Perfekt: Zeitform der Vergangenheit

Das Perfekt ist eine Zeitform im Deutschen.

Du nutzt das Perfekt für

  1. Ereignisse in der Vergangenheit und
  2. Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden.

Oft wird mit dem Perfekt eine Folge oder ein Ergebnis ausgedrückt. Das heißt, die vergangenen Ereignisse wirken sich noch auf die Gegenwart (= Präsens) aus.

Wir verwenden das Perfekt hauptsächlich beim Sprechen.

Beispiel: Verwendung des Perfekts
Ereignis in der Vergangenheit: 

Paul hat gestern ein Buch gekauft.

Folge/Ergebnis: Paul hat das Buch jetzt.

Ereignis, das in der Zukunft abgeschlossen sein wird: 

In zwei Wochen hat Paul das Buch gelesen.

Verwendung des Perfekts im Deutschen

Das Perfekt wird in den folgenden zwei Fällen genutzt:

  1. Ereignisse in der Vergangenheit
  2. Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden
Beachte
Wir verwenden das Perfekt, wenn wir sprechen oder informell schreiben.

Du schreibst informell, wenn du z. B. Freunden oder Freundinnen eine Nachricht auf WhatsApp schickst.

Formell schreibst du dagegen, wenn du z. B. einen Praktikumsbericht oder eine Hausarbeit verfasst. Hier solltest du überwiegend das Präteritum verwenden.

  1. Ereignisse in der Vergangenheit

Du nutzt das Perfekt vor allem, wenn du über vergangene Ereignisse sprichst.

Beispiel: Perfekt für Ereignisse in der Vergangenheit
Max hat seine Masterarbeit abgegeben.

Ich habe gestern einen Film angeschaut.

Anna ist durch Südamerika gereist.

Das Perfekt wird auch ‚vollendete Gegenwart‘ genannt.

Denn die Ereignisse, die damit ausgedrückt werden, stellen oft eine Folge oder ein Ergebnis dar und wirken sich somit auf die Gegenwart (= Präsens) aus.

Folge/Ergebnis eines Ereignisses
Ereignis Folge/Ergebnis
Der Postbote hat das Paket gerade geliefert. Das Paket ist jetzt da.
Ich habe gestern mein Fahrrad repariert. Das Fahrrad fährt jetzt wieder.
Tom ist letztes Jahr nach Berlin gezogen. Tom wohnt jetzt in Berlin.

Mit den markierten Perfekt-Formen wird jeweils beschrieben, was in den Beispielsätzen passiert. Sie bilden somit das Prädikat der Sätze.

Mehr zum Prädikat findest du hier: Prädikat: Definition, Beispiele und Übungen.

  1. Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden

Du setzt das Perfekt zudem ein, um über Ereignisse zu reden, die zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt abgeschlossen sein werden.

Dabei nutzt du eindeutige Zeitangaben wie ‚in einer Stunde‘ oder ‚bis Ende der Woche‘, um zu verdeutlichen, dass du zukünftige Ereignisse meinst.

Beispiel: Perfekt für Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden
In einer Stunde habe ich meine Wohnung aufgeräumt.

Bis Ende der Woche hat Kai seine Bewerbung abgeschickt.

Die Planungen für das Campusfest sind bald abgeschlossen.

Neben dem Perfekt kannst du auch das Futur 2 verwenden, um über Ereignisse zu sprechen, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden.

Beispiel: Futur 2 für Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden
In einer Stunde werde ich meine Wohnung aufgeräumt haben.

Bis Ende der Woche wird Kai seine Bewerbung abgeschickt haben.

Die Planungen für das Campusfest werden bald abgeschlossen sein.

Da sich Sätze mit dem Futur 2 jedoch häufig umständlich anhören, ersetzen wir es beim Sprechen meist durch das Perfekt.

Bildung des Perfekts im Deutschen

Du bildest das Perfekt, indem du die folgenden Dinge miteinander verknüpfst:

  1. Hilfsverb ‚sein‘ oder ‚haben‘
  2. Partizip Perfekt (= Partizip 2)

Um einen Satz im Perfekt zu bilden, kannst du dir die folgende Struktur merken:

Satz im Perfekt = Person + ‚sein‘/‚haben‘ + Partizip Perfekt (z. B. ‚gegangen‘)

Beispiel: Satz im Perfekt
Beispiel – Perfekt mit ‚sein‘: Wir sind gegangen.

Beispiel – Perfekt mit ‚haben‘: Wir haben gesprochen.

Wenn du einen Hauptsatz im Perfekt bildest, steht ‚sein‘ oder ‚haben‘ an zweiter Stelle, während das Partizip Perfekt am Ende des Satzes steht.

  1. Hilfsverb ‚sein‘ oder ‚haben‘

Du bildest das Perfekt mit einem der Hilfsverben ‘sein‘ oder ‘haben‘.

Dazu konjugierst du ‚sein‘ oder ‚haben‘ im Präsens (= Gegenwartsform).

Konjugieren heißt, das Verb an die Person im Satz anzupassen, z. B. ‚ich bin‘ oder ‚du hast‘.

Die folgende Tabelle zeigt, wie sich die Formen von ‚haben‘ und ‚sein‘ je nach Person verändern.

Da diese Formen unregelmäßig sind, empfiehlt es sich, sie auswendig zu lernen.

Präsensformen der Hilfsverben ‚sein‘ und ‚haben‘
Person sein haben
ich bin habe
du bist hast
er/sie/es ist hat
wir sind haben
ihr seid habt
sie/Sie sind haben

‚Sein‘ oder ‚haben‘: wann welches Hilfsverb verwendet wird

In der Regel bildest du das Perfekt mit dem Hilfsverb ‚haben‘ – nämlich dann, wenn du eine Tätigkeit ausdrückst.

Beispiel: Perfekt mit ‚haben‘
Nils hat gestern ein Referat gehalten.

Hast du das Buch schon gelesen?

Wir haben letzte Woche einen Flug nach Island gebucht.

Das Hilfsverb ‚sein‘ verwendest du dagegen, wenn eine Person oder Sache ihren Zustand oder ihren Standort verändert.

Beispiel: Perfekt mit ‚sein‘
Veränderung des Zustands:

Der Schnee ist geschmolzen.

Wann bist du heute aufgewacht?

Veränderung des Standorts: 

Wir sind gestern an den Strand gegangen.

Jan ist letzte Woche in Japan angekommen.

Verben, die eine Veränderung des Zustands ausdrücken, sind z. B. die folgenden:

  • altern
  • auftauen
  • aufwachen
  • erblühen
  • einschlafen
  • schmelzen

Verben, die eine Veränderung des Standorts ausdrücken, sind etwa:

  • fahren
  • gehen
  • klettern
  • laufen
  • schwimmen
  • spazieren

Es gibt weitere Verben, deren Perfekt du immer mit ‚sein‘ bildest.

Verben mit ‚sein‘ im Perfekt
Verb Beispiel
auffallen Mir ist aufgefallen, dass du häufig zu spät kommst.
bleiben Wie lange seid ihr gestern noch am See geblieben?
gelingen Das Tiramisu ist dir wirklich gelungen, Thea!
passieren Was ist denn passiert?
sein Die Party ist super gewesen!
werden Tina ist Lehrerin geworden.

Bei einigen Verben kannst du das Perfekt mit ‚haben‘ und mit ‚sein‘ bilden. Es kommt dabei auf den Kontext an, welches Hilfsverb richtig ist.

Beispiel: Perfekt mit ‚haben‘ oder ‚sein‘ je nach Kontext
Perfekt mit ‚sein‘: 

Jana ist durch die Disco getanzt.

  • Hier steht im Fokus, dass Jana ihren Standort verändert hat. Du bildest das Perfekt deshalb mit ‚sein‘.

Perfekt mit ​​‚haben‘:

Jana hat früher Ballett getanzt.

  • Hier geht es um Janas Tätigkeit an sich. Du bildest das Perfekt daher mit ‚haben’.
  1. Partizip Perfekt (= Partizip 2)

Beim Partizip Perfekt (= Partizip 2)handelt es sich um eine Verbform wie ‚gespielt‘ oder ‚gekommen‘.

Bei schwachen Verben (= regelmäßigen Verben) bildest du das Partizip Perfekt, indem du Folgendes verknüpfst:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-(e)t‘

Du kannst den Verbstamm bestimmen, indem du den Infinitiv (= Grundform) eines Verbs um die Endung ‚-(e)n‘ kürzt.

Der Verbstamm von ‚spielen‘ ist beispielsweise ‚spiel-‘.

Beispiel: Partizip Perfekt schwacher Verben
Wir haben gestern Activity gespielt.

Damit habe ich nicht gerechnet.

Bei starken Verben bildest du das Partizip Perfekt dagegen, indem du Folgendes verbindest:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-en‘

Starke Verben gehören zu den unregelmäßigen Verben.

Mehr zu starken Verben und den weiteren Arten unregelmäßiger Verben findest du hier: Unregelmäßige Verben im Deutschen: Liste und Beispiele.

Wie bei schwachen Verben ist die Vorsilbe ‚ge-‘, die Nachsilbe lautet jedoch ‚-en‘ statt ‚-(e)t‘.

Beispiel: Partizip Perfekt starker Verben
Seid ihr gut nach Hause gekommen?

Paul hat früher Nachhilfe gegeben.

Bei einigen starken Verben unterscheidet sich der Verbstamm des Partizip Perfekt von dem des Infinitivs.

Veränderung des Verbstamms
Infinitv Partizip Perfekt Beispiel
sprechen gesprochen Hast du schon mit Marie gesprochen?
finden gefunden Nick hat den Hörsaal nicht gefunden.

Bei ‚sprechen‘ und ‚finden‘ verändert sich jeweils der Vokal im Verbstamm.

Um das Perfekt eines Verbs richtig bilden zu können, empfiehlt es sich, dessen Partizip Perfekt auswendig zu lernen.

Beachte
Bei einigen Verben entfällt die Vorsilbe ‚ge-‘ im Partizip Perfekt.

  • Karl hat die Prüfung bestanden.
  • Ich habe mir eine Pizza bestellt.
  • Nina hat ein Jahr in Frankreich studiert.

Mehr dazu erfährst du hier: Schwache Verben: Beispiele, Liste und Übung.

Präsens, Präteritum, Perfekt: Unterschied einfach erklärt

Du benutzt das Präsens vor allem, wenn du Ereignisse der Gegenwart und der Zukunft ausdrückst.

Das Präsens kann allerdings auch für Ereignisse der Vergangenheit verwendet werden (= historisches Präsens).

Präsens: Verwendung und Beispiel
Verwendung Beispiel
Ereignis der Gegenwart Ich schaue gerade einen Film.
Ereignis der Zukunft Ich schaue später einen Film.
Ereignis der Vergangenheit Im Jahr 1954 gewinnt Deutschland erstmals die Fußballweltmeisterschaft.

Das Präteritum und das Perfekt nutzt du hingegen vor allem, um Ereignisse der Vergangenheit zu schildern.

In der Regel verwendest du das Präteritum, wenn du schreibst, und das Perfekt, wenn du sprichst.

Du solltest allerdings zwei Ausnahmen beachten:

Ausnahme 1: Präteritum beim Sprechen (für manche Verben)

Wenn wir sprechen, verwenden wir für manche Verben das Präteritum öfter als das Perfekt.

Beispiel: Verben mit Präteritum beim Sprechen
Verb Beispiel
haben Ich hatte leider keine Zeit.
liegen (in der Bedeutung ‚von jemandem/etwas abhängen‘) Es lag an ihm, dass wir zu spät gekommen sind.
sein Warst du gestern an der Uni?
stehen Das Essen stand auf dem Tisch.
wissen Wir wussten, dass es dir gefallen wird!

Ausnahme 2: Perfekt beim Schreiben (informell)

Wenn wir informell schreiben, verwenden wir das Perfekt.

Informell schreiben wir mit Menschen, die uns nahestehen, z. B. in Form von Instagram-Nachrichten, Briefen oder Postkarten.

Beispiel: Perfekt beim Schreiben (informell) – Instagram-Nachricht
Hey, Caro,

hast du es schon mitbekommen? Die Marketing-Vorlesung fällt die nächsten zwei Wochen aus!

Der Dozent hat es gerade auf der Lernplattform angekündigt.

Wie du das Perfekt in wissenschaftlichen Arbeiten verwendest

Du kannst das Perfekt in deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit verwenden.

In der folgenden Tabelle siehst du, wofür es in welchem Kapitel einer wissenschaftlichen Arbeit genutzt werden kann.

Perfekt in wissenschaftlichen Arbeiten: Gebrauch und Beispiel
Kapitel Gebrauch Beispiel
Abstract Ereignisse der Vergangenheit, die sich auf die Gegenwart auswirken Im letzten Jahrzehnt ist die Verschuldung von Banken gestiegen.
Einleitung Vorstellung des Themas Da Banken sich zunehmend verschuldet haben, …
Theoretischer Rahmen Vergangene Tätigkeiten, Untersuchungen usw. von Autoren und Autorinnen Black (2024) hat die Gründe für die zunehmende Verschuldung untersucht.
Methodik Schritte, die bei der

Forschung umgesetzt wurden

Die Forschenden haben die Bilanzen der zehn größten deutschen Banken analysiert.
Ergebnisse Ergebnisse der eigenen Forschung Bei sieben von zehn Banken hat sich … gezeigt.
Diskussion Interpretation der Ergebnisse Die Kennzahlen aus der Bilanz haben verdeutlicht, dass …
Fazit Wiederaufgreifen der eigenen Forschung Bei der Analyse der Bilanzen hat sich herausgestellt, dass …

In wissenschaftlichen Arbeiten verwendest du das Perfekt vor allem, um Ereignisse der Vergangenheit zu beschreiben, die sich weiterhin auf die Gegenwart (= Präsens) auswirken.

In den anderen Fällen wird allerdings meist das Präteritum verwendet, da es besser zum akademischen Sprachgebrauch passt.

Perfekt: Übungen

Mit den folgenden Aufgaben kannst du üben, das Perfekt richtig zu verwenden.


Häufig gestellte Fragen zum Perfekt

Welche Zeitform ist das Perfekt?

Das Perfekt ist eine Zeitform der deutschen Sprache.

Du nutzt das Perfekt für

  • Ereignisse in der Vergangenheit und
  • Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden.

Beispiel – Ereignis in der Vergangenheit:
Caro hat alle Prüfungen geschrieben.

Beispiel – Ereignis, das in der Zukunft abgeschlossen sein wird:
In einem Monat hat Caro alle Prüfungen geschrieben.

Wie wird das Perfekt gebildet?

Um das Perfekt zu bilden, verknüpfst du das Hilfsverb ‚sein‘ oder ‚haben‘ mit dem Partizip Perfekt (= Partizip 2) eines Hauptverbs.

Beispiel – Perfekt mit ‚sein‘: Lina ist einen Marathon gelaufen.

Beispiel – Perfekt mit ‚haben‘: Andi hat ein Buch gekauft.

‚Sein‘ oder ‚haben‘ steht an der zweiten Stelle des Satzes und das Partizip Perfekt an dessen Ende.

Worum handelt es sich beim Partizip Perfekt?

Beim Partizip Perfekt handelt es sich um eine Verbform wie ‚gespielt‘ oder ‚gekommen‘.

Bei schwachen Verben bildest du das Partizip Perfekt, indem du Folgendes verbindest:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-(e)t

Beispiele: gespielt, gerechnet

Dagegen verknüpfst du bei starken Verben Folgendes:

  • Vorsilbe ‚ge-‘
  • Verbstamm
  • Nachsilbe ‚-en‘

Beispiele: gekommen, gegeben

Beim Partizip Perfekt einiger Verben entfällt die Vorsilbe ‚ge-‘:

  • bestanden
  • bestellt
  • studiert
Wie unterscheide ich Perfekt, Präteritum und Präsens?

Mit dem Perfekt und dem Präteritum beschreibst du Ereignisse in der Vergangenheit.

Auch mit dem Präsens kannst du Ereignisse in der Vergangenheit beschreiben (= historisches Präsens).

In der Regel verwendest du das Präsens jedoch für Ereignisse in der Gegenwart und der Zukunft.

Ist dieser Artikel hilfreich?
Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.