Partizip 1: Beispiele und Übungen

Das Partizip 1 (= Partizip Präsens) ist eine Verbform wie ‚lesend‘.

Mit dem Partizip 1 beschreibst du eine Handlung, die zur gleichen Zeit wie eine andere Handlung stattfindet und noch nicht abgeschlossen ist.

Beispiel: Partizip 1
Der lesende Student sitzt in der Bibliothek.

  • Hier finden zwei Handlungen gleichzeitig statt: Der Student liest und sitzt.

Das Partizip 1 verwendest du meist wie ein Adjektiv (= Eigenschaftswort), das in der Regel vor einem Substantiv steht.

Das Partizip 1 wird dabei in Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall) an das Substantiv angepasst und beschreibt dieses näher.

Beispiel: Partizip 1 als Adjektiv
Der lesende Student sitzt in der Bibliothek.

Die lesenden Studierenden sitzen in der Bibliothek.

Partizip 1: Bildung

Du bildest das Partizip 1, indem du an den Infinitiv (= die Grundform) eines Verbs ein ‚-d‘ anhängst.

Bildung des Partizips 1
Infinitiv Partizip 1
gehen gehend
sagen sagend
fliegen fliegend

Die einzige Ausnahme von dieser Regel sind die Verben ‚sein‘ und ‚tun‘. Bei ihnen wird vor dem ‚n‘ zusätzlich ein ‚e‘ eingefügt.

Bildung des Partizips 1 von ‚sein‘ und ‚tun‘
Infinitiv Partizip 1
sein seiend
tun tuend

Partizip 1: Verwendung

Mit dem Partizip 1 wird eine Handlung ausgedrückt, die zur gleichen Zeit wie eine andere Handlung stattfindet und noch nicht vorbei ist.

Beispiel: Partizip 1
Die lächelnde Studentin geht in den Hörsaal.

  • Hier geschehen gleichzeitig zwei Handlungen: Die Studentin lächelt und geht.

Die beschriebene Handlung wird zudem aktiv ausgeübt. Das heißt, du kannst die Handlung, die mit dem Partizip 1 ausgedrückt wird, immer zu einem Satz im Aktiv umformen.

Das Aktiv ist eine Verbform, bei der die handelnde Person oder Sache im Fokus steht.

Beispiel: Umformung des Partizips 1 zu einem Satz im Aktiv
Handlung als Partizip 1 Handlung als Satz im Aktiv
Die lächelnde Studentin … Die Studentin lächelt.

Die Studentin, die lächelt …

Du verwendest das Partizip 1 als

  • Adjektiv,
  • Substantiv,
  • Teil eines Partizipialsatzes oder
  • Teil eines Gerundivs.

Adjektiv

Das Partizip 1 kann wie ein Adjektiv (= Eigenschaftswort) eingesetzt werden.

Im Gegensatz zu Adjektiven (z. B. ‚schön‘) kannst du es jedoch meist nicht steigern oder mit der Vorsilbe ‚un-‘ verneinen.

Vergleich: Adjektiv und Partizip 1
Grundform Steigerung Verneinung
Adjektiv schön
  • schöner
  • unschön
Partizip 1 lächelnd
  • lächelnder
  • unlächelnd

Wenn du das Partizip 1 als Adjektiv in einem Satz verwendest, kann es in drei Varianten auftreten:

  1. Attribut
  2. Adverbial
  3. Prädikativ

Mit einem Attribut (= einer Beifügung) beschreibst du ein Substantiv näher.

Wenn das Partizip 1 als Attribut verwendet wird, steht es vor einem Substantiv und stimmt mit diesem überein in Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall). Die korrekte Übereinstimmung kannst du mithilfe der Rechtschreibprüfung von QuillBot kontrollieren.

Beispiel: Partizip 1 als Attribut
Die vortragende Dozentin begrüßt das Publikum.

Die vortragenden Dozierenden begrüßen das Publikum.

Ein Adverbial ist ein Satzglied, mit dem die näheren Umstände eines Sachverhalts angegeben werden,also z. B. wann, wo oder wie etwas passiert ist.

Wenn du das Partizip 1 als Adverbial verwendest, beschreibst du damit das Verb des Satzes näher. Die Form des Partizips 1 bleibt dabei immer gleich.

Beispiel: Partizip 1 als Adverbial
„Das ist wichtig für die Prüfung“, sagte die Dozentin mahnend.

Ein Prädikativ ist ein Satzglied, mit dem du die Eigenschaft oder den Zustand einer Person oder Sache im Satz angeben kannst.

Wenn du das Partizip 1 als Prädikativ verwendest, bleibt dessen Form immer gleich.

Beispiel: Partizip 1 als Prädikativ
Max sitzt schlafend in der Vorlesung.

Es ist oft schwierig zu unterscheiden, ob ein Partizip 1 als Adverbial oder als Prädikativ verwendet wird.

Du kannst dir den Unterschied so merken: Als Adverbial bezieht sich das Partizip 1 auf ein Verb, während es sich als Prädikativ auf eine Person oder Sache bezieht.

Beispiel: Partizip 1 – Adverbial oder Prädikativ
Adverbial: Die Bilder des Künstlers verkauften sich nur schleppend.

Prädikativ: Der Künstler überlegte zitternd, wie er seine Rechnungen bezahlen sollte.

Substantiv

Du kannst das Partizip 1 als Substantiv verwenden. Es wird dann großgeschrieben und kann in Genus (= Geschlecht), Numerus (= Anzahl) und Kasus (= Fall) verändert werden.

Beispiel: Partizip 1 als Substantiv
Die Vortragende begrüßt das Publikum.

Die Vortragenden begrüßen das Publikum.

Die Substantiv-Form des Partizips 1 wird häufig genutzt, um Begriffe geschlechtsneutral zu formulieren (= Gendern).

Beispielsweise kann statt der maskulinen Form ‚Studenten‘ die geschlechtsneutrale Variante ‚Studierende‘ gewählt werden, um alle Geschlechter zu berücksichtigen.

Teil eines Partizipialsatzes

Das Partizip 1 kann zusammen mit anderen Wörtern einen Partizipialsatz bilden.

Ein Partizipialsatz ist ein Nebensatz, in dem die Aussage durch ein Partizip mitgeteilt wird.

Beispiel: Partizip 1 als Teil eines Partizipialsatzes
Der Student sitzt in der Bibliothek, Quellen für seine Hausarbeit lesend.

Partizipialsätze enthalten kein eigenes Subjekt (= handelnde Person oder Sache), sondern beziehen sich auf das Subjekt des zugehörigen Satzes. Dieser ist meist ein Hauptsatz.

Im Beispiel ist ‚Der Student‘ das Subjekt des zugehörigen Hauptsatzes.

Hauptsätze sind Sätze, die allein stehen können. Partizipialsätze bzw. Nebensätze treten dagegen nur in Verbindung mit einem Hauptsatz auf.

Ein Partizipialsatz kann stets in einen gewöhnlichen Nebensatz umgeformt werden.

Beispiel: gewöhnlicher Nebensatz statt Partizipialsatz
Der Student sitzt in der Bibliothek, wobei er Quellen für seine Hausarbeit liest.

Ein gewöhnlicher Nebensatz enthält ein Verb, das nach Person (z. B. ‚er‘ oder ‚ich‘) und Numerus (= Anzahl) bestimmt ist.

Teil eines Gerundivs

Das Gerundiv ist eine Verbform wie ‚zu beobachtend‘.

Du bildest sie, indem du das Wort ‚zu‘ mit dem Partizip 1 verknüpfst.

Mit dem Gerundiv drückst du aus, dass etwas getan werden kann (= Möglichkeit) oder getan werden muss (= Notwendigkeit).

Beispiel: Partizip 1 als Teil eines Gerundivs
Möglichkeit: Die zu beobachtende Sonnenfinsternis beginnt morgen um 14:37 Uhr.

Notwendigkeit: Dieses Semester hatte Nina vier zu belegende Kurse.

Partizip 1 und 2: Unterschied einfach erklärt

Das Partizip 1 eine Verbform wie ‚schreibend‘ ist, während das Partizip 2 eine Verbform wie ‚geschrieben‘ ist.

Die beiden Verbformen unterscheiden sich in folgenden Aspekten:

Bedeutung

Mit dem Partizip 1 drückst du eine Handlung aus, die noch nicht abgeschlossen ist. Dagegen beschreibst du mit dem Partizip 2 eine abgeschlossene Handlung.

Beispiel: Partizip 1 und Partizip 2
Partizip 1: Noch nicht abgeschlossene Handlung: 

Der schreibende Student konzentriert sich.

Partizip 2: Abgeschlossene Handlung: 

Der Student gibt die geschriebene Hausarbeit ab.

Bildung

Das Partizip 1 bildest du, indem du an den Infinitiv (= die Grundform) eines Verbs ein ‚-d‘ anhängst.

Bildung des Partizips 1
Infinitiv Partizip 2
machen machend
sehen sehend
zeigen zeigend

Bei der Bildung des Partizips 2 unterscheidest du zwischen starken und schwachen Verben.

Bei schwachen (= regelmäßigen) Verben bildest du das Partizip 2, indem du Folgendes verknüpfst:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-t‘

Der Verbstamm ist das, was übrig bleibt, wenn du den Infinitiv (= die Grundform) um die Endung ‚-en‘ kürzt.

Der Verbstamm von ‚machen‘ ist beispielsweise ‚mach-‘.

Partizip 2 schwacher Verben
Infinitiv Partizip 2
machen gemacht
sagen gesagt
zeigen gezeigt

Bei starken Verben bildest du das Partizip 2, indem du die folgenden Bestandteile verbindest:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-en‘
Partizip 2 starker Verben
Infinitiv Partizip 2
geben gegeben
kommen gekommen
sehen gesehen

Starke Verben gehören, wie einige weitere Verbarten, zu den unregelmäßigen Verben.

Bei vielen starken Verben verändert sich im Partizip 2 der Vokal des Verbstamms im Vergleich zum Infinitiv (= Grundform des Verbs).

Vokale sind die Buchstaben ‚a‘, ‚e‘, ‚i‘, ‚o‘ und ‚u‘.

Partizip 2 starker Verben mit Veränderung im Verbstamm
Infinitiv Partizip 2
gehen gegangen
singen gesungen
sprechen gesprochen

Bei starken Verben ist es nötig, ihr Partizip 2 auswendig zu lernen.

Manche Verben haben weitere Unregelmäßigkeiten im Partizip 2. Mehr dazu erfährst du hier: Partizip 2: Beispiele, Bildung und Verwendung.

Verwendung

Du verwendest das Partizip 1 und das Partizip 2 als

  • Adjektiv,
  • Substantiv oder
  • Teil eines Partizipialsatzes.
Beispiel: Partizip 1 und 2 – Verwendung
Partizip 1:

Adjektiv: Der schreibende Student konzentriert sich.

Substantiv: Der Schreibende konzentriert sich.

Teil eines Partizipialsatzes: Eine Hausarbeit schreibend, konzentriert sich der Student.

Partizip 2: 

Adjektiv: Der Student gibt die geschriebene Hausarbeit ab.

Substantiv: „Das Geschriebene ist gut“, denkt er sich.

Teil eines Partizipialsatzes: Die Hausarbeit geschrieben, freute er sich auf die Semesterferien.

Mit dem Partizip 1 kannst du zudem das Gerundiv bilden, eine Verbform wie ‚zu schreibend‘.

Du drückst damit aus, dass etwas gemacht werden kann (= Möglichkeit) oder gemacht werden muss (= Notwendigkeit).

Beispiel: Partizip 1 – Bildung des Gerundivs
Möglichkeit: eine leicht zu schreibende Hausarbeit

  • (= Die Hausarbeit kann leicht geschrieben werden.)

Notwendigkeit: eine verbindlich zu schreibende Hausarbeit

  • (= Die Hausarbeit muss geschrieben werden.)

Mit dem Partizip 2 bildest du außerdem Verbformen wie das Perfekt (= Vergangenheitsform) oder das Passiv (= Verbform zur Beschreibung einer Handlung).

Beispiel: Partizip 2 – Bildung von Verbformen
Perfekt: Der Student hat die Hausarbeit geschrieben.

Passiv: Die Hausarbeit wird geschrieben.

Die Perfekt-Form (‚hat geschrieben‘) und die Passiv-Form (‚wird geschrieben‘) sind jeweils das Prädikat ihres Satzes. Mit ihnen wird also ausgedrückt, was im Satz geschieht. 

Mehr dazu findest du in unserem Artikel über das Prädikat. 

Partizip 1 und 2: Übungen

Häufig gestellte Fragen zum Partizip 1

Wie bilde ich das Partizip 1?

Du bildest das Partizip 1, indem du an den Infinitiv (= die Grundform) eines Verbs ein ‚-d‘ anhängst.

Beispiel:
Infinitiv = lesen → Partizip 1 = lesend

Wie verwende ich das Partizip 1?

Du verwendest das Partizip 1 als

  • Adjektiv,
  • Substantiv,
  • Teil eines Partizipialsatzes oder
  • Teil eines Gerundivs.

Beispiel:

Adjektiv: Die vortragende Dozentin begrüßt das Publikum.

Substantiv: Die Vortragende begrüßt das Publikum.

Teil eines Partizipialsatzes: Die Dozentin begrüßt das Publikum, vor Freude lächelnd.

Teil eines Gerundivs: Die Dozentin stellt das zu besprechende Thema vor.

Was ist der Unterschied zwischen Partizip 1 und 2?

Partizip 1 und Partizip 2 unterscheiden sich in folgender Hinsicht:

Das Partizip 1 ist eine Verbform wie ‚schreibend‘, während das Partizip 2 eine Verbform wie ‚geschrieben‘ ist.

Mit dem Partizip 1 drückst du eine Handlung aus, die noch nicht abgeschlossen ist. Dagegen beschreibst du mit dem Partizip 2 eine bereits abgeschlossene Handlung.

Partizip 1: Die schreibende Studentin konzentriert sich.

Partizip 2: Die Studentin gibt ihre geschriebene Hausarbeit ab.

Um Partizipien in der richtigen Form zu verwenden, kannst du die kostenlose Rechtschreibprüfung von QuillBot nutzen.

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.