Allusion | Definition, Bedeutung und Beispiele

Eine Allusion (= Anspielung) ist ein indirekter Verweis auf eine Person, ein Ereignis oder ein literarisches Werk, den das Publikum erkennen und verstehen soll.

Allusionen wirken wie eine Abkürzung für komplexere Ideen. Daher werden sie häufig in der Literatur, der Poesie und in alltäglichen Gesprächen verwendet.

Allusion Beispiel
Die kommende Wahl könnte für die Regierung die Büchse der Pandora öffnen. (= ihren Untergang herbeibringen)

Er ist ein wahrer Robin Hood. (= ein rechtschaffener Mensch)

Schokolade ist meine Achillesferse. (= meine Schwäche)

Die letzte Wahl war ein Waterloo für den amtierenden Präsidenten. (= eine entscheidende Niederlage)

Was ist eine Allusion?

Eine Allusion (= Anspielung) ist eine Redewendung, mit der absichtlich und geschickt auf ein bestimmtes Wissensgebiet verwiesen wird. Es werden so bekannte Begriffe in einen neuen Kontext gestellt.

Dabei wird auf das gemeinsame kulturelle und literarische Wissen der Lesenden und Zuhörenden zurückgegriffen. Das Wissen kann von Mythologie und Geschichte über Literatur bis hin zu Popkultur reichen.

Allusionen verweisen oft auf bekannte

  • Ereignisse,
  • Menschen oder Charaktere,
  • Werke der Kunst oder Literatur oder
  • Religionen.

Bei einer Allusion wird davon ausgegangen, dass die Lesenden oder Zuhörenden sie erkennen.

Allusion Beispiel: Wirkungsabsicht
Du kannst z. B. etwas als ‚Waterloo‘ bezeichnen, anstatt zu sagen, dass es eine totale Niederlage war.

Du gehst dann davon aus, dass andere Personen die Schlacht von Waterloo, in der Napoleon 1815 besiegt wurde, kennen und die Allusion verstehen.

Was ist eine Allusion in der Literatur?

In der Literatur verwenden Autor/-innen Allusionen, um die Bedeutung eines Textes gehaltvoller zu machen. Dafür greifen sie auf Assoziationen und Emotionen zurück, die die Lesenden mit dem genutzten Bild verknüpfen.

Allusionen können verschiedene Funktionen erfüllen.

Autoren/-innen bieten Kontext, indem sie auf eine Person, ein Ereignis oder ein anderes literarisches Werk Bezug nehmen. So können sie ihrem Publikum Hinweise auf die beabsichtigte Botschaft oder das Thema geben.

Allusion Beispiel: Kontext bieten
In der Romanreihe „Hunger Games“ wird auf historische und mythologische Figuren angespielt, z. B. auf Figuren des Alten Roms sowie auf Theseus und den Minotaurus.

Autoren/-innen fügen ihrem Werk Tiefe hinzu, indem sie es mit dem genutzten Bild in Beziehung setzen.

Allusion Beispiel: Tiefe hinzufügen
Es können Parallelen oder Kontraste hervorgehoben werden. So wird die Bedeutung eines literarischen Werks erweitert und den Lesenden das Vergnügen geboten, den Zusammenhang aufzudecken.

Allusionen helfen Autoren/-innen dabei, wichtige Ideen zu vermitteln oder sich auf andere Geschichten zu beziehen. Sie dienen als prägnantes Mittel, um langatmige Beschreibungen zu ersetzen.

Allusion Beispiel: Ideen vermitteln
Wenn die Rede von einem Raum ist, dessen Farben an eine Van-Gogh-Palette erinnern, denkt man sofort an ausdrucksstarke und leuchtende Farben.

Autor/-innen spielen auf bekannte Persönlichkeiten, Ereignisse oder die Popkultur an. So lässt sich eine Verbindung zu den Lesenden herstellen, indem auf Dinge verwiesen wird, die den Lesenden vertraut sind.

Allusion: Beispiel: eine Verbindung herstellen
In der deutschen Netflix-Serie „Dark“ spielt die deutsche Band „Kreator“ bzw. einer ihrer Songs eine entscheidende Rolle.

Durch Allusionen lässt sich anderen Autoren und Autorinnen Respekt entgegenbringen, indem ihre Geschichten oder Werke lobende Erwähnung finden.

Allusion: Beispiel: anderen Autoren und Autorinnen Respekt entgegenbringen
In der Harry-Potter-Buchreihe gibt es mehrere Anspielungen auf Shakespeares Werke, darunter auch die Benennung von Hermine nach einer Figur aus „Das Wintermärchen“.

Wie du siehst, verleihen Allusionen einer Geschichte Tiefe und Komplexität und verknüpfen sie mit einem größeren kulturellen und historischen Kontext.

Allusion: Beispiele

Manche Autoren und Autorinnen verwenden bewusst komplexe Allusionen in ihren Werken, weil sie wissen, dass nur wenige Lesenden sie erkennen werden.

Andere Autoren und Autorinnen wiederum verwenden Allusionen, um sowohl Konventionen als auch ihre Leserschaft herauszufordern.

Allusion Beispiel: „Das öde Land“
„April ist der grausamste Monat, er zeugt
Flieder aus dem toten Land, vermischt
Erinnern und Verlangen, belebt
tote Wurzeln mit Frühlingsregen.“

– T. S. Eliot

S. Eliots Gedicht „Das öde Land“ ist voller Allusionen. Die ersten Zeilen erinnern an Geoffrey Chaucers „Canterbury-Erzählungen“, ein wichtiges Werk der englischen Literatur des Mittelalters.

In der Einleitung der „Canterbury-Erzählungen“ wird der April als heiterer, lebhafter Monat dargestellt. Die Erwähnung, dass der April der grausamste Monat ist, steht in scharfem Kontrast zu diesem Bild.

In der westlichen Literatur sind außerdem Allusionen auf biblische Figuren üblich.

Beispiel: biblische Allusion in der Literatur
In Herman Melvilles „Moby Dick“ gibt es mehrere Allusionen, von denen viele aus der Bibel stammen. Ein Beispiel für eine biblische Allusion ist der Name des Erzählers, Ishmael. Dieser Name symbolisiert verstoßene und im Exil lebende Personen.

Während sein Namensvetter im Buch „Genesis“ in die Wüste verbannt wird, ist Melvilles Ismael ein Seemann. Beide erleben jedoch eine wundersame Rettung.

Ishmael in der Bibel wird vor dem Verdursten gerettet, während Ishmael in „Moby Dick“ vor dem Ertrinken bewahrt wird. Ihre parallelen Reisen unterstreichen die Themen des Umherirrens, der Suche nach Identität und des Überlebens gegen alle Widerstände.

Auch in der Musik finden sich Allusionen, teilweise auch biblischer Natur.

Allusion Beispiel: Musik
  • In den ersten Zeilen seines Hip-Hop-Klassikers Gangsta’s Paradise (1995) rappt Coolio: „[a]s I walk through the valley of the shadow of death“. Die Zeile ist eine Anspielung auf Psalm 23 in der Bibel.
  • Led Zeppelin haben in ihrer Musik Allusionen zu J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ eingebaut. Der Song „Ramble On“ enthält eine Strophe, in der der Sänger Robert Plant ein schönes Mädchen im dunklen Königreich Mordor trifft, das vom schurkischen Gollum gestohlen wird.

Häufig gestellte Fragen zu Allusion

Was ist der Unterschied zwischen einer Allusion und einer Referenz?

Allusionen und Referenzen sind beides literarische Mittel, mit denen sich Autoren und Autorinnen auf anderes Material beziehen können. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Verwendung und ihrem Zweck.

Eine Allusion ist ein indirekter Hinweis auf eine Person, ein Ereignis oder ein Werk. Es handelt sich um einen subtilen Verweis, der Vorkenntnisse voraussetzt und oft nur von aufmerksamen Lesenden verstanden wird.

Der Hauptzweck einer Allusion besteht darin, einen Text zu vertiefen, ohne den Zusammenhang zu erklären.

Eine Referenz ist hingegen die direkte und ausdrückliche Erwähnung einer Quelle. Ihr Zweck ist es meistens, Beweise oder weitere Informationen in detaillierter Form zu liefern.

Was ist die wörtliche Bedeutung einer Allusion?

Der Begriff ‚Allusion‘ kommt vom lateinischen Wort ‚alludere‘, das ‚auf etwas anspielen‘ oder ‚etwas andeuten‘ bedeutet. Eine direkte Übersetzung ist also ‚Anspielung‘.

Wie unterscheiden sich Allusion und Intertextualität?

Die Begriffe ‚Allusion‘ und ‚Intertextualität‘ werden oft synonym gebraucht.

Intertextualität umfasst mehrere Techniken, die von Kunstschaffenden bewusst entwickelt und angewendet werden, um diverse künstlerische und ästhetische Ziele zu verfolgen.

Eine dieser Techniken ist die Allusion. Eine Allusion ist ein kurzer, manchmal indirekter Verweis auf ein anderes Kunstwerk und eine häufige Form der bewussten Intertextualität.

‚Intertextualität‘ kann also als Oberbegriff verstanden werden, der die Allusion umfasst.

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Dr. Constanze Wilkie-Fiebach

Conny hat einen Doktortitel in Literatur, ist ausgebildete DaF-Lehrerin und unterrichtet seit 15 Jahren an der Uni. Jegliche Art des Schreibens, von kreativ bis wissenschaftlich, mag sie sehr.