Neologismus | Wirkung, Definition und Beispiele
Ein Neologismus ist ein neu geprägtes Wort oder eine neue Bedeutung für ein bestehendes Wort.
Neologismen werden geschaffen,fom um neue Konzepte oder Phänomene zu beschreiben. Sie sind oft durch Veränderungen in Kultur, Gesellschaft und Technologie bedingt.
Obwohl sie sich noch nicht im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt haben, gewinnen einige Neologismen im Laufe der Zeit immer mehr an Akzeptanz.
Zum Beispiel googeln wir Dinge, twittern wir unsere Meinung und regen uns auf, wenn uns jemand ghostet.
Was ist ein Neologismus?
Ein Neologismus ist ein neu geprägtes Wort oder ein neu geprägter Satz, das bzw. der sich allmählich in der Bevölkerung durchsetzt. Manchmal sind Neologismen schon bestehende Wörter, die eine neue Bedeutung erhalten.
Ein Beispiel dafür ist ‚woke‘. Laut Duden bezeichnet das Wort jemanden, der in hohem Maß politisch wach und engagiert ist, vor allem gegen (rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung.
Das Wort wurde im Laufe der Zeit zu einem negativen Begriff für linksgerichtete Bewegungen und Ideologien.
Neologismen stehen für die sich verändernde Natur der Sprache. Wir brauchen neue Wörter, um neue Konzepte und Verhaltensweisen zu beschreiben.
Diese neuen Wörter stammen aus verschiedenen Quellen, z. B. aus technologischen Entwicklungen, der Popkultur und der Literatur.
Neologismen können sich im Laufe der Zeit durchsetzen. Sobald eine Wortneuschöpfung vollständig in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen ist, wird sie in der Regel von Wörterbüchern übernommen. Sie ist dann kein Neologismus mehr.
Der Neologismus wird oft zu den Stilmitteln gezählt. Weitere Stilmittel sind:
Was sind die verschiedenen Arten von Neologismen?
Neologismen können z. B. durch Akronyme, Abkürzungen, Komposition oder weiteres entstehen:
Art | Definition |
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Akronym | Verwendung des jeweils ersten Buchstabens eines Wortes, um ein neues Wort zu bilden.
Beispiel: UNO (United Nations Organization) |
Abkürzung | Bildung verkürzter Wörter aus längeren Wörtern, ohne die Klasse oder Bedeutung des Wortes zu ändern.
Beispiel: Mathe (Mathematik) |
Ableitung (=Derivation) | Schaffung eines neuen Wortes durch Hinzufügen einer Vor- oder einer Nachsilbe zu einem bestehenden Wort.
Beispiel:unfriend (von ‚un‘ + ‚friend‘), podcaster (von ‚podcast‘) |
Bedeutungsverschiebung | Ein bestehendes Wort erhält eine neue Bedeutung.
Beispiel: Eine Maus kann ein Säugetier oder ein Computergerät sein. In ähnlicher Weise bezeichnete ‚viral‘ ursprünglich etwas, das mit einem Virus zu tun hatte, und ‚tweet‘ bezog sich auf Vogelstimmen. |
Lehnwort | Wörter, die in einer anderen Sprache schon lange existieren, aber erst in jüngerer Zeit ins Deutsche importiert wurden.
Beispiel: Tacheles, Pyjama |
Komposition | Zusammensetzen von zwei oder mehr Wörtern.
Beispiel: Impfgegner (von ‚impfen‘ + ‚Gegner‘), Homeoffice (von ‚home‘ + ‚office‘) |
Portmanteau (= Kofferwort) | Zwei oder mehr Wörter werden durch Verschmelzen oder Weglassen einiger Buchstaben und Laute kombiniert
Beispiel: Frappuccino (aus ‚frappe‘ + ‚cappuccino‘), Brunch (aus ‚breakfast‘ + ‚lunch‘) |
Rückbildung | Entfernen eines Teils eines Wortes, um ein neues Wort zu bilden, wobei sich die Klasse des Wortes (meist vom Substantiv zum Verb) oder die Bedeutung ändert.
Beispiel: Substantiv ‚Fernsehen‘ (von Verb ‚fernsehen‘), Verb ‚babysitten‘ (von Substantiv ‚Babysitter‘) |
Neologismus: Beispiele
Während der COVID-19-Pandemie sind viele Neologismen entstanden.
Sie haben den Menschen geholfen, ihre Erfahrungen und Sorgen im Zusammenhang mit der Pandemie auszudrücken und sich gleichzeitig über die Situation lustig zu machen.
- Corona-Cuts: schlechte Haarschnitte, die zu Hause durchgeführt werden
- Covideo-Party: eine Online-Fernseh- oder Filmparty, bei der man sich zur selben Zeit online verbunden etwas anschaut, während man allein zu Hause ist
- Covidiot: abwertende Bezeichnung für jemanden, der sich nicht an Vorschriften oder Richtlinien hält, die die Verbreitung von Krankheiten verhindern sollen
- WFH: Akronym für ‚work from home‘ (= Arbeit von zu Hause aus)
- Zoom-Fatigue (Zoom-Müdigkeit): Müdigkeit, die durch die übermäßige Nutzung von Videokonferenzplattformen wie Zoom für Fernarbeit, Lernen und soziale Kontakte entsteht
- Quarantini: ein selbstgemachter Cocktail, der während einer Quarantäne oder Selbstisolierung zubereitet wird
Viele Wörter, die heute zum alltäglichen Sprachgebrauch gehören, sind als Neologismen entstanden und haben ihren Ursprung in der Literatur.
Bananenrepublik: Der amerikanische Schriftsteller O. Henry prägte den Begriff zur Beschreibung der fiktiven Republik Anchurien in seinem Buch „Cabbages and Kings“.
Später wurde er zum Synonym für ein politisch instabiles Land, dessen Wirtschaft von ausländischen Interessen dominiert wird und das in der Regel von einem einzigen Exportgut wie Bananen abhängig ist.
In Deutschland wird dieser Neologismus im Zusammenhang mit der ehemaligen DDR verwendet.
Big Brother: Der von George Orwell in seinem Roman „1984“ geprägte Begriff ‚Big Brother‘ bezieht sich auf einen totalitären Führer oder eine totalitäre Regierung. Er bzw. sie hat alle Macht und versucht, das Verhalten und die Gedanken der Menschen zu kontrollieren und ihre Freiheit einzuschränken.
Mittlerweile trägt eine Reality-Show im Fernsehen, bei der die Teilnehmenden permanent unter Beobachtung stehen, den Titel „Big Brother“.
Schriftsteller/-innen erfinden oft Wörter, wenn es kein passendes Wort gibt, das ihre Aussage transportieren kann. In Stefan Zweigs Novelle mit dem Titel „Schachnovelle“ weist er die Lesenden auf den Neologismus hin:
Ein weiteres literarisches Beispiel ist ‚Zamonien‘ aus dem Roman „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“.
In diesem gibt es die „Buchlinge“ (eine Daseinsform, die Bücher verehrt), die „Schrecksen“ (schreckliche Wesen, die angebliche Eigenschaften von Hexen haben) und das „Ormen“ (ein Ratespiel).
Neologismen können auch aus anderen Quellen stammen, unter anderem aus den Medien und der Popkultur.
- Digital Detox: bewusste Reduzierung der Zeit, die man mit seinen Geräten online verbringt, oder kompletter Verzicht
- Crowdsourcing: die Praxis, Informationen, Dienstleistungen, Spenden oder Ideen von einer großen Anzahl von Menschen zu erhalten, normalerweise online
- FOMO: Abkürzung für ‚fear of missing out‘ (die Angst, etwas zu verpassen, z. B. ein lustiges Ereignis oder eine Aktivität; entsteht insbesondere durch soziale Medien)
- Selfie: ein Foto, das man von sich selbst macht, normalerweise mit einem Smartphone
- Meme: ein meist humorvoller Inhalt wie ein Video oder ein Bild, der online weit verbreitet wird
- Troll: jemand, der aufrührerische, irrelevante oder beleidigende Kommentare online stellt, um andere Benutzer/-innen zu ärgern oder Aufmerksamkeit zu erregen
- Doomscrolling: übermäßig viel Zeit damit verbringen, online durch Nachrichten oder andere Inhalte zu scrollen, die einen traurig, ängstlich, wütend usw. machen
- App: Abkürzung für ‚Application‘ (d. h. eine Software-Anwendung)
- Bromance: eine Mischung aus ‚Bruder‘ und ‚Romanze‘; eine enge, freundschaftliche, nicht sexuelle Beziehung zwischen Männern
- Staycation: ein Urlaub, den man zu Hause oder in der Nähe seines Wohnortes verbringt, anstatt an einen anderen Ort zu reisen
- Workation: wenn man Arbeit (‚work‘) und Urlaub (‚vacation‘) kombiniert und arbeitet, während man reist
- Emoji: ein kleines digitales Bild oder ein bildliches Symbol, das eine Sache, ein Gefühl, ein Konzept usw. darstellt und in der Online-Kommunikation verwendet wird
- Ostalgie: die Sehnsucht nach dem Leben in der ehemaligen DDR, gebildet aus ‚Ost(deutschland)‘ und ‚Nostalgie‘
Häufig gestellte Fragen zum Neologismus
- Was ist der Unterschied zwischen Neologismus und Slang?
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Neologismen und Slang unterscheiden sich durch ihren Ursprung, ihren Zweck und ihre Akzeptanz.
- Neologismen sind neu geschaffene Wörter, um neue Konzepte auszudrücken. Diese Wörter können mit der Zeit allgemein anerkannt und Teil der Standardsprache werden. Neologismen können z. B. aus kulturellen Verschiebungen oder technologischen Entwicklungen stammen.
- Slangs sind informelle, nicht standardisierte Wörter oder Ausdrücke, die von einer bestimmten demografischen oder sozialen Gruppe verwendet werden. Sie können verwendet werden, um Kameradschaft auszudrücken oder eine Haltung oder ein Gefühl zu vermitteln. So sind z. B. ‚Digga‘ und ‚boah‘ umgangssprachliche Ausdrücke. Einige Slangwörter wie ‚Jazz‘ können zu Neologismen werden und in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen.
Kurz gesagt sind Neologismen eine Reaktion auf breitere gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen. Slangs entstehen hingegen aus dem informellen Sprachgebrauch innerhalb bestimmter sozialer Gruppen oder Gemeinschaften.
Neologismen können im Laufe der Zeit breiter akzeptiert werden, während Slangs in der Regel ihre informellen und subkulturellen Assoziationen behalten.
- Was ist ein Beispiel für einen Neologismus?
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Ein Beispiel für einen Neologismus ist ‚deepfake‘, eine Mischung aus den Worten ‚deep learning‘ und ‚fake‘.
Es beschreibt eine Methode, Bilder, Audio- oder Videomedien mithilfe von künstlicher Intelligenz so zu manipulieren, dass Menschen ihre Fälschung kaum wahrnehmen können.
- Was ist ein Beispiel für einen Neologismus im Gedicht?
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Es finden sich viele Beispiele für einen Neologismus im Gedicht, z. B. „O taumelbunte Welt“ in Hermann Hesses Gedicht „Vergänglichkeit“ von 1919
Ein weiteres Beispiel ist die Zeile „Ich bin so knallvergnügt erwacht“ aus dem Gedicht „Morgenwonne“ von Joachim Ringelnatz.