘ und ‚Wiese‘ verwendet.

Was ist eine Antithese?

Der Begriff ‚Antithese‘ stammt vom griechischen Wort ‚antithésis‘ ab und bedeutet ‚Gegensatz‘.

Sie kommt häufig in Diskussionen zum Einsatz, wenn unterschiedliche Meinungen dargestellt werden, oder sie kann bewusst als Stilmittel eingesetzt werden.

Antithese in Diskussionen

Eine Antithese kann in Form einer Gegenbehauptung auftreten, die sich direkt auf eine zuvor aufgestellte These (= Behauptung) bezieht.

Das ist zum Beispiel häufig in alltäglichen oder wissenschaftlichen Diskussionen der Fall.

Beispiel: Antithese in einer Diskussion
These: Salz ist ungesund.

Antithese: Salz ist lebensnotwendig.

Das obige Beispiel könnte aus einer Diskussion stammen. Es handelt sich zwar um eine Antithese, aber diese wird nicht als Stilmittel eingesetzt, sondern ergibt sich automatisch aufgrund der Betrachtung unterschiedlicher Meinungen.

Antithese als Stilmittel

Von einem Stilmittel spricht man nur dann, wenn es bewusst eingesetzt wird, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.

Als Stilmittel tritt die Antithese meist in Form gegensätzlicher Begriffe oder Gedanken auf.

Beispiel: Antithese als Stilmittel
Begriffe: Heiße Angebote für die kalte Jahreszeit.

Gedanken: Hochmut kommt vor dem Fall.

Antithese: Beispiele und Anwendungsbereiche

Als Stilmittel findest du die Antithese besonders häufig in den folgenden Bereichen:

  1. Sprichwörter
  2. Werbung
  3. Literatur

1. Sprichwörter

Ein typischer Anwendungsbereich für Antithesen sind Sprichwörter und Redewendungen, die du aus der Alltagssprache kennst.

Antithese: Beispiele in Sprichwörtern
  • Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
  • Harte Schale, weicher Kern.

Das erste Sprichwort im obigen Beispiel besteht aus den gegensätzlichen Begriffen ‚Reden‘ und ‚Schweigen‘ und sagt aus, dass es manchmal besser ist, nichts zu sagen.

Das zweite Beispiel bedeutet, dass eine Person sowohl ‚harte‘ als auch ‚weiche‘ Seiten hat, also beide Gegensätze vereint.

2. Werbung

Antithesen sind ein beliebtes Stilmittel in der Werbung, da sie Aufmerksamkeit erzeugen können und die Einprägsamkeit erhöhen.

Vor allem in Slogans findest du sie häufig.

Antithese: Beispiele aus der Werbung
  • „Sind sie zu stark, bist Du zu schwach.“ (Fishermans Friend)
  • „Der Tag geht, Johnnie Walker kommt.“ (Johnnie Walker)

Im ersten Beispiel besteht die Antithese aus den Adjektiven ‚stark‘ und ‚schwach‘. Dadurch wird der kräftige Geschmack der beworbenen Pastillen betont und eine humoristische Wirkung erzeugt.

Im zweiten Beispiel bilden die Verben ‚geht‘ und ‚kommt‘ eine Antithese. Der Slogan wird dadurch einprägsamer und gleichzeitig wird darauf angespielt, dass Whisky meist am Abend getrunken wird.

3. Literatur

In der Literatur triffst du besonders häufig auf Stilmittel wie die Antithese. Sie werden bewusst eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.

Antithese: Beispiele aus der Literatur
  • Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ (Büchner)
  • Große Häuser und kleine Häuser gibt es, hübsche Häuser und hässliche Häuser, alte Häuser und neue Häuser.“ (Lindgren)

Im ersten Beispiel finden sich zwei Antithesen: ‚Friede‘ und ‚Krieg‘ sowie ‚Hütten‘ und ‚Palästen‘.

Dadurch werden ungleiche Machtverhältnisse und soziale Missstände zwischen dem Adel und der einfachen Bevölkerung thematisiert. Die Antithese verstärkt die angesprochenen inhaltlichen Gegensätze.

Im zweiten Beispiel kannst du erkennen, wie durch eine Antithese Gegensätze betont werden können. Durch die Verwendung mehrerer gegensätzlicher Begriffe wird die Vielfalt der beschriebenen Häuser besonders hervorgehoben.

Antithese: Wirkung

Meist wird die Antithese als Stilmittel eingesetzt, um Gegensätze aufzuzeigen oder zu betonen.

Denn dadurch wird ein besonderer Fokus auf den Kontrast gelenkt, den die gegensätzlichen Begriffe oder Gedanken darstellen.

Komplexität einer Situation betonen

Beispielsweise ist die Antithese gut dafür geeignet, die Komplexität einer Situation hervorzuheben.

Antithese: Beispiel zur Wirkung (Gegensätze betonen)
„Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit, es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Torheit, es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens, es war die Jahreszeit des Lichts, es war die Jahreszeit der Dunkelheit […].“ (Dickens)

Im obigen Beispiel aus dem Roman „Eine Geschichte aus zwei Städten“ werden die Gegensätze zur Zeit der Französischen Revolution eindrücklich beschrieben.

Innere Konflikte oder Zerrissenheit ausdrücken

In Bezug auf Personen kann eine Antithese auch innere Konflikte oder Zerrissenheit ausdrücken.

Antithese: Beispiel zur Wirkung (inneren Konflikt darstellen)
„O welche Wonne, welcher Schmerz!“ (Goethe)

Mit den Begriffen ‚Wonne‘ und ‚Schmerz‘ wird auf das Gefühlschaos in der beschriebenen Situation hingewiesen.

Lesende zum Nachdenken bringen

In der Literatur hat die Antithese zudem häufig die Funktion, die Lesenden zum Nachdenken zu bringen.

Antithese: Beispiel zur Wirkung (zum Nachdenken anregen)
Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ (Brecht)

Das obige Beispiel ist eine Anregung, über die Ungleichheiten in der Gesellschaft nachzudenken.

Aufmerksamkeit erzeugen

Wie alle Stilmittel dient die Antithese auch dazu, Aufmerksamkeit zu erzeugen und einprägsame Formulierungen zu schaffen.

Diese Wirkung wird vor allem in der Werbung genutzt.

Antithese: Beispiel zur Wirkung (Einprägsamkeit erhöhen)
„Für kleine Hunde mit großen Ansprüchen.“ (Cesar)

Im obigen Beispiel wird die Antithese aus den Wörtern ‚klein‘ und ‚groß‘ gebildet. Das erhöht die Einprägsamkeit des Slogans und erzeugt eine humoristische Wirkung.

Eigenschaften eines Produkts betonen

Durch das Stilmittel können auch bestimmte Eigenschaften eines Produkts betont werden.

Antithese: Beispiel zur Wirkung (Produkteigenschaften betonen)
Halbes Koffein, volles Verwöhnaroma.“ (Jacobs)

Mit den Begriffen ‚halbes‘ und ‚volles‘ wird einerseits der reduzierte Koffeingehalt des Produkts angesprochen und andererseits der gute Geschmack betont.

These – Antithese – Synthese

These, Antithese und Synthese sind drei Elemente, die du häufig in Diskussionen oder argumentativen Texten findest.

Die These ist eine Behauptung und die Antithese eine Gegenbehauptung. Die Synthese ist eine Kombination aus beiden. Sie ist der Versuch, den Widerspruch zwischen These und Antithese aufzulösen.

Beispiel: These, Antithese und Synthese
These: Salz ist ungesund.

Antithese: Salz ist lebensnotwendig.

Synthese: Eine gewisse Menge an Salz ist lebensnotwendig, aber zu viel Salz ist schädlich.

Im obigen Beispiel kannst du erkennen, dass mit einer These eine Behauptung aufgestellt wird.

Die Antithese bezieht sich auf diese Behauptung und stellt eine Gegenbehauptung auf.

Die Synthese bezieht sich sowohl auf die These als auch auf die Antithese und bietet eine Lösung oder eine neue Erkenntnis.

Dieses Prinzip aus These, Antithese und Synthese ist besonders in Fachtexten und wissenschaftlichen Arbeiten von Bedeutung. Denn es hilft dabei, logisch und strukturiert zu argumentieren.

Beachte
Die Antithese wird in diesem Kontext allerdings nicht als Stilmittel verwendet. Sie soll keine bestimmte Wirkung erzielen, sondern ergibt sich automatisch durch das Anführen unterschiedlicher Argumente.

Kombination mit anderen Stilmitteln

Die Antithese wird oft mit anderen rhetorischen Mitteln kombiniert. Besonders häufig wird sie mit den folgenden Stilfiguren verbunden:

  1. Parallelismus
  2. Chiasmus

1. Parallelismus

Der Parallelismus ist ein Stilmittel, bei dem zwei Aussagen eine parallele Struktur aufweisen.

Das bedeutet, dass die Satzglieder in zwei (Teil-)Sätzen dieselbe Reihenfolge haben.

Im folgenden Beispiel bestehen beide Sätze aus Subjekt, Prädikat und Objekt.

Parallelismus Beispiel
Satz 1: Ich mag den Sommer.

Satz 2: Du magst den Winter.

Die Kombination von Antithese und Parallelismus wird auch als ‚antithetischer Parallelismus‘ bezeichnet.

Antithetischer Parallelismus Beispiele 
  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. (Sprichwort)
  • „Der Wahn ist kurz, die Reue ist lang“ (Schiller)
  • „Nichts ist so schwer wie die Liebe, nichts so leicht wie der Hass.“ (Shakespeare)

2. Chiasmus

Der Chiasmus ist eine Stilfigur, bei der zwei Aussagen kreuzweise angeordnet sind.

Das bedeutet, dass die Satzglieder in zwei (Teil-)Sätzen eine gespiegelte Reihenfolge aufweisen.

Im folgenden Beispiel bestehen beide Sätze aus Subjekt, Prädikat und Objekt. Diese sind aber im zweiten Satz gespiegelt angeordnet.

Chiasmus Beispiel 
Satz 1: Ich mag den Sommer.

Satz 2: Den Winter magst du.

Die Kombination von Antithese und Chiasmus wird auch als ‚antithetischer Chiasmus‘ bezeichnet.

Antithetischer Chiasmus Beispiele
  • Der Einsatz war groß, klein war der Gewinn. (Sprichwort)
  • „Ach Gott! Die Kunst ist lang! Und kurz ist unser Leben.“ (Goethe)
  • Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit.“ (Schiller)

Ähnliche Stilmittel

Es gibt Stilmittel, die der Antithese sehr ähnlich sind.

Wenn du eine Antithese bestimmen möchtest, solltest du die Unterschiede zu folgenden Stilmitteln kennen:

  1. Paradoxon
  2. Oxymoron

1. Paradoxon

Bei einem Paradoxon handelt es sich um eine Aussage, die einen scheinbaren Widerspruch beinhaltet.

Bei näherer Betrachtung wird allerdings klar, dass es gar keinen Widerspruch gibt, sondern sich ein tieferer Sinn hinter der Aussage verbirgt.

Das Stilmittel wird deshalb auch als ‚Scheinwiderspruch‘ bezeichnet.

Paradoxon Beispiele
  • Weniger ist mehr.
  • Der König ist tot. Es lebe der König.
  • Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Beispielsweise wirkt der Satz ‚Weniger ist mehr.‘ auf den ersten Blick widersprüchlich. Denkt man darüber nach, zeigt sich jedoch der tiefere Sinn: Eine geringere Quantität führt häufig zu einer höheren Qualität.

Beim Paradoxon findest du häufig überspitzte oder widersinnige Formulierungen. Diese sollen die Lesenden irritieren und dazu bringen, über die Aussage nachzudenken.

Unterschied zur Antithese: Beim Paradoxon wirkt die Aussage nur auf den ersten Blick wie ein Widerspruch. Hinter ihr verbirgt sich jedoch ein tieferer Sinn.

Bei der Antithese hingegen wird die Gegensätzlichkeit von zwei Begriffen oder Gedanken betont. Die Aussage enthält aber keinen Widerspruch.

2. Oxymoron

Beim Oxymoron werden Begriffe miteinander gekoppelt, die sich gegenseitig ausschließen.

Die Begriffe stehen dabei direkt nebeneinander (Adjektiv + Substantiv) oder werden zu einem Wort kombiniert (Kompositum).

Oxymoron Beispiele
Adjektiv + Substantiv:

  • offenes Geheimnis
  • stummer Schrei

Kompositum:

  • Hassliebe
  • heißkalt

Beispielsweise schließen sich die Begriffe ‚offen‘ und ‚Geheimnis‘ gegenseitig aus, denn ein Geheimnis ist dadurch gekennzeichnet, dass es nicht bekannt ist.

Mit der Formulierung soll verdeutlicht werden, dass es sich bei einer Information zwar theoretisch um ein Geheimnis handelt, sie aber vielen Menschen bekannt ist. Die Information ist also sowohl geheim als auch offen.

Unterschied zur Antithese: Beim Oxymoron werden Begriffe kombiniert, die sich gegenseitig ausschließen. Bei der Antithese werden lediglich Gegensätze betont.

Zudem werden die Begriffe beim Oxymoron in der Regel gekoppelt und bilden einen neuen Begriff, während das bei der Antithese nicht der Fall ist.

Unterschied zum Paradoxon: Beim Paradoxon besteht nur scheinbar ein Widerspruch, während ein Oxymoron aus zwei Begriffen gebildet wird, die sich gegenseitig ausschließen.

Häufig gestellte Fragen zur Antithese

Ist eine Antithese eine Wortfigur?

Nein, bei der Antithese handelt es sich um eine Gedankenfigur. Denn sie basiert auf der inhaltlichen (gedanklichen) Gegensätzlichkeit von Begriffen.

Von einer Wortfigur spricht man, wenn Wörter hinzugefügt, entfernt, umgestellt oder wiederholt werden. Sie operiert also auf Wortebene.

Was ist der Unterschied zwischen einer Antithese und einem Oxymoron?

Bei der Antithese werden Gegensätze betont, indem zwei gegensätzliche Begriffe einander gegenübergestellt werden. Es besteht jedoch kein Widerspruch.

  • Beispiel: „Nichts ist so schwer wie die Liebe, nichts so leicht wie der Hass.“ (Shakespeare)

Beim Oxymoron werden zwei Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen, kombiniert. Es entsteht ein neues Wort oder eine neue Wortgruppe, die einen logischen Widerspruch beinhaltet.

  • Beispiel: Hassliebe
Welche Wirkung hat eine Antithese?

Mit einer Antithese kannst du Gegensätze betonen.

In der Literatur wird diese Wirkung beispielsweise eingesetzt, um die Komplexität einer Situation zu verdeutlichen, innere Konflikte darzustellen oder die Lesenden zum Nachdenken anzuregen.

Zudem kannst du durch eine Antithese einprägsame Formulierungen schaffen.

Diese Wirkung findet vor allem in der Werbung und in Sprichwörtern Anwendung.

Welche Beispiele gibt es für rhetorische Mittel?

Es gibt z. B. die folgenden rhetorischen Mittel:

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Lisa Einkemmer

Lisa hat einen Masterabschluss in Translationswissenschaft für Deutsch, Englisch und Spanisch. Sie hat eine Leidenschaft für Sprachen und ist seit fast 10 Jahren als Lektorin, Content-Writerin und Übersetzerin tätig.