Akkumulation | Definition, Beispiele und Wirkung
In der Rhetorik versteht man unter einer Akkumulation ein Stilmittel, bei dem mehrere thematisch verwandte Begriffe aneinandergereiht werden.
Man spricht deshalb auch von einer Worthäufung.
Thematisch verwandte Begriffe erkennst du daran, dass sie einem Sammelbegriff oder einer Kategorie zugeordnet werden können. Im obigen Beispiel wäre der Sammelbegriff ‚Farben‘.
Du kannst Akkumulationen mit unterschiedlichen Wortarten formulieren, zum Beispiel mit Substantiven, Verben oder Adjektiven.
Was ist eine Akkumulation?
Die Wortfigur der Akkumulation wird häufig in der Werbesprache, in literarischen Texten sowie in Ansprachen und Vorträgen verwendet. Denn sie ist einprägsam und kann einen Text lebhafter und anschaulicher gestalten.
Der Begriff ‚Akkumulation’ wird auch in anderen Fachgebieten verwendet, allerdings hat er dort eine andere Definition:
- In der Wirtschaft bezeichnet ‚Akkumulation‘ die Erweiterung des bestehenden Kapitals durch Investitionen.
- In der Biologie bezeichnet ‚Akkumulation‘ die Anhäufung von Substanzen in Lebewesen (Zellen, Organen, Geweben) oder Ökosystemen.
- In der Geografie bezeichnet ‚Akkumulation‘ die Ablagerung von Sedimenten wie Kies oder Sand durch Flüsse, das Meer oder den Wind.
Akkumulation: Beispiele zur Erklärung
Die thematisch verwandten Begriffe bei der Akkumulation können einem Sammelbegriff oder einer Kategorie zugeordnet werden.
Der Sammelbegriff muss aber nicht explizit erwähnt werden. Häufig wird er weggelassen, da ohnehin deutlich erkennbar ist, zu welcher Kategorie die Begriffe gehören.
In diesem Beispiel ist deutlich, dass es sich bei den Begriffen um Fähigkeiten bzw. Soft Skills handelt. Deshalb ist es nicht nötig, den Sammelbegriff zu nennen.
Akkumulation: Beispiel aus der Werbung
Es kann auch bewusst damit gespielt werden, den Sammelbegriff nicht zu nennen, beispielsweise in der Werbung.
In diesem bekannten Slogan von Ritter Sport wird der Sammelbegriff nicht explizit erwähnt. Es wird damit gespielt, dass die drei genannten Eigenschaften auf die Schokolade zutreffen und damit das Produkt den Sammelbegriff bildet.
Akkumulation: Beispiel aus der Literatur
Auch in der Literatur bleibt der Sammelbegriff häufig unerwähnt.
Das kann zum Beispiel dazu dienen, die Lesenden zum Nachdenken anzuregen oder um Informationen bildhafter und detaillierter darzustellen.
Im obigen Beispiel aus dem Roman ‚Jugend ohne Gott‘ von Ödön von Horváth geht es um Eltern, die zu einer Sprechstunde erscheinen. Es wird kein Sammelbegriff genannt. Die Lesenden müssen sich selbst ein Bild machen.
Auch die Position des Sammelbegriffs im Satz spielt keine Rolle. Er kann vor, nach oder zwischen den thematisch verwandten Begriffen stehen.
Akkumulation: Wirkung und Funktionen
Die Akkumulation kann je nach Gestaltung und Anwendungsbereich verschiedene Funktionen erfüllen und eine unterschiedliche Wirkung auf die Lesenden haben.
Die wichtigsten Funktionen der Akkumulation sind:
- sprachliche Bilder erzeugen
- Texte lebhafter und unterhaltsamer gestalten
- Gefühle verdeutlichen
- Aussagen verständlicher gestalten
- Informationen mit Details ausschmücken
- Einprägsamkeit steigern
Beliebte Anwendungsfelder der Akkumulation sind:
1. Akkumulation in der Werbung
In der Werbung wird die Akkumulation eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erregen und Texte einprägsamer sowie überzeugender zu gestalten.
Die beiden obigen Beispiele sind Slogans der Versicherung DEVK. Der Sammelbegriff wird nicht explizit erwähnt, aber es ist klar, dass es sich dabei um das Unternehmen selbst handelt.
Die Akkumulation erhöht die Einprägsamkeit und damit den Wiedererkennungswert der Marke. Die gewählten Begriffe sollen die Kundschaft von den Vorteilen des Unternehmens überzeugen.
Im zweiten Beispiel wird zusätzlich zur Akkumulation auch das Stilmittel der Alliteration eingesetzt. Von einer Alliteration spricht man, wenn mehrere Wörter hintereinander denselben Anfangsbuchstaben haben.
2. Akkumulation in Ansprachen und Vorträgen
In Ansprachen und Vorträgen wird die Akkumulation häufig verwendet, um möglichst viele der Anwesenden direkt anzusprechen.
Im obigen Beispiel werden auf einer Hochzeitsfeier alle anwesenden Personengruppen erwähnt. So kann die Ansprache persönlicher gestaltet werden.
Die Akkumulation findet auch im Kontext von Politik oder Wirtschaft häufig Anwendung.
Das obige Beispiel könnte von einer Unternehmensfeier stammen, bei der sich die Unternehmensführung bei allen Mitarbeitenden bedanken möchte.
Die Akkumulation soll dazu beitragen, dass sich alle Mitarbeitenden einbezogen und wertgeschätzt fühlen. Würde die Ansprache hingegen nur den Begriff ‚Mitarbeitende‘ oder ‚Angestellte‘ beinhalten, würden sich manche Personen vielleicht nicht direkt angesprochen fühlen.
3. Akkumulation in der Literatur
In der Literatur spielen Stilmittel wie die Akkumulation eine große Rolle.
Die beabsichtigte Wirkung einer Akkumulation in der Literatur liegt meist darin, Texte lebhafter und anschaulicher zu gestalten.
Der obige Satz aus einem Lied von Paul Gerhardt ist ein Beispiel dafür, wie die Akkumulation einen Text lebendiger und bildhafter gestalten kann.
Würde die Zeile lediglich ‚Nun ruht alles‘ lauten, hätten die Lesenden wohl kaum ein so lebendiges Bild im Kopf. Durch die Akkumulation entsteht jedoch eine klare Vorstellung.
Akkumulationen können auch dazu dienen, einer bestimmten Aussage Nachdruck zu verleihen oder sie detaillierter zu beschreiben.
Das obige Beispiel stammt aus einem Gedicht von Jakob Michael Reinhold Lenz und zeigt, wie die Akkumulation dazu beitragen kann, eine Aussage detaillierter zu gestalten.
Je mehr Begriffe in der Akkumulation enthalten sind, desto klarer ist die Vorstellung der Lesenden davon, was genau ausgedrückt werden soll.
Die Akkumulationen findest du in allen drei literarischen Gattungen:
- Lyrik: Unter Lyrik versteht man Gedichte aller Art. Ein typisches Merkmal ist die rhythmisch gebundene Sprache (in Strophen- und Versform). Beispiele für lyrische Texte sind Gedichte, Hymnen und Lieder.
- Epik: Unter Epik versteht man erzählende bzw. narrative Literatur. Sie ist meist in Vers- oder Prosaform verfasst. Beispiele für epische Texte sind Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten und Fabeln.
- Dramatik: Unter Dramatik versteht man Texte, die für die Bühne bzw. das Theater geschrieben werden. Sie ist meist in Dialogform gestaltet. Beispiele sind die Komödie oder die Tragödie.
Ähnliche Stilmittel
Es gibt einige rhetorische Stilmittel, die der Akkumulation sehr ähnlich sind. Wenn du eine Akkumulation eindeutig bestimmen willst, ist es deshalb wichtig, die jeweiligen Unterschiede zu kennen.
Folgende Stilmittel sind der Akkumulation ähnlich:
1. Distributio
Bei der Distributio werden die einzelnen Bestandteile eines Begriffs aufgezählt. Die Auflistung ergibt also diesen übergeordneten Begriff.
Unterschied zur Akkumulation: Die aufgezählten Wörter entsprechen den Bestandteilen eines übergeordneten Begriffs.
2. Enumeration
Bei der Enumeration werden mehrere Wörter aneinandergereiht. Sie haben jedoch keinen gemeinsamen Sammelbegriff. Die aufgezählten Begriffe sind also thematisch nicht verwandt.
Unterschied zur Akkumulation: Die aufgezählten Wörter können keinem gemeinsamen Sammelbegriff zugeordnet werden.
3. Congeries
Bei der Congeries werden mehrere Synonyme genannt. Es werden also nicht thematisch verwandte Begriffe verwendet, sondern Begriffe mit derselben Bedeutung.
Unterschied zur Akkumulation: Die aufgezählten Wörter haben dieselbe Bedeutung.
4. Klimax
Bei der Klimax besteht eine Steigerung der aufgezählten Begriffe. Sie werden in aufsteigender Reihenfolge genannt, um einen Höhepunkt der Aussage zu schaffen.
Unterschied zur Akkumulation: Die genannten Begriffe weisen eine Steigerung auf.
5. Hendiadyoin
Beim Hendiadyoin werden zwei Begriffe durch ‚und‘ miteinander verbunden. Sie bilden dann eine Einheit und erhöhen dadurch die Intensität der Aussage oder erlangen eine neue Bedeutung.
Es handelt sich also um eine Paarformel.
Unterschied zur Akkumulation: Die genannten Begriffe bilden eine feste Einheit und haben eine eigene Gesamtbedeutung.
Häufig gestellte Fragen zur Akkumulation
- Welche Funktion hat eine Akkumulation?
-
Das Stilmittel der Akkumulation wird eingesetzt, um Texte lebendiger zu gestalten und klare sprachliche Bilder zu erzeugen.
Zudem kann sie dabei helfen, die Einprägsamkeit zu erhöhen und Informationen detaillierter darzustellen.
- Woher stammt das Wort ‚Akkumulation‘?
-
Das Wort ‚Akkumulation‘ stammt vom lateinischen Wort ‚accumulare‘ ab und bedeutet so viel wie ‚anhäufen‘ oder ‚ansammeln‘.
Deshalb wird das rhetorische Mittel der Akkumulation auch als Worthäufung bezeichnet.
- Was ist der Unterschied zwischen einer Akkumulation und einer Enumeration?
-
Während die angeführten Begriffe beim Stilmittel der Akkumulation thematisch verwandt sind, ist dies bei der Enumeration nicht der Fall.
Wenn es für die Wörter einen gemeinsamen Sammelbegriff gibt, handelt es sich also um eine Akkumulation. Gibt es dagegen keinen Sammelbegriff, handelt es sich um eine Enumeration.