Präsens | Beispiele und Erklärung

Das Präsens (= Gegenwartsform) ist die am häufigsten verwendete Zeitform (= Tempus) im Deutschen.

Du kannst mit dem Präsens Folgendes ausdrücken:

  • Ereignisse der Gegenwart (aktuelles Präsens)
  • Ereignisse der Zukunft (futurisches Präsens)
  • Ereignisse der Vergangenheit (historisches Präsens)
  • Allgemeingültige Aussagen (generelles Präsens)

Beim aktuellen Präsens unterscheidest du zudem einmalige, anhaltende und wiederkehrende Ereignisse.

Beispiel: Varianten des Präsens
Aktuelles Präsens:

  • Einmaliges Ereignis: Klara schaut gerade einen Film.
  • Anhaltendes Ereignis: Seit letztem Jahr studiert Klara Geschichte.
  • Wiederkehrendes Ereignis: Klara spielt jeden Freitag Schach.

Futurisches Präsens: Morgen fahre ich ans Meer.

Historisches Präsens: Napoleon krönt sich 1804 zum Kaiser Frankreichs.

Generelles Präsens: München ist die Hauptstadt Bayerns.

Präsens: Varianten und Verwendung einfach erklärt

Beim Präsens unterscheidest du vier Varianten:

  1. Aktuelles Präsens für einmalige, anhaltende und wiederkehrende Ereignisse
  2. Futurisches Präsens für zukünftige Ereignisse
  3. Historisches Präsens für vergangene Ereignisse
  4. Generelles Präsens für allgemeingültige Aussagen

Aktuelles Präsens für einmalige, anhaltende und wiederkehrende Ereignisse

Mit dem aktuellen Präsens kannst du drei Arten von Ereignissen ausdrücken:

  • Einmalige Ereignisse
  • Anhaltende Ereignisse
  • Wiederkehrende Ereignisse

Um zu verdeutlichen, welche Art von Ereignis du meinst, kannst du Zeitangaben verwenden.

Aktuelles Präsens
Art von Ereignis Beispiel
Einmaliges Ereignis Ich esse jetzt eine Pizza.

Luisa sitzt gerade in der Vorlesung.

Anhaltendes Ereignis Seit einem halben Jahr wohnt Anna in Hamburg.

Sven arbeitet seit seinem Abschluss in einem Unternehmen.

Wiederkehrendes Ereignis Marie geht zweimal im Jahr zur Zahnreinigung.

Jeden Samstag schaut Tom Bundesliga.

Als Zeitangaben für einmalige Ereignisse kannst du z. B. ‚jetzt‘ oder ‚gerade‘ nutzen.

Für anhaltende Ereignisse verwendest du beispielsweise ‚seit einem halben Jahr‘, also eine konkrete Zeitangabe mit dem Wort ‚seit‘.

Damit drückst du aus, dass ein Ereignis oder eine Handlung in der Vergangenheit begonnen hat und bisher nicht unterbrochen worden ist.

Bei wiederkehrenden Ereignissen kannst du Zeitangaben wie ‚zweimal im Jahr‘ oder ‚jeden Samstag‘ einsetzen.

Futurisches Präsens für zukünftige Ereignisse

Das futurische Präsens wird verwendet, um zukünftige Ereignisse auszudrücken.

Dabei handelt es sich oft um Ereignisse, die geplant sind oder als sicher gelten, was durch Zeitangaben wie ‚nächstes Jahr‘ oder ‚morgen‘ verdeutlicht wird.

Beispiel: futurisches Präsens
Nächstes Jahr mache ich eine Weltreise.

Morgen beginnt das neue Semester.

Bringst du später den Müll runter?

Historisches Präsens für vergangene Ereignisse

Mit dem historischen Präsens kannst du vergangene Ereignisse schildern.

Bei dieser Variante des Präsens wirken die geschilderten Ereignisse lebendiger auf die Lesenden oder Zuhörenden.

Beispiel: historisches Präsens
Alexander der Große besiegt 333 v. Chr. den Perserkönig Dareios III. in der Schlacht bei Issos.

Am 24. Oktober 1929 brechen an der New Yorker Börse die Kurse ein und die Weltwirtschaftskrise beginnt.

Generelles Präsens für allgemeingültige Aussagen

Das generelle Präsens wird genutzt, um allgemeingültige Aussagen mitzuteilen, z. B. Fakten oder Sprichwörter.

Generelles Präsens
Allgemeingültige Aussage Beispiel
Fakt Eine Stunde hat 60 Minuten.

Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde.

Sprichwort Übung macht den Meister.

Aller guten Dinge sind drei.

So bildest du das Präsens

Du bildest das Präsens, indem du den Stamm eines Verbs (= Verbstamm) mit einer Endung verknüpfst.

Der Verbstamm ist der Teil eines Verbs, der übrig bleibt, wenn du den Infinitiv (= Grundform) um die Endung ‚-en‘ kürzt.

Vom Verb ‚malen ist der Verbstamm also z. B. ‚mal-‘.

An diesen Verbstamm hängst du je nach Person eine der folgenden Endungen:

  • -e
  • -(e)st
  • -(e)t
  • -en
Bildung des Präsens beim Verb ‚malen‘
Person Endung Verb
ich -e male
du -st malst
er/sie/es -t malt
wir -en malen
ihr -t malt
sie/Sie -en malen

Es gibt jedoch Verben, die im Präsens besondere Formen haben:

Starke Verben

Bei starken Verben, der größten Teilgruppe der unregelmäßigen Verben, kann sich im Präsens der Vokal im Verbstamm (= Stammvokal) ändern.

Das betrifft vor allem starke Verben mit den Stammvokalen ‚e‘ und ‚a‘, etwa ‚sprechen‘ oder ‚halten‘.

Bei den Präsensformen dieser Verben für ‚du‘ und ‚er/sie/es‘ wird ‚e‘ zu ‚i‘ und ‚a‘ zu ‚ä‘, wie du in der folgenden Tabelle siehst.

Präsens von starken Verben mit Änderung des Stammvokals
Person sprechen halten
ich spreche halte
du sprichst hältst
er/sie/es spricht hält
wir sprechen halten
ihr sprecht haltet
sie/Sie sprechen halten

Allerdings haben nicht alle starken Verben mit dem Stammvokal ‚a‘ oder ‚e‘ diese Besonderheit.

Zudem gibt es weitere starke Verben, die Besonderheiten in den Präsensformen für ‚du‘ und ‚er/sie/es‘ aufweisen.

Daher ist es am besten, wenn du diese Formen bei starken Verben auswendig lernst.

Eine Liste der häufigsten starken Verben findest du hier: Starke Verben: Beispiele, Liste und Übung.

Hilfsverben

Es gibt drei Hilfsverben im Deutschen:

Hilfsverben werden mit anderen Verben verknüpft, um Formen zu bilden, z. B. das Perfekt (= Vergangenheitsform) oder das Passiv (= Verbform zur Betonung einer Handlung).

Die folgende Tabelle zeigt die Präsensformen der Hilfsverben.

Präsensformen von ‚haben‘, ‚sein‘ und ‚werden‘
haben sein werden
ich habe bin werde
du hast bist wirst
er/sie/es hat ist wird
wir haben sind werden
ihr habt seid werdet
sie/Sie haben sind werden

Modalverben

Es gibt in der deutschen Sprache sechs Modalverben:

  • dürfen
  • können
  • mögen
  • müssen
  • sollen
  • wollen

Mit Modalverben wird ausgedrückt, dass etwas nötig, möglich oder gewünscht ist.

In der folgenden Tabelle siehst du die Präsensformen der Modalverben.

Präsensformen der Modalverben
dürfen können mögen müssen sollen wollen
ich darf kann mag muss soll will
du darfst kannst magst musst sollst willst
er/sie/es darf kann mag muss soll will
wir dürfen können mögen müssen sollen wollen
ihr dürft könnt mögt müsst sollt wollt
sie/Sie dürfen können mögen müssen sollen wollen

Präsens Passiv: einfach erklärt

Das Präsens Passiv ist eine Verbform, bei der eine Handlung im Vordergrund steht.

Es unterscheidet sich damit vom Präsens Aktiv, bei dem der Fokus auf einer Person oder Sache liegt.

Präsens Aktiv und Präsens Passiv
Verbform Beispiel
Präsens Aktiv Der Student liest das Buch.

  • Hier steht der Student im Vordergrund.
Präsens Passiv Das Buch wird vom Studenten gelesen.

  • Hier steht das Lesen im Vordergrund.

Du unterscheidest zwei Varianten beim Präsens Passiv:

  • Vorgangspassiv
  • Zustandspassiv

Beim Vorgangspassiv wird der Vorgang einer Handlung betont. Es wird gebildet, indem die folgenden Elemente verknüpft werden:

  • Hilfsverb ‚werden‘ im Präsens
  • Partizip 2 des Hauptverbs

Das Partizip 2 (= Partizip Perfekt) stellt eine Verbform wie ‚gelesen‘ oder ‚eingeladen‘ dar.

Bildung des Vorgangspassivs für das Verb ‚einladen‘
Person Hilfsverb ‚werden‘ Partizip 2 des Hauptverbs
ich werde eingeladen
du wirst eingeladen
er/sie/es wird eingeladen
wir werden eingeladen
ihr werdet eingeladen
sie/Sie werden eingeladen

Beim Zustandspassiv wird der Zustand hervorgehoben, der am Ende einer Handlung steht.

Du bildest das Zustandspassiv, indem du die folgenden Bestandteile kombinierst:

  • Hilfsverb ‚sein‘ im Präsens
  • Partizip 2 des Hauptverbs

Bildung des Zustandspassivs für das Verb ‚einladen‘

Person Hilfsverb sein Partizip 2 des Hauptverbs
ich bin eingeladen
du bist eingeladen
er/sie/es ist eingeladen
wir sind eingeladen
ihr seid eingeladen
sie/Sie sind eingeladen

Präsens, Präteritum, Perfekt: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Das Präsens kann für alle drei Zeitstufen verwendet werden, d. h. für die Gegenwart, die Zukunft und in der Form des historischen Präsens auch für die Vergangenheit.

Das Präteritum und das Perfekt nutzt du hauptsächlich, um Ereignisse der Vergangenheit zu schildern.

Du verwendest das Präteritum vor allem, wenn du über vergangene Ereignisse schreibst, z. B. in einem Praktikumsbericht, einer Erzählung oder einer wissenschaftlichen Arbeit.

Dagegen nutzt du das Perfekt besonders dann, wenn du über Ereignisse der Vergangenheit sprichst.

Präteritum und Perfekt: Verwendung
Zeitform Verwendung Beispiel
Präteritum Schreiben über vergangene Ereignisse In meinem Praktikum hatte ich folgende Aufgaben: …
Perfekt Sprechen über vergangene Ereignisse Hast du dir schon ein Thema für deine Hausarbeit ausgesucht?“

„Ja, ich habe sogar schon eine Gliederung erstellt.“

So verwendest du das Präsens in wissenschaftlichen Arbeiten

Die folgende Tabelle zeigt, wie du das Präsens in einer Bachelor- oder Masterarbeit einsetzen kannst.

Präsens in wissenschaftlichen Arbeiten
Kapitel Gebrauch Beispiel
Abstract Problemstellung In dieser Arbeit wirduntersucht.
Zielsetzung Mit der Arbeit wird das Ziel verfolgt, …
Forschungsfrage Die Forschungsfrage ist: …
Bedeutung der Ergebnisse Die Ergebnisse verdeutlichen, dass …
Einleitung Thema Die Kurse von US-Aktien werden durch den Wochentag beeinflusst.
Bedeutung des Themas Bisher gibt es jedoch nur wenige Studien, in denen dieser Effekt für den deutschen Aktienmarkt untersucht wird.
Zielsetzung Mit der Arbeit wird das Ziel verfolgt, …
Forschungsfrage Die Forschungsfrage ist: …
Aufbau der Arbeit Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln. In Kapitel 1 wirddargestellt.
Theoretischer Rahmen Definitionen Unter ‚Wochentagseffekt‘ ist das Phänomen zu verstehen, dass sich die Renditen von Aktien an verschiedenen Wochentagen signifikant unterscheiden.
Verweis auf Autorinnen und Autoren Voss und Cohen (2024) zeigen in ihrer Untersuchung, dass …
Methodik Erläuterung der Methoden Es wird eine Faktorenanalyse durchgeführt, um …
Ergebnisse / /
Diskussion Interpretation der Ergebnisse Aufgrund der Ergebnisse erscheint es plausibel, dass …
Empfehlungen für künftige Forschung In künftigen Studien sollte eine größere Stichprobe verwendet werden.
Fazit Schlussfolgerungen Die Analyse verdeutlicht, dass …
Ausblick auf künftige Forschung In künftigen Studien kannuntersucht werden.
Beachte
Das historische Präsens wird vor allem in Erzählungen verwendet, um vergangene Ereignisse lebendiger zu gestalten und Spannung zu erzeugen.

In einer wissenschaftlichen Arbeit sollten Ereignisse jedoch sachlich dargestellt werden.

Daher ist es besser, wenn du in deiner Bachelor- oder Masterarbeit auf das historische Präsens verzichtest.

Häufig gestellte Fragen zum Präsens

Was ist das Partizip Präsens?

Das Partizip Präsens ist eine Verbform wie tropfend, die meist als Adjektiv verwendet wird. 

Beispiel: Der Klempner repariert den tropfenden Wasserhahn. 

Was ist der Indikativ Präsens?

Der Indikativ Präsens ist eine Verbform, mit der ausgesagt wird, dass etwas wirklich und gegeben ist, und bei der das Verb in der Zeitform ‚Präsens‘ steht. 

Beispiel: Der Torwart hält den Schuss. 

Neben dem Indikativ (= Wirklichkeitsform) gibt es im Deutschen zwei weitere Aussageweisen: den Konjunktiv (= Möglichkeitsform) und den Imperativ (= Befehlsform).

Beispiel Konjunktiv: Der Torwart hielte den Schuss, wenn er 5 cm größer wäre.

Beispiel Imperativ: Halt(e) den Schuss!

Was ist das Präsens von ‚gehen‘?

Das Präsens von ‚gehen‘ ist:

  • ich gehe
  • du gehst
  • er/sie/es geht
  • wir gehen
  • ihr geht
  • sie/Sie gehen
Was ist das Präsens von ‚lesen‘?

Das Präsens von ‚lesen‘ ist:

  • ich lese
  • du liest
  • er/sie/es liest
  • wir lesen
  • ihr lest
  • sie/Sie lesen
Was ist das Präsens von ‚essen‘?

Das Präsens von ‚essen‘ ist:

  • ich esse
  • du isst
  • er/sie/es isst
  • wir essen
  • ihr esst
  • sie/Sie essen
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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.