Was sind sprachliche Mittel? | Liste mit Beispielen

Sprachliche Mittel sind Stilmittel, die zur besonderen Gestaltung von Texten eingesetzt werden.

Sie weichen vom normalen Sprachgebrauch ab und dienen dazu, Texte zum Beispiel schöner, lebhafter, einprägsamer oder rhythmischer zu gestalten.

Beispiel: Sprachliches Mittel Beispiel (Alliteration)
„Da wallen und wogen die Wipfel des Waldes.“ (Jordan)

Sprachliche Mittel findest du besonders häufig in folgenden Bereichen:

Beachte
Die drei Begriffe ‚Stilmittel‘, ‚sprachliche Mittel‘ und ‚rhetorische Mittel‘ werden häufig synonym verwendet.

‚Stilmittel‘ ist dabei der Oberbegriff, der weiter unterteilt wird in:

  • sprachliche Mittel (im Schriftlichen)
  • rhetorische Mittel (im Mündlichen)

Diese Unterscheidung bezieht sich jedoch meist eher auf die Verwendung als auf das Stilmittel selbst. Denn viele Stilmittel eignen sich sowohl für schriftliche als auch für mündliche Texte.

Beispielsweise könntest du eine Metapher sowohl als sprachliches Mittel (z. B. in einem Gedicht) als auch als rhetorisches Mittel (z. B. in einem Vortrag) verwenden.

Sprachliche Mittel: Liste mit Beispielen

Die folgende Liste bietet einen Überblick über die wichtigsten sprachlichen Mittel.

Sprachliche Mittel: Tabelle mit Erklärungen und Beispielen
Sprachliches Mittel Erklärung Beispiel
Akkumulation Mehrere Begriffe, die einen gemeinsamen Oberbegriff haben, werden aneinandergereiht.

Im Beispiel wäre der Oberbegriff ‚Gefühle‘.

Verwandtes Stilmittel: Enumeratio

Lieben, hassen, fürchten, zittern, / hoffen, zagen bis ins Mark.“ (Lenz)
Allegorie Ein abstrakter Begriff wird bildlich dargestellt. Poseidon (statt: Meer)
Alliteration Zwei oder mehrere Wörter beginnen mit demselben Anlaut. Dabei handelt es sich häufig um denselben Buchstaben. Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern zwei Schwalben.
Anapher Mehrere Sätze oder Satzteile beginnen mit demselben Wort.

Verwandtes Stilmittel: Epipher

Aus den Augen, aus dem Sinn.
Antiklimax Begriffe werden in absteigender Reihenfolge angeführt. Meist handelt es sich um drei Wörter.

Verwandtes Stilmittel: Klimax

die Welt, das Land, die Stadt
Antithese Gegensätzliche Begriffe oder Gedanken werden einander gegenübergestellt. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Assonanz In mehreren Wörtern werden dieselben oder ähnlich klingende Vokale verwendet. „Zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand, / Schreibt ein Brieflein mir in ferne Land.“ (Mörike)
Asyndeton Mehrere Begriffe werden aufgezählt und durch Kommas getrennt, ohne die Verwendung von Bindewörtern (z. B. ‚und‘, ‚oder‘ etc.).

Verwandtes Stilmittel: Polysyndeton

Alles, was ich tue, ist arbeiten, schlafen, essen.
Chiasmus Zwei Aussagen sind kreuzweise angeordnet. Der Satzbau ist also gespiegelt.

Verwandtes Stilmittel: Parallelismus

Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit.“ (Schiller)
Chiffre Ein Begriff bildet ein nicht (direkt) entschlüsselbares Symbol.

Das blaue Klavier im Beispiel steht wahrscheinlich für die Kunst im Dritten Reich.

„Ich habe zu Hause ein blaues Klavier / Und kenne doch keine Note. / Es steht im Dunkel der Kellertür, / Seitdem die Welt verrohte.“ (Lasker-Schüler)
Dysphemismus Ein neutraler oder positiver Begriff wird negativ umschrieben.

Verwandtes Stilmittel: Euphemismus

Arsch (statt: Gesäß)
Enjambement Ein Satz oder Gedanke geht über eine Verszeile hinaus. Es handelt sich also um einen Zeilensprung in einem Gedicht. Wie soll ich meine Seele halten, daß

↳ sie nicht an deine rührt? (Rilke)

Enumeratio Mehrere Begriffe, die keinen gemeinsamen Oberbegriff haben, werden aneinandergereiht. Sie sind also thematisch nicht verwandt.

Verwandtes Stilmittel: Akkumulation

Sie mag Hunde, den Sommer und Rockmusik.
Epipher Mehrere Sätze oder Satzteile enden mit demselben Wort.

Verwandtes Stilmittel: Anapher

Ende gut, alles gut.
Euphemismus Ein neutraler oder negativer Begriff wird positiv umschrieben.

Verwandtes Stilmittel: Dysphemismus

Allerwertester (statt: Gesäß)
Hyperbel Eine Aussage enthält eine Übertreibung, die nicht wörtlich gemeint ist. Das ist ja schon eine Ewigkeit her.
Inversion Die übliche Wortstellung, d. h. der Satzbau, wird umgestellt. Viel zu lernen du noch hast. (statt: Du hast noch viel zu lernen.)
Klimax Begriffe werden in aufsteigender Reihenfolge angeführt. Meist handelt es sich um drei Wörter.

Verwandtes Stilmittel: Antiklimax

Ich habe ihn gefragt, gebeten, auf Knien angefleht.
Litotes Eine Idee wird durch die Verneinung des Gegenteils ausgedrückt keine Raketenwissenschaft (statt: einfach)
Metapher Die Bedeutung eines Begriffs wird auf einen anderen übertragen. Sie ist mein Fels in der Brandung.
Oxymoron Es besteht ein Widerspruch innerhalb eines Wortes oder zwei aufeinanderfolgender Wörter offenes Geheimnis
Paradoxon Es besteht ein scheinbarer Widerspruch, hinter dem sich ein tieferer Sinn verbirgt. Weniger ist mehr.
Parallelismus Zwei Aussagen weisen denselben Satzbau auf. Die Reihenfolge der Bestandteile wird also wiederholt.

Verwandtes Stilmittel: Chiasmus

Glück im Spiel, Pech in der Liebe.
Periphrase Ein Begriff wird nicht direkt genannt, sondern durch Merkmale beschrieben. Stadt der Liebe (statt: Paris)
Personifikation Menschliche Eigenschaften werden auf Tiere, Objekte oder Abstrakta übertragen. Die Sonne lacht.
Polysyndeton Mehrere Begriffe werden aufgezählt und durch Bindewörter (z. B. ‚und‘, ‚oder‘ etc.) getrennt, ohne die Verwendung von Kommas.

Verwandtes Stilmittel: Asyndeton

Alles, was ich tue, ist arbeiten und schlafen und essen.
Rhetorische Frage Es wird eine Scheinfrage gestellt, bei der keine Antwort erwartet, sondern eine Behauptung aufgestellt wird. Habe ich es dir nicht gesagt?
Symbol Ein Wort oder Zeichen steht für eine abstrakte Sache. Symbole haben meist eine feste Bedeutung. Herz (statt: Liebe)
Vergleich Eine Person oder Sache wird durch einen Vergleich (mit ‚wie‘ oder ‚als‘) näher beschrieben. Sie ist stark wie ein Löwe.

Neben diesen klassischen sprachlichen Mitteln gibt es noch weitere Gestaltungsmittel, die den Stil eines Textes prägen, zum Beispiel Sprachvarietäten:

  • Umgangssprache
  • Dialekt
  • Jugendsprache
  • Fachsprache
  • Fremdwörter und Anglizismen

Auch diese können bewusst eingesetzt werden, um eine bestimmte Wirkung bei den Lesenden zu erzielen oder eine bestimmte Atmosphäre im Text zu schaffen.

Sprachliche Mittel: Gedicht analysieren

In Gedichten werden sprachliche Mittel besonders häufig eingesetzt. Bei der Gedichtanalyse ist es deshalb wichtig, diese zu erkennen und zu interpretieren.

Sprachliche Mittel erkennen

Folgende Schritte können dir dabei helfen, sprachliche Mittel zu erkennen:

1. Verschaffe dir einen Überblick über das Gedicht
Lies dir das Gedicht einmal vollständig durch. So bekommst du eine Vorstellung des Inhalts. Das ist wichtig, um die sprachlichen Mittel in ihrem Kontext zu betrachten.

Wenn dir dabei schon bestimmte Stellen auffallen, kannst du diese markieren, um sie im nächsten Schritt genauer zu analysieren.

2. Gehe das Gedicht Wort für Wort durch
Nimm dir nun Zeit, das Gedicht langsam und gründlich durchzugehen. Achte dabei auf auffällige Stellen. Denn sprachliche Mittel sind dadurch gekennzeichnet, dass sie vom normalen Sprachgebrauch abweichen.

Als Hilfestellung können folgende Fragen dienen:

  • Werden bestimmte Bilder durch den Text erzeugt?
    → Dann handelt es sich möglicherweise um eine Allegorie, eine Metapher, eine Periphrase, eine Personifikation oder ein Symbol.
  • Gibt es auffällige Wiederholungen?
    → Dann handelt es sich möglicherweise um eine Anapher, eine Epipher oder einen Parallelismus.
  • Ist die Satzstellung ungewöhnlich?
    → Dann handelt es sich möglicherweise um einen Chiasmus oder eine Inversion.
  • Werden bestimmte Begriffe umschrieben?
    → Dann handelt es sich möglicherweise um einen Dysphemismus, einen Euphemismus, eine Litotes oder eine Periphrase.
  • Gibt es auffällige Aneinanderreihungen oder Aufzählungen?
    → Dann handelt es sich möglicherweise um eine Akkumulation, ein Asyndeton, eine Enumeratio oder ein Polysyndeton.

Wiederhole diesen Schritt bei Bedarf mehrmals.

Tipp
Wenn du eine auffällige Stelle entdeckst, aber den Namen des Stilmittels nicht kennst (oder dir nicht sicher bist, ob es sich um ein Stilmittel handelt), kannst du die obige Tabelle als Hilfestellung verwenden.

3. Lies das Gedicht laut vor
Du solltest das Gedicht auch einmal laut vorlesen.

Denn einige sprachliche Mittel wie Alliteration oder Assonanz entstehen durch den Klang von Buchstaben oder Wörtern. Deshalb werden sie oft übersehen, wenn das Gedicht nicht laut gelesen wird.

Achte zudem darauf, das Gedicht in normaler Geschwindigkeit vorzulesen. Manche sprachliche Mittel wie Parallelismus oder Anapher unterstützen nämlich den Rhythmus eines Gedichts. Sie treten deshalb meist besonders deutlich hervor, wenn du das Gedicht flüssig durchliest.

Sprachliche Mittel: Wirkung interpretieren

Die Wirkung von sprachlichen Mitteln in Gedichten kann sehr unterschiedlich sein und hängt vom Kontext ab. Zu den wichtigsten Funktionen zählen:

  • Aufmerksamkeit erzeugen
  • bestimmte Informationen oder Textstellen betonen
  • dem Text etwas Besonderes verleihen
  • komplexe oder abstrakte Inhalte verdeutlichen
  • Text lebhafter oder spannender gestalten
  • zum Nachdenken oder Reflektieren anregen
  • Emotionen auslösen
  • Einprägsamkeit erhöhen
Tipp
Wenn du mehr über die Wirkung bestimmter Stilmittel wissen willst, kannst du die in der obigen Tabelle verlinkten Artikel ansehen.

Dort findest du genauere Informationen zu deren Wirkung und Beispiele für deren Interpretation in verschiedenen Kontexten.

Frage dich, welche Wirkung der/die Autor/-in mit den eingesetzten Stilmitteln erzielen wollte. Wenn dir das schwerfällt, überlege einfach kurz, welche Wirkung das Stilmittel auf dich hat.

Versuche dann, den Kontext miteinzubeziehen. Dabei können folgende Fragen hilfreich sein:

  • Was ist der allgemeine Inhalt bzw. das Thema des Gedichts?
  • Was drückt das sprachliche Mittel inhaltlich aus?
  • Wie ist das sprachliche Mittel formal gestaltet?
  • Aus welcher literarischen Epoche stammt das Gedicht?
Beachte
Bei der Gedichtanalyse solltest du neben sprachlichen Mitteln vor allem auch auf das Reimschema und das Metrum des Gedichts achten.

Unter dem Reimschema versteht man das Muster, nach dem sich die Verse (= Zeilen) in einem Gedicht reimen.

Das Metrum ist der Rhythmus des Gedichts. Es gibt die Abfolge von betonten und unbetonten Silben vor.

Häufig gestellte Fragen zu sprachlichen Mitteln

Was sind Beispiele für sprachliche Mittel?

Beispiele für häufig verwendete sprachliche Mittel sind die Metapher, die Antithese, die Personifikation und die Anapher.

Sprachliche Mittel Beispiele
Metapher:

  • die grüne Lunge der Erde (für: Amazonas-Regenwald)

Antithese:

  • Harte Schale, weicher Kern.

Personifikation:

  • Die Zeit rennt.

Anapher:

  • Kommt Zeit, kommt Rat.
Tipp
Wenn du einen Text umschreiben willst oder eine Rechtschreibprüfung benötigst, kannst du QuillBots kostenlose Tools nutzen.
Welche Wirkung haben sprachliche Mittel?

Sprachliche Mittel können je nach Art, Verwendung und Kontext unterschiedliche Wirkungsweisen haben. Zu den wichtigsten Funktionen zählen:

  • Aufmerksamkeit erzeugen
  • bestimmte Textstellen betonen
  • abstrakte Inhalte verdeutlichen
  • Text lebhafter gestalten
  • zum Nachdenken anregen
  • Emotionen auslösen
  • Einprägsamkeit erhöhen
Tipp
Wenn du einen Text umschreiben willst oder eine Rechtschreibprüfung benötigst, kannst du QuillBots kostenlose Tools nutzen.
Kann ich sprachliche Mittel in Sachtexten verwenden?

In Sachtexten, zum Beispiel wissenschaftlichen Arbeiten, solltest du sprachliche Mittel nicht verwenden. Denn hier solltest du Informationen möglichst klar und präzise vermitteln.

Da sprachliche Mittel vor allem dazu dienen, Sprache lebhafter, unterhaltsamer oder einprägsamer zu gestalten, passen sie nicht in einen fachlichen Text.

Beachte
Manchmal können sprachliche Mittel auch versehentlich entstehen, zum Beispiel wenn mehrere Sätze mit demselben Wort beginnen (Anapher) oder du versehentlich von der üblichen Wortstellung abweichst (Inversion).

Wenn du das vermeiden willst und Ideen für alternative Formulierungen benötigst, kannst du QuillBots kostenloses Tool nutzen, mit dem du deinen Text-Umschreiben lassen kannst.

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Lisa Einkemmer

Lisa hat einen Masterabschluss in Translationswissenschaft für Deutsch, Englisch und Spanisch. Sie hat eine Leidenschaft für Sprachen und ist seit fast 10 Jahren als Lektorin, Content-Writerin und Übersetzerin tätig.