Was sind Partizipien? | Beispiele und Übungen

Partizipien sind Verbformen, die häufig wie Adjektive verwendet werden.

Du unterscheidest zwei Partizipien im Deutschen:

Mit dem Partizip 1 beschreibst du eine Handlung, die noch nicht beendet ist. Dagegen drückst du mit dem Partizip 2 eine Handlung aus, die schon vorbei ist.

Beispiel: Partizipien
Partizip 1: Der singende Tenor steht auf der Bühne.

  • Hier ist die Handlung (= das Singen), die mit dem Partizip 1 beschrieben wird, noch nicht abgeschlossen.

Partizip 2: Die Kritikerin äußerte sich positiv über die gesungenen Arien. 

  • Die Handlung (= das Singen), die durch das Partizip 2 ausgedrückt wird, ist hier bereits abgeschlossen.

So bildest du die Partizipien im Deutschen

Bei der Bildung der Partizipien unterscheidest du zwischen:

Partizip 1 (= Partizip Präsens)

Das Partizip 1 (= Partizip Präsens) wird gebildet, indem an den Infinitiv (= Grundform) eines Verbs ein ‚-d‘ angehängt wird.

Bildung des Partizips 1
Infinitiv Partizip 1
führen führend
sehen sehend

Partizip 2 (= Partizip Perfekt)

Das Partizip 2 (= Partizip Perfekt) bildest du, indem du Folgendes kombinierst:

  • Vorsilbe ‚ge-
  • Verbstamm
  • Endung ‚-t‘ oder ‚-en
Bildung des Partizips 2
Infinitiv (= Grundform) Partizip 2
führen geführt
sehen gesehen

Die Endung ‚-t‘ verwendest du bei schwachen Verben wie ‚führen‘. Dagegen nutzt du die Endung ‚-en‘ bei starken Verben wie ‚sehen‘.

Bei schwachen Verben bleibt der Verbstamm in allen Formen gleich.

Bei vielen starken Verben verändert sich der Vokal des Verbstamms zwischen Infinitiv (z. B. ‚trinken‘) und Partizip 2 (z. B. ‚getrunken‘).

Vokale sind die Buchstaben ‚a‘, ‚e‘, ‚i‘, ‚o‘ und ‚u‘.

Veränderung des Vokals im Verbstamm beim Partizip 2 starker Verben
Infinitiv Partizip 2
trinken getrunken
springen gesprungen

Einige Verben haben weitere Besonderheiten im Partizip 2. Mehr dazu erfährst du hier: Partizip 2: Beispiele, Bildung und Verwendung.

So verwendest du Partizipien im Deutschen

Du kannst Partizipien wie folgt verwenden:

Partizipien als Adjektive

Das Partizip 1 und das Partizip 2 können als Adjektiv (= Eigenschaftswort) verwendet werden.

Sie stehen dann meist vor einem Substantiv und werden daran in Genus (= grammatisches Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall) angepasst.

Beispiel: Partizipien als Adjektive in angepasster Form
Partizip 1: Die lernende Studentin bereitete sich auf die Prüfung vor.

Partizip 2: Sie beherrschte den gelernten Stoff bereits gut.

Die Partizipien werden hier als Attribute verwendet. Attribute sind Bestandteile eines Satzes, mit denen ein Substantiv näher beschrieben wird.

Es ist zudem möglich, dass ein Partizip als Adjektiv an einer anderen Stelle im Satz steht. Seine Form wird dann nicht an ein Substantiv angepasst, sondern bleibt stets gleich.

Beispiel: Partizipien als Adjektive in unveränderter Form
Partizip 1: 

Im Prüfungsgespräch beantwortete die Studentin die Fragen treffend.

Ihre Antworten waren treffend formuliert.

Partizip 2:

Sie blieb auch bei schwierigen Fragen entspannt.

Sie saß entspannt auf ihrem Stuhl.

Mehr dazu, wie du Partizipien als Adjektive verwenden kannst, findest du hier: Partizip 1: Beispiele und Übungen.

Partizipien als Substantive

Du kannst das Partizip 1 und das Partizip 2 als Substantiv verwenden.

Sie werden dann großgeschrieben und können in drei Kategorien verändert werden: Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall).

Beispiel: Partizipien als Substantive
Partizip 1: Lernende sollten neue Informationen mit alten verknüpfen.

Partizip 2: So können sie sich das Gelernte leichter merken.

Mit der Substantiv-Form des Partizips 1 ist es möglich, Begriffe geschlechtsneutral zu formulieren (= Gendern).

Zum Beispiel kannst du ‚Lernende‘ statt ‚Lerner‘ schreiben, um alle Geschlechter zu berücksichtigen.

Partizipien als Teile eines Partizipialsatzes

Du kannst das Partizip 1 und das Partizip 2 mit anderen Wörtern kombinieren und so einen Partizipialsatz bilden.

Ein Partizipialsatz ist ein Satz, dessen Aussage durch ein Partizip ausgedrückt wird.

Beispiel: Partizipien als Teile eines Partizipialsatzes
Partizip 1: Die Studentin konzentrierte sich, über die Fragen des Dozenten nachdenkend.

Partizip 2: Das Prüfungsgespräch geschafft, war die Studentin erleichtert.

Du kannst Partizipialsätze immer in einen gewöhnlichen Satz umformen. In einem gewöhnlichen Satz ist das Verb nach Person (z. B. ‚sie‘ oder ‚wir‘) und Numerus (= Anzahl) bestimmt.

Beispiel: gewöhnlicher Satz statt Partizipialsatz
Die Studentin konzentrierte sich, während sie über die Fragen des Dozenten nachdachte.

Nachdem sie das Prüfungsgespräch geschafft hatte, war die Studentin erleichtert.

Mehr über Partizipialsätze erfährst du hier: Partizip Präsens | Beispiele und Übungen.

Partizip 1 als Teil eines Gerundivs

Das Gerundiv ist eine Verbform wie ‚zu lernend‘.

Es wird gebildet, indem das Wort ‚zu‘ und das Partizip 1 kombiniert werden.

Mit dem Gerundiv kannst du ausdrücken, dass etwas gemacht werden soll (= Notwendigkeit) oder gemacht werden kann (= Möglichkeit).

Beispiel: Partizip 1 als Teil eines Gerundivs
Notwendigkeit: Der für die Prüfung zu lernende Stoff war überschaubar.

  • Der Stoff muss für die Prüfung gelernt werden.

Möglichkeit: Der leicht zu lernende Stoff bereitete der Studentin keine Mühe.

  • Die Studentin kann den Stoff leicht lernen.

Partizip 2 als Teil von Zeitformen und des Passivs

Du verwendest das Partizip 2 zum einen, um die folgenden Zeitformen zu bilden:

  • Perfekt (= Vergangenheitsform)
  • Plusquamperfekt (= Vorvergangenheit)
  • Futur 2 (= vollendete Zukunft)
Partizip 2 als Teil von Zeitformen
Zeitform Zusammensetzung der Zeitform Beispiel
Perfekt
  • ‚haben‘ oder ‚sein‘ im Präsens
  • Partizip 2
Nina hat einen Film geschaut.

Alex ist ins Fitnessstudio gegangen.

Plusquamperfekt
  • ‚haben‘ oder ‚sein‘ im Präteritum
  • Partizip 2
Nina hatte einen Film geschaut, bevor sie schlafen ging.

Alex war ins Fitnessstudio gegangen, bevor er sich etwas kochte.

Futur 2
  • ‚werden‘ im Präsens
  • Partizip 2
  • ‚haben‘ oder ‚sein‘
Nina wird einen Film geschaut haben.

Alex wird ins Fitnessstudio gegangen sein.

Zum anderen bildest du mit dem Partizip 2 das Passiv (= Verbform zur Betonung einer Handlung). 

Dazu kombinierst du das Partizip 2 mit dem Hilfsverbwerden‘.

Beispiel: Partizip 2 als Teil des Passivs
Der Film wird geschaut.

Mit den markierten Verben wird jeweils die Handlung in den Beispielsätzen beschrieben. Diese Verben bilden somit das Prädikat in diesen Sätzen.    

Mehr dazu findest du in unserem Artikel über das Prädikat. 

Partizipien als Adjektive: Übungen

Häufig gestellte Fragen zu den Partizipien

Was sind nominalisierte Partizipien?

Nominalisierte Partizipien sind Partizipien, die als Nomen (= Substantive) verwendet werden.

Du schreibst nominalisierte Partizipien groß und kannst sie in Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall) verändern.

Beispiele:

Nominalisiertes Partizip 1: Die Vortragenden begrüßten das Publikum.

Nominalisiertes Partizip 2: Das Vorgetragene war leicht verständlich.

Was sind erweiterte Partizipien?

Erweiterte Partizipien sind Bestandteile eines Satzes, die aus einem Partizip und weiteren Wörtern bestehen.

Sie beziehen sich auf ein Substantiv und stehen entweder vor diesem oder an einer anderen Stelle im Satz.

Beispiele:

Die gut auf die Prüfung vorbereitete Studentin konnte alle Fragen beantworten.

Die Studentin, gut auf die Prüfung vorbereitet, konnte alle Fragen beantworten.

Kann ich Partizipien als Attribute verwenden?

Du kannst Partizipien als Attribute verwenden.

Sie stehen dann vor einem Substantiv und stimmen damit in drei Kategorien überein: Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall).

Beispiele:

Partizip 1 als Attribut: Die fotografierenden Touristen standen auf dem Marienplatz.

Partizip 2 als Attribut: Ihnen gefiel das fotografierte Rathaus.

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.