Pleonasmus: Definition, Wirkung und Beispiele
Bei dem Stilmittel Pleonasmus werden mehrere Wörter oder Wortteile, die das gleiche bedeuten, zu einem Ausdruck zusammengefügt. Das Wort kommt aus dem Griechischen (‚pleonasmós‘ = ‚Überfluss‘).
Pleonasmen können
- aus zwei Wörtern oder Wortteilen der gleichen Wortart oder
- aus unterschiedlichen Wortarten bestehen.
Beispiel | Erklärung |
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Windböe | Durch das Wort ‚Böe‘ wird bereits deutlich, dass es sich um einen Windstoß handelt, ‚Wind‘ ist daher überflüssig. |
Beispiel | Erklärung |
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persönliche Meinung | Eine Meinung ist immer persönlich, ‚persönlich‘ ist daher überflüssig. |
Beispiel | Erklärung |
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zeitlich befristet | Durch das Wort ‚befristet‘ wird bereits deutlich, dass es sich um eine Zeitlichkeit handelt, ‚zeitlich‘ ist daher überflüssig. |
Beispiel | Erklärung |
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weiter fortschreiten | Das Wort ‚fortschreiten‘ schließt ein weitergehen bereits ein, ‚weiter‘ ist daher überflüssig. |
An den Beispielen wird deutlich, dass bei einem Pleonasmus immer ein Wort weggelassen werden kann und die Bedeutung sich dadurch nicht ändert.
Pleonasmus: Beispiele aus Alltag und Literatur
In der Regel verstärkt ein Pleonasmus eine Aussage und wird häufig in der Literatur und im Alltag genutzt. In wissenschaftlichen Arbeiten solltest du das rhetorische Mittel nicht verwenden.
Pleonasmus im Alltag
Pleonasmen, die im Alltag verwendet werden, sind z. B. oft
- feststehende Ausdrücke,
- Verbindungen mit Fremdwörtern oder
- Akronyme.
Beispiel | Erklärung |
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Rückerstattung | ‚Erstattung‘ bedeutet bereits, etwas zurückzubekommen, ‚rück‘ ist daher überflüssig. |
Beispiel | Erklärung |
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Außenfassade | ‚Fassade‘ bedeutet bereits Außenseite, ‚außen‘ ist daher überflüssig. |
Beispiel | Erklärung |
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ISBN-Nummer | Das ‚N‘ in ‚ISBN‘ steht bereits für Nummer, ‚Nummer‘ ist daher überflüssig. |
Das Stilmittel kann im Alltag zur Verstärkung einer Aussage verwendet werden. Häufig wird es aber auch aus Gewohnheit bzw. ohne darüber nachzudenken genutzt, ohne damit eine bestimmte Wirkung erzielen zu wollen.
Pleonasmus in der Literatur
In der Literatur werden Pleonasmen z. B. häufig in Gedichten oder Romanen verwendet. Auch hier werden sie zur Verstärkung einer Aussage genutzt.
Beispiel | Erklärung |
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„ein mit Getränken beladenes Tablett eben noch scheinbar mühelos über seiner Schulter balanciert“ (Ransmayr, 2012) | ‚Eben‘ und ‚noch‘ sind hier bedeutungsgleich. |
Beispiel | Erklärung |
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„Pfade wirr verstreut“ (Trakl, 1913) | ‚Vertreut‘ bedeutet bereits, dass etwas wirr und ungeordnet ist. |
Pleonasmus: Wirkung
Ein Pleonasmus wirkt meist verstärkend, eine Aussage kann dadurch einprägsamer sein und Lesenden oder Zuhörenden stärker auffallen.
Diese Wirkung des Pleonasmus kann jedoch auch als schlechter Stil wahrgenommen werden, z. B. im Alltag, vor allem aber in wissenschaftlichen Arbeiten.
Deshalb solltest du Pleonasmen nicht in wissenschaftlichen Arbeiten verwenden
Der Pleonasmus passt nicht zu der sachlichen Sprache, in der wissenschaftliche Arbeiten verfasst werden sollten. Deshalb solltest du ihn in wissenschaftlichen Arbeiten nicht verwenden.
Andernfalls vermittelst du den Eindruck, als wärst du dir nicht sicher, was die Wörter bedeuten. Schlage die Bedeutung von Fremdwörtern oder Akronymen deshalb immer nach, wenn du dir unsicher bist.
Formulierung mit einem Pleonasmus | Alternative |
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Bei der Befragung gaben die Teilnehmenden eine Zukunftsprognose ab. | Bei der Befragung gaben die Teilnehmenden eine Prognose ab. |
Die Stabilität von Glasvitrinen unter Belastung … | Die Stabilität von Vitrinen unter Belastung … |
Die überwiegende Mehrheit der Temperaturmessungen war fehlerhaft. | Die Mehrheit der Temperaturmessungen war fehlerhaft. |
Säugetiere wie zum Beispiel Pferde … | Säugetiere wie (zum Beispiel) Pferde … |
Aufgrund der Lautstärke musste die Rede noch einmal wiederholt werden. | Aufgrund der Lautstärke musste die Rede wiederholt werden. |
Lange Auslandsaufenthalte waren eine seltene Ausnahme. | Lange Auslandsaufenthalte waren eine Ausnahme. |
Das Fußpedal ist eine Schwachstelle der Konstruktion. | Das Pedal ist eine Schwachstelle der Konstruktion. |
Pleonasmus vs. Tautologie
Der Pleonasmus und die Tautologie können leicht verwechselt werden.
Beide Stilmittel wirken verstärkend und bei beiden kann ein Teil des Ausdrucks weggelassen werden, ohne dass sich die Bedeutung grundlegend ändert.
In der Verwendung als Stilmittel z. B. in Gedichten kannst du den Pleonasmus und die Tautologie deshalb am besten unterscheiden, indem du auf die Wortarten achtest:
- Der Pleonasmus besteht oft aus unterschiedlichen Wortarten.
- Die Tautologie besteht oft aus zwei Wörtern derselben Wortart.
Beispiel | Wortarten | |
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Pleonasmus | zusammenaddieren | Adverb + Verb |
Tautologie | voll und ganz | Adjektiv + Adjektiv |
In der Verwendung im Alltag kannst du die beiden Stilmittel daran unterscheiden, wie etabliert die Ausdrücke im Sprachgebrauch sind.
- Der Pleonasmus klingt oft unschön oder falsch, da sich die Bedeutung im Ausdruck doppelt.
- Die Tautologie klingt oft vertraut, da es sich häufig um im Sprachgebrauch etablierte Ausdrücke handelt.
Beispiel | Erklärung | |
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Pleonasmus | ebenfalls auch | Klingt falsch, da sich die Bedeutung doppelt. |
Tautologie | nie und nimmer | Klingt vertraut, da der Ausdruck etabliert ist. |
Pleonasmus vs. Oxymoron
Auch der Pleonasmus und das Oxymoron sind leicht zu verwechseln. Sie können ähnlich erscheinen, obwohl der Pleonasmus das Gegenteil eines Oxymorons ist. Denn bei einem Oxymoron werden zwei widersprüchliche Wörter zusammengefügt.
Beispiel | Erklärung | |
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Pleonasmus | steinhart | Ein ‘Stein‘ ist immer hart, ‚stein‘ könnte daher auch weggelassen werden. |
Oxymoron | weicher Stein | Ein Stein kann zwar weicher sein als andere Steine, jedoch trotzdem nicht wirklich weich. Die beiden Wörter sind daher widersprüchlich. |
Häufig gestellte Fragen zum Pleonasmus
- Was sind Pleonasmen?
-
Pleonasmen sind ein Stilmittel, bei dem mehrere bedeutungsgleiche Wörter oder Wortteile zusammengefügt werden. Durch die Bedeutungsgleichheit kann ein Teil weggelassen werden, ohne dass sich die Bedeutung ändert.
- Was sind Beispiele für Pleonasmen?
-
Beispiele für einen Pleonasmus sind:
- ‚schlussendlich‘ (im Wortteil ‚endlich‘ steckt bereits ein Schluss),
- ‚Rückerstattung‘ (‚Erstattung‘ bedeutet bereits, etwas zurückzubekommen) und
- ‚zusammen-addieren‘ (‚addieren‘ bedeutet bereits etwas zusammenzufügen).
- Wie unterscheidet sich der Pleonasmus von der Tautologie?
-
Eine Tautologie besteht i. d. R. aus Wörter einer Wortart, ein Pleonasmus teilweise auch aus unterschiedlichen Wortarten.
Im Alltag klingt ein Pleonasmus oft unschön oder falsch. Eine Tautologie klingt hingegen oft vertraut, da die Ausdrücke häufig im Sprachgebrauch etabliert sind.
- Wie unterscheidet sich der Pleonasmus vom Oxymoron?
-
Der Pleonasmus ist das Gegenteil eines Oxymorons, bei dem zwei widersprüchliche Wörter zusammengefügt werden.
- Wie wirkt ein Pleonasmus?
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Durch einen Pleonasmus wirken Aussagen im Alltag und in der Literatur oft stärker und sind einprägsamer. In wissenschaftlichen Arbeiten gilt die Verwendung des Stilmittels jedoch meist als schlechter Stil.