Partizip Perfekt im Deutschen | Beispiele und Erklärung

Das Partizip Perfekt (= Partizip 2) ist eine Verbform wie ‚geschrieben‘.

Du drückst damit eine Handlung aus, die bereits vorbei ist.

Beispiel: Partizip Perfekt
Der Professor liest die geschriebene Hausarbeit.

  • Die Handlung (= das Schreiben), die hier mit dem Partizip Perfekt ausgedrückt wird, ist schon abgeschlossen.

Das Partizip Perfekt verwendest du z. B.

  • als Adjektiv,
  • zur Bildung des Perfekts (= Vergangenheitsform) oder
  • zur Bildung des Passivs (= Verbform zur Betonung einer Handlung).
Beispiel: Partizip Präsens – Verwendung
Adjektiv: Die geschriebene Hausarbeit überzeugt den Professor.

Perfekt: Sophie hat eine Hausarbeit geschrieben.

Passiv: Die Hausarbeit wird geschrieben.

Wie du das Partizip Perfekt bildest

Wie das Partizip Perfekt gebildet wird, hängt vom Verb ab.

Du unterscheidest die folgenden Verbgruppen:

Schwache Verben

Du bildest das Partizip Perfekt schwacher Verben, indem du die folgenden Bestandteile verknüpfst:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-t‘

Den Verbstamm kannst du ermitteln, indem du die Grundform (= Infinitiv) eines Verbs um die Endung ‚-en‘ kürzt.

Von ‚meinen‘ ist der Verbstamm also beispielsweise ‚mein-‘.

Partizip Perfekt schwacher Verben
Infinitiv (= Grundform) Partizip Perfekt
meinen gemeint
sagen gesagt
zeigen gezeigt

Verben mit der Endung ‚-ieren‘ (z. B. ‚telefonieren‘) gehören zu den schwachen Verben.

Bei ihnen entfällt im Partizip Perfekt jedoch die Vorsilbe ‚ge-‘. 

Beispiel: Partizip Perfekt ohne ‚ge-‘ bei Verben auf ‚-ieren‘
Partizip Perfekt von ‚telefonieren‘: 

  • Richtig: telefoniert
  • Falsch: getelefoniert

Starke Verben

Du bildest das Partizip Perfekt starker Verben, indem du diese Bestandteile verbindest:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-en‘
Partizip Perfekt starker Verben
Infinitiv (= Grundform) Partizip Perfekt
fahren gefahren
fangen gefangen
kommen gekommen

Starke Verben sind die größte Teilgruppe der unregelmäßigen Verben.

Oft verändert sich bei starken Verben der Vokal des Verbstamms zwischen Infinitiv (z. B. ‚helfen‘) und Partizip Perfekt (z. B. ‚geholfen‘).

Vokale sind die Buchstaben ‚a‘, ‚e‘, ‚i‘, ‚o‘ und ‚u‘.

Vokalwechsel beim Partizip Perfekt
Infinitiv Partizip Perfekt
schmelzen geschmolzen
sprechen gesprochen
werfen geworfen

Es gibt zudem einige starke Verben, bei denen sich im Partizip Perfekt der Konsonant verändert, der auf den Vokal im Verbstamm folgt.

Konsonanten sind alle Buchstaben außer den Vokalen und den Umlauten ‚ä‘, ‚ö‘ und ‚ü‘.

Konsonantenwechsel beim Partizip Perfekt
Infinitiv Partizip Perfekt
ziehen gezogen
leiden gelitten

Da starke Verben unregelmäßige Verbstämme haben, ist es am besten, ihr Partizip Perfekt auswendig zu lernen. Eine Liste der häufigsten starken Verben findest du hier: Starke Verben: Beispiele, Liste und Übung.

Untrennbare Verben

Untrennbare Verben sind Verben, die eine untrennbare Vorsilbe haben.

Eine untrennbare Vorsilbe ist ein Bestandteil des Verbs, der im Satz stets mit dem Verbstamm verbunden bleibt.

Beispiel: untrennbare Vorsilbe
  • Richtig: Anna besucht ihre Familie.
  • Falsch: Anna sucht ihre Familie be.

Sowohl schwache als auch starke Verben können eine untrennbare Vorsilbe haben.

Bei untrennbaren Verben entfällt im Partizip Perfekt die Vorsilbe ‚ge-‘. 

Beispiel: Partizip Perfekt ohne ‚ge-‘ bei untrennbaren Verben 
Partizip Perfekt von ‚besuchen‘: 

  • Richtig: besucht
  • Falsch: gebesucht

Ein Verb ist untrennbar, wenn es eine der folgenden Vorsilben hat:

  • be-
  • ent-
  • er-
  • ge-
  • miss-
  • ver-
  • zer-

Trennbare Verben

Trennbare Verben sind Verben, die eine trennbare Vorsilbe haben.

Eine trennbare Vorsilbe ist ein Bestandteil des Verbs, der im Satz vom Verbstamm getrennt werden kann.

Beispiel: trennbare Vorsilbe
  • Richtig: Anna sucht sich ein neues Buch aus.
  • Falsch: Anna aussucht sich ein neues Buch.

Sowohl schwache als auch starke Verben können eine trennbare Vorsilbe haben.

Beim Partizip Perfekt von trennbaren Verben wird ‚ge-‘ zwischen die Vorsilbe und den Verbstamm eingeschoben.

Beispiel: ge-Einschub beim Partizip Perfekt von trennbaren Verben
Partizip Perfekt von ‚aussuchen‘:

  • Richtig: ausgesucht
  • Falsch: geaussucht

Ein Verb ist trennbar, wenn es eine der folgenden Vorsilben hat:

  • ab-
  • an-
  • auf-
  • aus-
  • bei-
  • ein-
  • her-
  • hin-
  • mit-
  • nach-
  • vor-
  • zu-
Beachte
Verben können entweder trennbar oder untrennbar sein, wenn sie eine der folgenden Vorsilben haben:

  • durch-
  • hinter-
  • über-
  • um-
  • unter-
  • wider-

Es handelt sich um ein trennbares Verb, wenn die Vorsilbe betont wird. Dagegen liegt ein untrennbares Verb vor, wenn die Betonung nicht auf der Vorsilbe liegt, sondern auf dem übrigen Teil des Verbs.

Betonte Vorsilbe: Nina geht freundlich mit anderen um.

Hier wird ‚um‘ betont. Die Vorsilbe ist daher trennbar.

Unbetonte Vorsilbe: So umgeht sie Streit.

Hier liegt die Betonung nicht auf ‚um-‘, sondern auf ‚-geht‘. Die Vorsilbe ist deshalb untrennbar.

Wie du das Partizip Perfekt verwendest

Mit dem Partizip Perfekt wird eine Handlung ausgedrückt, die schon vorbei ist.

Beispiel: Verwendung des Partizip Perfekt
Die erzählte Geschichte fesselte die Zuhörenden.

  • Hier ist die Handlung bereits abgeschlossen, denn die Geschichte wurde bereits erzählt.

Du kannst mit dem Partizip Perfekt Zeitformen und das Passiv bilden oder es eigenständig gebrauchen:

Bildung von Zeitformen

Mit dem Partizip Perfekt kannst du drei Zeitformen bilden:

Bildung von Perfekt, Plusquamperfekt und Futur 2
Zeitform Zusammensetzung der Zeitform Beispiel
Perfekt Max hat ein Buch gelesen.

Lisa ist eine Runde gelaufen.

Plusquamperfekt
  • ‚haben‘ oder ‚sein‘ im Präteritum
  • Partizip Perfekt
Max hatte ein Buch gelesen, bevor er an den See fuhr.

Lisa war eine Runde gelaufen, bevor sie einen Film schaute.

Futur 2
  • werden‘ im Präsens
  • Partizip Perfekt
  • ‚haben‘ oder ‚sein‘
Max wird ein Buch gelesen haben.

Lisa wird eine Runde gelaufen sein.

Mit dem Perfekt beschreibst du überwiegend Ereignisse der Vergangenheit.

Das Plusquamperfekt wird verwendet, um Ereignisse zu schildern, die vor einem anderen vergangenen Ereignis stattgefunden haben.

Mit dem Futur 2 beschreibst du hauptsächlich Ereignisse, die in der Zukunft vollendet sein werden.

Bildung des Passivs

Das Partizip Perfekt wird verwendet, um das Passiv zu bilden.

Bei dieser Verbform steht nicht die handelnde Person oder Sache im Mittelpunkt, sondern die Handlung selbst.

Das Passiv wird wie folgt gebildet:

  • ‚werden‘ im Präsens (= Gegenwartsform) + Partizip Perfekt
Beispiel: Passiv
Das Buch wird gelesen.

Gebrauch als Adjektiv

Du kannst das Partizip Perfekt wie ein Adjektiv (= Eigenschaftswort) gebrauchen.

Allerdings kann das Partizip Perfekt im Gegensatz zu einem Adjektiv normalerweise nicht gesteigert werden.

Vergleich: Adjektiv und Partizip Perfekt
Grundform Steigerung
Adjektiv jung
  • jünger
Partizip Perfekt erzählt
  • erzählter

Wenn das Partizip Perfekt als Adjektiv gebraucht wird, kann es in drei Varianten auftreten:

  1. Attribut
  2. Adverbial
  3. Prädikativ

Als Attribut (= Beifügung) steht das Partizip Perfekt vor einem Substantiv und stimmt mit diesem in Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall) überein.

Beispiel: Partizip Perfekt als Attribut
Tim übte den geplanten Einstiegssatz für sein Referat.

Tim übte die geplanten Einstiegssätze für sein Referat.

Ein Attribut dient dazu, nähere Informationen zu einem Substantiv anzugeben.

Mit dem Partizip Perfekt als Adverbial beschreibst du in der Regel ein Verb oder einen ganzen Satz näher. Dabei hat das Partizip Perfekt immer dieselbe Form.

Beispiel: Partizip Perfekt als Adverbial
Bezug auf Verb: „Ich werde gezielt auf den Hintergrund eingehen“, dachte sich Tim.

Bezug auf ganzen Satz:Dann wird das Publikum das Thema bestimmt verstehen.“

Beim Adverbial handelt es sich um ein Satzglied, mit dem ein Sachverhalt genauer erläutert wird. Damit wird z. B. angegeben, wo, wann oder wie etwas passiert ist.

Im Beispiel wird durch das Adverbial ausgedrückt, wie Tim auf den Hintergrund eingehen wird (‚gezielt‘).

Als Prädikativ hat das Partizip Perfekt stets dieselbe Form.

Das Prädikativ stellt ein Satzglied dar, mit dem du eine Eigenschaft oder einen Zustand einer Person oder Sache angeben kannst.

Beispiel: Partizip 2 als Prädikativ
Tim blickte konzentriert auf seine Notizen.

Prädikativ und Adverbial sind leicht zu verwechseln. Du kannst diese beiden Satzglieder unterscheiden, indem du darauf achtest, worauf sich das Partizip Perfekt bezieht.

Wenn es sich auf eine Person oder Sache bezieht, liegt ein Prädikativ vor. Wenn es sich dagegen auf etwas anderes bezieht, z. B. auf ein Verb, handelt es sich um ein Adverbial.

Beispiel: Unterschied zwischen Prädikativ und Adverbial
Prädikativ: Tim blieb bei seinem Referat fokussiert.

  • Hier liegt ein Prädikativ vor, denn das Partizip Perfekt bezieht sich auf eine Person (‚Tim‘).

Adverbial: Am Ende applaudierten die Zuhörenden ausgelassen.

  • Hier handelt es sich um ein Adverbial, weil sich das Partizip Perfekt auf ein Verb (‚applaudierten‘) bezieht.

Gebrauch als Substantiv

Das Partizip Perfekt kann als Substantiv verwendet werden.

Es wird dann großgeschrieben und kann in Genus (= Geschlecht), Numerus (= Zahl) und Kasus (= Fall) verändert werden.

Beispiel: Partizip Perfekt als Substantiv
Das Gesagte interessierte die Zuhörenden.

Sie stellten zum Gesagten Fragen.

Gebrauch als Teil eines Partizipialsatzes

Du kannst mit dem Partizip Perfekt einen Partizipialsatz bilden, indem du es mit weiteren Wörtern verknüpfst.

Ein Partizipialsatz ist ein Nebensatz, in dem die Aussage durch ein Partizip mitgeteilt wird.

Beispiel: Partizip Perfekt als Teil eines Partizipialsatzes
Das Referat gehalten, war Tim erleichtert.

Partizipialsätze enthalten kein eigenes Subjekt (= handelnde Person oder Sache).

Stattdessen wird auf das Subjekt des zugehörigen Satzes Bezug genommen, wobei es sich meist um einen Hauptsatz handelt. Im Beispiel ist ‚Tim‘ das Subjekt des zugehörigen Hauptsatzes.

Bei Hauptsätzen handelt es sich um Sätze, die alleine stehen können. Partizipialsätze bzw. Nebensätze kommen dagegen nur zusammen mit einem anderen Satz vor.

Ein Partizipialsatz kann immer in einen gewöhnlichen Nebensatz umgeformt werden.

Beispiel: gewöhnlicher Nebensatz statt Partizipialsatz
Nachdem er das Referat gehalten hatte, war Tim erleichtert.

Ein gewöhnlicher Nebensatz enthält immer ein Verb, das nach Person (z. B. ‚wir‘ oder ‚er‘) und Numerus (= Zahl) bestimmt ist.

Dieses Verb ist im Beispiel ‚hatte‘. Es bildet zusammen mit dem Partizip 2 ‚gehalten‘ das Prädikat des Nebensatzes. Das Prädikat ist ein Satzglied, mit dem die Handlung in einem Satz angegeben wird.

Häufig gestellte Fragen zum Partizip Perfekt

Was ist das Partizip Perfekt Passiv?

Das Partizip Perfekt Passiv ist eine Verbform im Lateinischen.

Die entsprechende Form im Deutschen wird ‚Partizip Perfekt‘ oder ‚Partizip 2‘ genannt.

Was ist das Partizip Perfekt Aktiv?

Das Partizip Perfekt Aktiv ist eine Verbform, die es z. B. im Altgriechischen gibt. Im Deutschen gibt es kein Partizip Perfekt Aktiv.

Du unterscheidest zwei Partizipien in der deutschen Sprache:

  • Partizip Präsens (= Partizip 1), z. B. ‚spielend‘
  • Partizip Perfekt (= Partizip 2), z. B. ‚gespielt‘
Gibt es neben dem Partizip Perfekt weitere Partizipien?

Neben dem Partizip Perfekt (= Partizip 2) gibt es im Deutschen das Partizip Präsens (= Partizip 1).

Das Partizip Präsens ist eine Verbform wie ‚fliegend‘. Du verwendest es meist als Adjektiv.

Beispiel: Thea beobachtet den fliegenden Adler.

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.