Hilfsverben im Deutschen | Beispiele und Erklärung

Die Hilfsverben im Deutschen sind ‚haben‘, ‚sein‘ und ‚werden‘.

Am häufigsten verknüpfst du Hilfsverben mit anderen Verben, um Zeitformen wie das Perfekt oder das Futur 1 zu bilden.

Bildung von Perfekt und Futur 1
Zeitform Hilfsverb Beispiel
Perfekt
(= Vergangenheitsform)
haben Ich habe geschrieben.
sein Ich bin gegangen.
Futur 1
(= Zukunftsform)
werden Ich werde schreiben.

Mit den Hilfsverben ‚werden‘ und ‚sein‘ bildest du zudem das Passiv (= Verbform zur Betonung einer Handlung).

Beispiel: Bildung des Passivs
Passiv mit ‚werden‘: Das Buch wird geschrieben.

Passiv mit ‚sein‘: Das Buch ist geschrieben.

Formen der Hilfsverben mit Beispielen

Die wichtigsten Formen der Hilfsverben sind:

Das Präsens und das Präteritum sind Zeitformen. Beim Partizip 2 handelt es sich um eine Verbform wie ‚gehabt’.

Präsens

Die folgende Tabelle zeigt die Formen der Hilfsverben im Präsens (= Gegenwartsform).

Präsensformen der Hilfsverben
Person haben sein werden
ich habe bin werde
du hast bist wirst
er/sie/es hat ist wird
wir haben sind werden
ihr habt seid werdet
sie/Sie haben sind werden

Präteritum

In der nachstehenden Tabelle findest du die Formen der Hilfsverben im Präteritum (= Vergangenheitsform).

Präteritumformen der Hilfsverben
Person haben sein werden
ich hatte war wurde
du hattest warst wurdest
er/sie/es hatte war wurde
wir hatten waren wurden
ihr hattet wart wurdet
sie/Sie hatten waren wurden

Partizip 2

Die folgende Tabelle zeigt das Partizip 2 (= Partizip Perfekt) der Hilfsverben.

Partizip 2 der Hilfsverben
haben sein werden
gehabt gewesen geworden
worden

Das Partizip 2 der Verben ‚haben‘ und ‚sein‘ brauchst du z. B., wenn du sie als Vollverben im Perfekt (= Vergangenheitsform) verwendest.

Beispiel: Partizip 2 von ‚haben’ und ‚sein’
Ich habe als Kind einen Hund gehabt.

Marie ist letztes Jahr in Rom gewesen.

Vollverben sind Verben, die ohne andere Verben im Satz stehen können.

Beispiel: Vollverben
Ich habe einen Hund.

Marie war in Rom.

Das Partizip 2 von ‚werden‘ kann entweder ‚geworden‘ oder ‚worden‘ sein.

Du verwendest ‚geworden‘, wenn ‚werden‘ zusammen mit einem Adjektiv oder Substantiv auftritt.

Beispiel: ‚geworden‘
Mit Adjektiv: Das Bild ist gut geworden!

Mit Substantiv: Alex ist Maler geworden.

Die Form ‚worden‘ verwendest du zusammen mit dem Partizip 2 eines anderen Verbs (hier z. B. des Verbs ‚malen‘), um etwa das Perfekt Passiv zu bilden.

Das Perfekt Passiv ist eine Verbform, bei der nicht die handelnde Person oder Sache im Fokus steht, sondern die Handlung selbst.

Beispiel: ‚worden‘
Das Bild ist gemalt worden.

Wie du Hilfsverben verwendest

Es gibt fünf Möglichkeiten, ‚haben‘, ‚sein‘ und ‚werden‘ zu verwenden:

Nicht jedes dieser drei Hilfsverben kann für jede dieser Möglichkeiten eingesetzt werden.

Am Ende dieses Abschnitts findest du eine Tabelle, in der du siehst, welches Hilfsverb du wofür benutzen kannst.

Bildung von Zeitformen

Du setzt Hilfsverben ein, um die folgenden vier Zeitformen zu bilden:

  • Perfekt
  • Plusquamperfekt
  • Futur 1
  • Futur 2

Mit dem Perfekt beschreibst du Ereignisse der Vergangenheit. Du bildest es wie folgt:

  • ‚haben‘ oder ‚sein‘ im Präsens  + Partizip 2

Das Partizip 2 (= Partizip Perfekt) ist eine Verbform wie ‚gekauft‘ oder ‚gelaufen‘.

Beispiel: Perfekt Hilfsverben
Caro hat ein Buch gekauft.

Paul ist durch den Park gelaufen.

Du bildest das Perfekt bei den meisten Verben mit ‚haben‘. ‚Sein‘ verwendest du bei Verben, mit denen eine Zustandsveränderung oder eine Fortbewegung ausgedrückt wird.

Hilfsverb ‚sein‘ bei Verben der Zustandsveränderung und Fortbewegung
Verben Beispiele
Zustandsveränderung
  • aufwachen
  • einschlafen
  • reifen
  • Ich bin aufgewacht.
  • Nina ist eingeschlafen.
  • Die Kirschen sind gereift.
Fortbewegung
  • gehen
  • fahren
  • fliegen
  • Du bist gegangen.
  • Der Zug ist gefahren.
  • Die Falken sind geflogen.

Mit dem Plusquamperfekt schilderst du Ereignisse, die vor einem anderen vergangenen Ereignis stattgefunden haben. Du bildest die Zeitform (= Tempus) so:

  • ‚haben‘ oder ‚sein‘ im Präteritum + Partizip 2
Beispiel: Plusquamperfekt
Caro hatte ein Buch gekauft, bevor sie an die Uni ging.

Paul war durch den Park gelaufen, bevor er sich mit seiner Freundin traf.

Auch für das Plusquamperfekt verwendest du in der Regel ‚haben‘. Das Hilfsverb ‚sein‘ benutzt du, wenn mit dem Verb eine Zustandsveränderung oder eine Fortbewegung geschildert wird.

Mit dem Futur 1 drückst du zukünftige Ereignisse aus. Du bildest das Futur 1, indem du Folgendes verknüpfst:

  • ‚werden‘ im Präsens + Infinitiv

Der Infinitiv ist die Grundform eines Verbs, z. B. ‚kaufen‘ oder ‚laufen‘.

Beispiel: Futur 1
Caro wird ein Buch kaufen.

Paul wird durch den Park laufen.

Mit dem Futur 2 schilderst du hauptsächlich Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden. Du bildest es wie folgt:

  • ‚werden‘ im Präsens + Partizip 2 + ‚haben‘ oder ‚sein‘
Beispiel: Futur 2
Caro wird ein Buch gekauft haben.

Paul wird durch den Park gelaufen sein.

Auch beim Futur 2 benutzt du ‚sein‘, wenn mit dem Verb eine Zustandsveränderung oder eine Fortbewegung ausgedrückt wird. In den meisten anderen Fällen verwendest du ‚haben‘.

Bildung des Passivs

Das Passiv ist eine Verbform, bei der nicht die handelnde Person oder Sache betont wird, sondern die Handlung selbst. Du unterscheidest zwei Varianten:

  • Vorgangspassiv
  • Zustandspassiv

Beim Vorgangspassiv liegt der Fokus auf dem Verlauf einer Handlung. Du bildest es so:

  • ‚werden‘ im Präsens + Partizip 2
Beispiel: Vorgangspassiv
Das Buch wird gekauft. 

Beim Zustandspassiv liegt der Fokus auf dem Ergebnis einer Handlung. Es wird wie folgt gebildet:

  • ‚sein‘ im Präsens + Partizip 2
Beispiel: Zustandspassiv
Das Buch ist gekauft.

Verwendung als Vollverb

Die Hilfsverben ‚haben‘ und ‚sein‘ können als Vollverben verwendet werden.

Vollverben sind Verben, die ohne andere Verben im Satz stehen können.

Beispiel: ‚haben‘ und ‚sein‘ als Vollverben
Caro hat einen Hund.

Paul ist an der Uni.

Hier bilden ‚haben‘ und ‚sein‘ jeweils das Prädikat im Satz.

Beachte
Das Prädikat ist ein Satzglied, das aus einem oder mehreren Verben bestehen kann.

Beispiel:

Einfaches Prädikat: Die Dozentin redet.

Mehrteiliges Prädikat: Die Dozentin hat geredet.

Mit dem Prädikat wird ausgedrückt, was das Subjekt (= handelnde Person oder Sache) tut. Im Beispiel ist ‚die Dozentin‘ das Subjekt.

Verwendung als Kopulaverb

Die Hilfsverben ‚sein‘ und ‚werden‘ können als Kopulaverben genutzt werden.

Kopulaverben sind Verben, die zusammen mit einem Adjektiv oder Substantiv die Aussage des Satzes bilden.

Beispiel: ‚sein‘ und ‚werden‘ als Kopulaverben
Mit Adjektiv: Caro ist zufrieden.

Mit Substantiv: Paul wird Anwalt.

Verwendung als Modalitätsverb

Du kannst die Hilfsverben ‚haben‘ und ‚sein‘ als Modalitätsverben einsetzen.

Dazu verknüpfst du sie mit ‚zu‘ und dem Infinitiv (= Grundform) eines anderen Verbs. So kannst du ausdrücken, dass etwas notwendig oder möglich ist.

Beispiel: ‚haben‘ und ‚sein‘ als Modalitätsverben
Notwendigkeit: Caro hat viel zu tun.

Möglichkeit: Es ist viel zu tun.

Welches Hilfsverb du wofür verwendest

In der folgenden Tabelle wird noch einmal zusammengefasst, wofür du die Hilfsverben ‚haben‘, ‚sein‘ und ‚werden‘ einsetzen kannst.

Alle Hilfsverben: Verwendung
haben sein  werden
Zeitformen Ich habe gemalt. (= Perfekt) Ich bin gelaufen. (= Perfekt) Ich werde malen.

(= Futur 1)

Passiv Das Bild ist gemalt. Das Bild wird gemalt.
Vollverb Ich habe ein Bild. Ich bin im Atelier.
Kopulaverb Ich bin Maler. Ich werde Maler.
Modalitätsverb Ich habe zu malen. Das Bild ist zu malen.

Modale Hilfsverben einfach erklärt

Es gibt im Deutschen sechs modale Hilfsverben (= Modalverben):

  • dürfen
  • können
  • mögen
  • müssen
  • sollen
  • wollen

Mit modalen Hilfsverben kannst du ausdrücken, dass etwas erlaubt, möglich, gewünscht oder notwendig ist.

Dazu verknüpfst du ein modales Hilfsverb mit einem anderen Verb im Infinitiv (= Grundform).

Beispiel: Verwendung von modalen Hilfsverben
Erlaubnis: Ich darf jetzt lesen.

Möglichkeit: Ich kann jetzt lesen.

Wunsch: Ich mag/will jetzt lesen.

Notwendigkeit: Ich muss/soll jetzt lesen.

Modale Hilfsverben und ihre Ersatzformen

Modale Hilfsverben können durch andere Formen ersetzt werden. Die folgende Tabelle zeigt mögliche Ersatzformen.

Modale Hilfsverben und Ersatzformen
Modales Hilfsverb Ersatzformen Beispiel
dürfen
  • die Erlaubnis haben
  • erlaubt sein
  • gestattet sein
  • Ich habe die Erlaubnis, hier zu sein.
  • Es ist erlaubt, hier zu sein.
  • Es ist gestattet, hier zu sein.
können
  • fähig sein
  • in der Lage sein
  • möglich sein
  • Ich bin fähig, das Auto zu reparieren.
  • Ich bin in der Lage, das Auto zu reparieren.
  • Es ist möglich, das Auto zu reparieren.
mögen
  • gefallen
  • Lust haben
  • schätzen
  • Mir gefällt es, zu lesen.
  • Ich habe Lust, zu lesen.
  • Ich schätze es, zu lesen.
müssen
  • erforderlich sein
  • gezwungen sein
  • notwendig sein
  • Es ist erforderlich, zu arbeiten.
  • Ich bin gezwungen, zu arbeiten.
  • Es ist notwendig, zu arbeiten.
sollen
  • den Auftrag haben
  • die Aufgabe haben
  • vorgesehen sein
  • Ich habe den Auftrag, den Text zu schreiben.
  • Ich habe die Aufgabe, den Text zu schreiben.
  • Es ist vorgesehen, den Text zu schreiben.
wollen
  • beabsichtigen
  • die Absicht haben
  • vorhaben
  • Ich beabsichtige, zu reisen.
  • Ich habe die Absicht, zu reisen.
  • Ich habe vor, zu reisen.

Hilfsverben Grundschule: Arbeitsblatt

Hier kannst du ein PDF-Arbeitsblatt herunterladen, das vor allem für Schülerinnen und Schüler der Grundschule geeignet ist.

    Hilfsverben Grundschule Arbeitsblatt PDF

    Häufig gestellte Fragen zu Hilfsverben

    Was sind modale Hilfsverben im Deutschen?

    Die sechs modalen Hilfsverben im Deutschen sind:

    • dürfen
    • können
    • mögen
    • müssen
    • sollen
    • wollen
    Wie bilde ich mit den Hilfsverben das Perfekt?

    Mit den Hilfsverben ‚haben‘ und ‚sein‘ bildest du das Perfekt, indem du ihre Form im Präsens (= Gegenwart) mit dem Partizip 2 eines anderen Verbs kombinierst.

    Beispiel mit ‚haben‘: Ich habe das Buch gelesen.

    Beispiel mit ‚sein‘: Ich bin ins Kino gegangen.

    Bei den meisten Verben verwendest du ‚haben‘. Das Hilfsverb ‚sein‘ benutzt du, wenn mit dem Verb eine Fortbewegung oder eine Zustandsveränderung ausgedrückt wird.

    Wie werden Hilfsverben noch genannt?

    Hilfsverben werden auch ‚Hilfszeitwörter‘ oder ‚Auxiliarverben‘ genannt.

    ‚Zeitwort‘ ist die deutsche Bezeichnung für ‚Verb‘. Das Wort ‚auxiliar‘ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚helfend‘.

    Ist dieser Artikel hilfreich?
    Franz Strohmeier, M.Sc.

    Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.