Pathos | Bedeutung, Definition & Beispiele

Pathos ist ein emotionaler Appell, der eingesetzt wird, um bei einem Publikum eine bestimmte emotionale Reaktion hervorzurufen.

In der Regel handelt es sich dabei um Gefühle wie Mitleid, Sympathie oder Kummer. Die Absicht ist, das Publikum dazu zu bringen, sich so zu fühlen, wie der Autor oder Redner es möchte.

Pathos Beispiel
Werbung, die Menschen dazu ermutigt, einen geretteten Hund zu adoptieren, zeigt oft herzzerreißende Bilder von ausgesetzten, verletzten oder unterernährten Hunden.

Diesen Bildern werden oft Geschichten von geretteten Hunden gegenübergestellt, die ihre Notlage überwunden haben, begleitet von aufmunternder Musik, um beim Publikum Mitgefühl und Mitleid zu wecken.

‚Pathos‘ ist ein Begriff, der vor allem in überzeugenden Reden und Schriften verwendet wird, der uns aber auch in der Literatur, im Film und in der Werbung begegnet.

Was ist Pathos?

Pathos‘ (= Appell an die Emotionen) ist eine Form des Ausdrucks, die versucht, die Emotionen, Werte oder Überzeugungen des Publikums anzusprechen.

Ziel ist es, das Publikum durch bestimmte Emotionen von einem Standpunkt zu überzeugen oder es zum Handeln zu bewegen.

Pathos kann auf verschiedene Weise ausgedrückt werden, zum Beispiel durch Worte, Bilder, Musik oder Körpersprache.

Emotionen haben Einfluss auf die Urteilsbildung. Wenn jemand es schafft, unsere Gefühle anzusprechen, bauen wir eine persönliche Verbindung zu seiner Botschaft auf, durch das Gefühl, uns persönlich mit dem Thema identifizieren zu können.

Diese emotionale Verbindung macht die Botschaft glaubwürdiger und uns für sie empfänglicher.

Die Kehrseite des Pathos ist, dass damit auch manipuliert werden kann. Indem z. B. Politiker und Politikerinnen an unsere Gefühle appellieren, können sie versuchen, unsere Logik zu umgehen.

So können sie uns dazu bringen, ihre Agenda zu unterstützen, ohne ihre Argumente gründlich zu bewerten.

Ethos, Pathos, Logos

Pathos, Ethos und Logos sind die drei grundlegenden Formen der Überzeugung, die vom Philosophen Aristoteles aufgestellt wurden. Sie werden manchmal auch als rhetorisches Dreieck bezeichnet.

Wenn sie im Gleichgewicht sind, können sie ein abgerundetes, überzeugendes Argument bilden, das ein Publikum auf verschiedenen Ebenen anspricht.

  • Ethos, oder ethischer Appell, bezieht sich auf den Charakter, den der Redner oder die Rednerin bzw. der Autor oder die Autorin darstellen möchte. Status oder Fachwissen wird vermittelt, so dass das Publikum ihn oder sie eher für glaubwürdig hält und Vertrauen hat.
    • Beispiel: Zahnpasta-Werbung, in der die Aussagen von Zahnärzten und Zahnärztinnen angepriesen werden, nutzt diese Art von Appell.
  • Pathos (= pathetischer Appell) bezieht sich auf den emotionalen Zustand des Publikums. Aus heutiger Sicht sind Pathos-Appelle psychologische Appelle, die versuchen, das Publikum auf einer emotionalen Ebene zu beeinflussen. Dazu gehören auch die Werte und Überzeugungen des Publikums.
    • Beispiel: Patriotismus ist ein Ideal mit einer starken emotionalen Komponente.
  • Logos, oder Appell an die Logik, bezieht sich auf das Argument selbst. Die Logik des Publikums wird angesprochen, indem sachliche Informationen und Statistiken präsentiert, mehrere Quellen zitiert und klare Verbindungen zwischen Ideen hergestellt werden.
    • Beispiel: Eine wissenschaftliche Arbeit liefert Logos durch methodische Forschung und empirische Beweise, die sie präsentiert.

Obwohl diese rhetorischen Appelle gut zusammen funktionieren, müssen wir nicht alle drei in jedes Argument einbauen. Es ist wichtig zu überlegen, welche Kombination am besten zum Kommunikationskontext und zum jeweiligen Thema passt.

Die Verwendung rhetorischer Appelle führt nicht immer zu einer soliden Argumentation. Manchmal wird ein Appell auf Kosten eines anderen überstrapaziert.

So können Schreibende beispielsweise Beweise durch Emotionen ersetzen, um ihre fehlerhafte Logik oder ihr mangelndes Wissen zu verbergen.

In diesem Fall ist das Argument fehlerhaft, und wir nennen es einen emotionalen Fehlschluss.

Beachte
Es ist wichtig zu wissen, dass sich rhetorische Appelle überschneiden können.

Die Verwendung glaubwürdiger Quellen in akademischen Texten fällt zum Beispiel sowohl unter Ethos als auch unter Logos.

Das Zitieren zuverlässiger Quellen zeigt, dass der Autor akademische Schreibstandards einhält (Ethos).

Es zeigt aber auch, dass er sein Schreiben mit Beweisen untermauern kann (Logos).

Beispiele für Pathos

Pathos ist ein rhetorischer Appell, den Redner und Rednerinnen einsetzen, um mit ihrem Publikum in Verbindung zu treten und es zu Veränderungen zu bewegen.

Die ‚Gettysburg Address‘ (1863) des US-Präsidenten Abraham Lincoln ist ein Beispiel für die Verwendung von Pathos (und Ethos). Er reflektiert dabei über die Bedeutung des amerikanischen Bürgerkriegs.

In dieser Rede wird der Krieg im Hinblick auf die Ideale der Gründerväter dargestellt („eine neue Nation, die in Freiheit erschaffen wurde und sich dem Grundsatz verschrieben hat, dass alle Menschen gleich geschaffen sind“).

Pathos Beispiel
„Wir sind gekommen, um einen Teil dieses Feldes zu weihen, als letzte Ruhestätte für diejenigen, die hier ihr Leben gaben, damit diese Nation leben kann.

Es ist nur recht und billig, dass wir das tun. Aber im weiteren Sinne können wir diesen Boden nicht einweihen, wir können ihn nicht weihen, wir können ihn nicht heiligen.

Die tapferen Männer, lebende und tote, die hier gekämpft haben, haben ihn geweiht, weit mehr als unsere armselige Macht, etwas hinzuzufügen oder abzuziehen.

Die Welt wird kaum zur Kenntnis nehmen und sich nicht lange an das erinnern, was wir hier sagen, aber sie kann niemals vergessen, was sie hier getan haben.

Es ist vielmehr an uns Lebenden, uns hier dem unvollendeten Werk zu widmen, das sie, die hier gekämpft haben, bisher so edel vorangebracht haben.“

In dieser Passage verwendet Lincoln eine emotionsgeladene Sprache. Damit will er an das Gefühl der Zuhörer für ein gemeinsames Ziel und die Ehrfurcht vor den Gefallenen der Schlacht appellieren (Appell an das Pathos).

Gleichzeitig tragen seine Betonung der Erfüllung moralischer Pflichten und seine Verweise auf die Gründerväter zu seiner Glaubwürdigkeit bei (Appell an das Ethos).

Memoiren nutzen Pathos, um fesselnde Erzählungen zu schaffen und eine emotionale Bindung zum Leser aufzubauen.

Pathos Beispiel
In ihren Memoiren teilen die Autorinnen und Autoren ihre Erinnerungen an einen wichtigen Teil ihres Lebens und erzählen von ihren Kämpfen und Triumphen.

Cheryl Strayed beschreibt in ihren Memoiren „Wild: From Lost to Found on the Pacific Crest Trail“ ihre 1100 Meilen lange Wanderung auf dem Pacific Crest Trail als eine Reise der Selbstentdeckung.

Nach dem plötzlichen Verlust ihrer Mutter, einer zentralen Figur in ihrem Leben, gerät Strayed in eine Spirale. Sie kämpft mit ihrer Trauer und persönlichen Problemen und begibt sich ohne jegliche Wandererfahrung auf die Reise.

Die emotionale Anziehungskraft liegt in der rohen und ehrlichen Darstellung der Trauer, der emotionalen und physischen Herausforderungen ihrer Reise sowie der Erkenntnisse, die sie auf ihrem Weg gewinnt.

Mit ihrer lebendigen und anschaulichen Sprache fängt Strayed die universelle menschliche Erfahrung ein, mit Verlust und Trauer umzugehen.

Wie Du Pathos erkennst

Willst Du versuchen, Pathos zu erkennen, solltest Du auf folgende Punkte achten:

  • Ausdrucksstarke Beschreibungen: Detaillierte Beispiele und anschauliche Bilder geben uns das Gefühl, das Beschriebene gesehen oder erlebt zu haben.
  • Erzählen von Geschichten: Geschichten können helfen, dass wir uns in die Sprechenden oder die von einem Problem Betroffenen einfühlen. Sie können abstrakte Themen wie Arbeitslosigkeit oder Krieg nahbar machen, indem sie unsere Aufmerksamkeit auf eine davon betroffene Person lenken.
  • Bildhafte Sprache: Metaphern (z. B. ‚Die Zeit ist ein Dieb‘) und Gleichnisse (z. B. ‚Mutig wie ein Löwe‘) können starke Bilder hervorrufen, die zum Nachdenken anregen und dem Publikum helfen, sich auf einer tieferen Ebene mit dem Thema zu verbinden.
  • Aufgeladene Sprache: Emotional aufgeladene Wörter rufen lebhafte Bilder hervor. Die Formulierung ‚Der Teenager mit dem gebrochenen Herzen schluchzte nach der verheerenden Trennung unkontrolliert‘ löst etwas ganz anderes aus als ‚Der Teenager weinte nach der Trennung‘.
  • Nonverbale Kommunikation: Gesichtsausdruck, Tonfall und Körperhaltung können die emotionale Resonanz einer Nachricht verstärken.

Häufig gestellte Fragen zu Pathos

Was ist ein Beispiel für Pathos?

Ein Beispiel für Pathos findet sich in Martin Luther Kings „I Have a Dream“-Rede.

King verwendet anschauliche Bilder, um die Rassentrennung darzustellen (z. B. „Ketten der Diskriminierung“).

Zudem appelliert er in seiner Rede an gemeinsame Werte (z. B. indem er den Kampf für die Bürgerrechte mit den Gründungsprinzipien der USA in Verbindung bringt).

Was sind Logos, Pathos und Ethos?

Logos, Pathos und Ethos sind die drei Arten der Überzeugung bzw. der Überredung von Menschen. Genauer gesagt:

  • Der Logos appelliert an die Vernunft des Publikums. Dabei werden logische Argumente, Statistiken und Fakten präsentiert.
  • Pathos appelliert an die Gefühle des Publikums. Es geht darum, die Emotionen des Publikums durch Geschichten oder suggestive Sprache zu beeinflussen, um den Standpunkt der sprechenden Person zu akzeptieren.
  • Ethos appelliert an die Glaubwürdigkeit der sprechenden oder schreibenden Person. Es geht darum, die Autorität, die Vertrauenswürdigkeit und den moralischen Charakter der sprechenden oder schreibenden Person herauszustellen und das Publikum dazu zu bringen, ihr zu vertrauen.
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Dr. Constanze Wilkie-Fiebach

Conny hat einen Doktortitel in Literatur, ist ausgebildete DaF-Lehrerin und unterrichtet seit 15 Jahren an der Uni. Jegliche Art des Schreibens, von kreativ bis wissenschaftlich, mag sie sehr.