Rhetorische Mittel | Liste, Wirkung und Übung
Rhetorische Mittel (von altgriech. ‚rhētorikḗ‘ = ‚Redekunst‘) sind Stilmittel, mit denen du emotionaler, interessanter und überzeugender sprechen kannst.
Rhetorische Mittel kommen in allen mündlichen Ausdrucksformen vor, z. B. in
- Kolloquien (= wissenschaftlichen Fachgesprächen),
- Liedern,
- Präsentationen,
- Reden und
- Referaten.
Wie sprachliche Mittel gehören rhetorische Mittel zur Kategorie der Stilmittel, also zu den Ausdrucksmitteln, mit denen Sprache gestaltet werden kann.
Während rhetorische Mittel vor allem im Mündlichen eingesetzt werden, werden sprachliche Mittel besonders im Schriftlichen verwendet, etwa in Gedichten.
Rhetorische Mittel: Beispiele und Beschreibung
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten rhetorischen Mittel.
Rhetorisches Mittel | Beispiel | Beschreibung |
---|---|---|
Akkumulation | Auf der Bergwiese blühen viele Blumen, z. B. Edelweiß, Lilien und Vergissmeinnicht. | Zu einem Oberbegriff wie ‚Blumen‘ werden mehrere Unterbegriffe aufgezählt, z. B. ‚Edelweiß‘ und ‚Lilien‘.
Der Oberbegriff kann auch weggelassen werden. |
Alliteration | Kunst und Kommerz | Mehrere Wörter mit dem gleichen Anlaut folgen aufeinander.
Sie folgen entweder direkt aufeinander oder sind durch ein Bindewort wie ‚und‘ getrennt. |
Anakoluth | Wir müssen sofort was, und da sind wir uns alle einig, es muss sich sofort was ändern. | Ein Satz wird nicht grammatisch korrekt fortgesetzt, weil die sprechende Person z. B. einen anderen Gedanken einschiebt. |
Anapher | „Da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut …“
– „Die Bürgschaft“ von Friedrich Schiller |
Am Anfang eines Satzes, Satzteils oder Verses werden Wörter wiederholt.
Das Gegenteil der Anapher ist die Epipher. |
Antithese | „Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“
– „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller |
Zwei Begriffe mit gegensätzlicher Bedeutung werden einander gegenübergestellt. |
Antiklimax | Jeder im Verein muss sich jetzt hinterfragen – der Präsident, der Manager, der Trainer und die Spieler. | Wörter werden in absteigender Reihenfolge aufgeführt.
Das Gegenteil der Antiklimax ist die Klimax. |
Apostrophe | „Singe, Göttin, den Zorn des Peleiaden Achilleus …“
– „Ilias“ von Homer |
Eine imaginäre oder abwesende Person oder Sache wird angesprochen.
Dabei wendet sich die sprechende Person in der Regel vom Publikum ab. |
Correctio | Sie sang schön, ja wunderbar! | Eine Aussage wird korrigiert und so entweder abgeschwächt oder verstärkt. |
Emphase | „Um weise zu werden, muss man gewisse Erlebnisse erleben wollen …“
– „Menschliches, Allzumenschliches“ von Friedrich Nietzsche |
Ein Wort wird hervorgehoben, indem es z. B. beim Sprechen betont wird. |
Epipher | „Spracht ihr schon so? Schriet ihr schon so?“
– „Also sprach Zarathustra“ von Friedrich Nietzsche |
Am Ende eines Satzes, eines Satzteils oder eines Verses werden Wörter wiederholt.
Das Gegenteil der Epipher ist die Anapher. |
Euphemismus | Das Unternehmen wird 100 Mitarbeitende freisetzen.
(statt: Das Unternehmen wird 100 Mitarbeitende entlassen.) |
Um die negative Bedeutung eines Begriffs zu verhüllen, wird er beschönigt oder verharmlost. |
Exclamatio | Was für ein Spiel, was für ein Sieg! | Ein Mensch ruft etwas aus, um starke Gefühle wie Zorn oder Freude mitzuteilen. |
Hyperbel | Die Wohnung sieht aus, als wäre sie seit drei Jahren nicht mehr geputzt worden. | Um eine Aussage ironisch oder komisch wirken zu lassen, wird etwas übertrieben dargestellt.
Das kann z. B. ein Gefühl, ein Sachverhalt oder ein Wort sein. |
Ironie | Ich verspäte mich etwas. – Damit konnte jetzt keiner rechnen.
(statt: Das war ja klar.) |
Eine Person sagt das Gegenteil von dem, was sie meint.
Die Ironie kann durch Gesten oder Mimik verdeutlicht werden, damit das Gegenüber sie erkennt. |
Klimax | Der gesamte Verein muss sich jetzt hinterfragen – die Spieler, der Trainer, der Manager, der Präsident. | Wörter werden in aufsteigender Reihenfolge aufgeführt.
Das Gegenteil der Klimax ist die Antiklimax. |
Metapher | Er ist ein Fuchs.
(Bedeutung: Er ist schlau.) |
Ein Wort wird aus seinem ursprünglichen Zusammenhang in einen neuen übertragen.
Es wird und dann bildlich verwendet. |
Metonymie | Sie liest Hesse.
(statt: Sie liest Hesses Werke.) |
Ein Begriff wird nicht im wörtlichen, sondern im übertragenen Sinn verwendet.
Er wird anstelle eines inhaltlich verwandten Begriffs benutzt. |
Neologismus | Er ist den ganzen Tag nur am Netflixen. | Eine Person verwendet ein neu geschaffenes Wort, das zunehmend Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs wird. |
Personifikation | Die Sonne lacht. | Dingen, Pflanzen oder abstrakten Begriffen werden menschliche Merkmale zugewiesen. |
Pleonasmus | Nasses Wasser | Bei einer Kombination aus zwei Wörtern ist ein Wort überflüssig, weil das andere dessen Bedeutung bereits ausdrückt.
Zum Beispiel enthält das Wort ‚Wasser‘ bereits die Bedeutung ‚nass‘. |
Rhetorische Frage | Ist das nicht erstaunlich?
(statt: Das ist erstaunlich.) |
Eine Person stellt eine Frage, auf die sie keine Antwort erwartet.
Die nur zum Schein gestellte Frage lässt das Gemeinte stärker wirken. |
Sarkasmus | Seit wie vielen Jahren ist dir die Jacke eigentlich zu klein? | Eine Person oder Sache wird verspottet oder verhöhnt.
Sie wird dadurch lächerlich gemacht. |
Tautologie | Ich stimme dir voll und ganz zu. | Zwei gleichbedeutende Wörter werden zusammen benutzt.
Die beiden Wörter gehören zur selben Wortart. Im Beispiel sind es zwei Adverbien. |
Hier kannst du die Liste als PDF-Datei herunterladen.
Rhetorische Mittel: Wirkung auf das Publikum
Rhetorische Mittel werden bewusst eingesetzt, um die Zuhörenden zu überzeugen.
Die verschiedenen rhetorischen Mittel wirken unterschiedlich auf das Publikum.
Sie können z. B.
- die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen,
- Gefühle vermitteln oder hervorrufen,
- den Inhalt beleben,
- Aussagen veranschaulichen und zuspitzen oder
- die Zuhörenden zum Nachdenken bringen.
Sprechende wählen rhetorische Mittel danach aus, welche Ziele sie im Gespräch oder beim Vortrag erreichen wollen.
Rhetorische Mittel in wissenschaftlichen Vorträgen
Rhetorische Mittel sollen Menschen vor allem durch die Art und Weise überzeugen, wie der Inhalt sprachlich gestaltet ist.
Du kannst sie nutzen, wenn du einen privaten Vortrag hältst oder in einem journalistischen, politischen oder betrieblichen Kontext sprichst.
Dagegen solltest du auf rhetorische Mittel verzichten, wenn du in einem wissenschaftlichen Kontext redest. Beispiele dafür sind ein Referat, eine Präsentation oder ein Kolloquium (= wissenschaftliches Fachgespräch).
Hier geht es darum, mit Fakten und einer schlüssigen Argumentation zu überzeugen und so Wissen zu vermitteln.
Es ist daher besser, wenn du in wissenschaftlichen Vorträgen oder Diskussionen die folgenden rhetorischen Mittel vermeidest:
Ironie
Ironie eignet sich nicht für wissenschaftliche Vorträge, denn mit ihr werden Spott oder Humor ausgedrückt. Versuche stattdessen, neutral zu formulieren.
Rhetorische Frage
Eine rhetorische Frage kann einen Text beleben, wirkt jedoch oft unsachlich. Vermeide sie daher in deinem wissenschaftlichen Vortrag, um diesen neutral zu halten.
Tautologie
Auch eine Tautologie wirkt unsachlich. In wissenschaftlichen Vorträgen sollte sie daher durch neutrale Ausdrücke ersetzt werden.
Hyperbel
Bei einer Hyperbel wird eine Aussage übertrieben, z. B. durch verstärkende Wörter wie ‚extrem‘ oder ‚äußerst‘.
Du solltest auf solche Verstärkungen verzichten, da sie im wissenschaftlichen Kontext unseriös wirken.
Metapher
Bei einer Metapher müssen die Zuhörenden selbst herausfinden, in welcher neuen Bedeutung ein Wort verwendet wird.
Deshalb solltest du in wissenschaftlichen Vorträgen auf Metaphern verzichten, damit deine Aussagen leicht zu verstehen sind.
Pleonasmus
Ein Pleonasmus sollte in wissenschaftlichen Vorträgen vermieden werden, da Aussagen ansonsten unnötig lang werden.
Versuche stattdessen, deine Sätze knapp und übersichtlich zu halten.
Neologismus
Wenn du einen Neologismus (= eine Wortneuschöpfung) verwendest, sollte er fachspezifisch sein.
Statt eines Neologismus kannst du ein deutsches Wort benutzen, sofern es dasselbe bedeutet.
Übung: Rhetorische Mittel
Häufig gestellte Fragen
- Wie wirken rhetorische Mittel?
-
Rhetorische Mittel machen deine Vorträge interessanter und überzeugender.
Mit ihnen kannst du die Aufmerksamkeit der Zuhörenden gewinnen, sie zum Nachdenken bringen oder Emotionen bei ihnen wecken.
Die einzelnen rhetorischen Mittel wirken unterschiedlich.
- Welche Beispiele gibt es für rhetorische Mittel?
-
Es gibt z. B. die folgenden rhetorischen Mittel:
- Akkumulation
- Alliteration
- Anapher
- Antithese
- Emphase
- Euphemismus
- Hyperbel
- Ironie
- Metapher
- Neologismus
- Pleonasmus
- Rhetorische Frage
- Tautologie
- Wie kann ich rhetorische Mittel erkennen?
-
Du erkennst rhetorische Mittel daran, dass Sprechende sie in Gesprächen und Vorträgen verwenden, um bei den Zuhörenden eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Sie werden z. B. eingesetzt, um Aussagen interessanter, emotionaler oder überzeugender zu machen.
- Kann ich rhetorische Mittel in der Schule verwenden?
-
Du kannst rhetorische Mittel in der Schule verwenden, z. B. im Deutschunterricht.
Allerdings solltest du mit ihnen sparsam umgehen.
Wenn du Fragen zur Verwendung von rhetorischen Mitteln hast, kannst du dich an deine Lehrkraft wenden.