Perfekt: Zeitform der Vergangenheit
Das Perfekt ist eine Zeitform im Deutschen.
Du nutzt das Perfekt für
- Ereignisse in der Vergangenheit und
- Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden.
Oft wird mit dem Perfekt eine Folge oder ein Ergebnis ausgedrückt. Das heißt, die vergangenen Ereignisse wirken sich noch auf die Gegenwart (= Präsens) aus.
Wir verwenden das Perfekt hauptsächlich beim Sprechen.
Verwendung des Perfekts im Deutschen
Das Perfekt wird in den folgenden zwei Fällen genutzt:
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Ereignisse in der Vergangenheit
Du nutzt das Perfekt vor allem, wenn du über vergangene Ereignisse sprichst.
Das Perfekt wird auch ‚vollendete Gegenwart‘ genannt.
Denn die Ereignisse, die damit ausgedrückt werden, stellen oft eine Folge oder ein Ergebnis dar und wirken sich somit auf die Gegenwart (= Präsens) aus.
Ereignis | Folge/Ergebnis |
---|---|
Der Postbote hat das Paket gerade geliefert. | Das Paket ist jetzt da. |
Ich habe gestern mein Fahrrad repariert. | Das Fahrrad fährt jetzt wieder. |
Tom ist letztes Jahr nach Berlin gezogen. | Tom wohnt jetzt in Berlin. |
Mit den markierten Perfekt-Formen wird jeweils beschrieben, was in den Beispielsätzen passiert. Sie bilden somit das Prädikat der Sätze.
Mehr zum Prädikat findest du hier: Prädikat: Definition, Beispiele und Übungen.
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Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden
Du setzt das Perfekt zudem ein, um über Ereignisse zu reden, die zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt abgeschlossen sein werden.
Dabei nutzt du eindeutige Zeitangaben wie ‚in einer Stunde‘ oder ‚bis Ende der Woche‘, um zu verdeutlichen, dass du zukünftige Ereignisse meinst.
Neben dem Perfekt kannst du auch das Futur 2 verwenden, um über Ereignisse zu sprechen, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden.
Da sich Sätze mit dem Futur 2 jedoch häufig umständlich anhören, ersetzen wir es beim Sprechen meist durch das Perfekt.
Bildung des Perfekts im Deutschen
Du bildest das Perfekt, indem du die folgenden Dinge miteinander verknüpfst:
Um einen Satz im Perfekt zu bilden, kannst du dir die folgende Struktur merken:
Satz im Perfekt = Person + ‚sein‘/‚haben‘ + Partizip Perfekt (z. B. ‚gegangen‘)
Wenn du einen Hauptsatz im Perfekt bildest, steht ‚sein‘ oder ‚haben‘ an zweiter Stelle, während das Partizip Perfekt am Ende des Satzes steht.
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Hilfsverb ‚sein‘ oder ‚haben‘
Du bildest das Perfekt mit einem der Hilfsverben ‘sein‘ oder ‘haben‘.
Dazu konjugierst du ‚sein‘ oder ‚haben‘ im Präsens (= Gegenwartsform).
Konjugieren heißt, das Verb an die Person im Satz anzupassen, z. B. ‚ich bin‘ oder ‚du hast‘.
Die folgende Tabelle zeigt, wie sich die Formen von ‚haben‘ und ‚sein‘ je nach Person verändern.
Da diese Formen unregelmäßig sind, empfiehlt es sich, sie auswendig zu lernen.
Person | sein | haben |
---|---|---|
ich | bin | habe |
du | bist | hast |
er/sie/es | ist | hat |
wir | sind | haben |
ihr | seid | habt |
sie/Sie | sind | haben |
‚Sein‘ oder ‚haben‘: wann welches Hilfsverb verwendet wird
In der Regel bildest du das Perfekt mit dem Hilfsverb ‚haben‘ – nämlich dann, wenn du eine Tätigkeit ausdrückst.
Das Hilfsverb ‚sein‘ verwendest du dagegen, wenn eine Person oder Sache ihren Zustand oder ihren Standort verändert.
Verben, die eine Veränderung des Zustands ausdrücken, sind z. B. die folgenden:
- altern
- auftauen
- aufwachen
- erblühen
- einschlafen
- schmelzen
Verben, die eine Veränderung des Standorts ausdrücken, sind etwa:
- fahren
- gehen
- klettern
- laufen
- schwimmen
- spazieren
Es gibt weitere Verben, deren Perfekt du immer mit ‚sein‘ bildest.
Verb | Beispiel |
---|---|
auffallen | Mir ist aufgefallen, dass du häufig zu spät kommst. |
bleiben | Wie lange seid ihr gestern noch am See geblieben? |
gelingen | Das Tiramisu ist dir wirklich gelungen, Thea! |
passieren | Was ist denn passiert? |
sein | Die Party ist super gewesen! |
werden | Tina ist Lehrerin geworden. |
Bei einigen Verben kannst du das Perfekt mit ‚haben‘ und mit ‚sein‘ bilden. Es kommt dabei auf den Kontext an, welches Hilfsverb richtig ist.
-
Partizip Perfekt (= Partizip 2)
Beim Partizip Perfekt (= Partizip 2)handelt es sich um eine Verbform wie ‚gespielt‘ oder ‚gekommen‘.
Bei schwachen Verben (= regelmäßigen Verben) bildest du das Partizip Perfekt, indem du Folgendes verknüpfst:
- Vorsilbe ‚ge-‘
- Verbstamm
- Nachsilbe ‚-(e)t‘
Du kannst den Verbstamm bestimmen, indem du den Infinitiv (= Grundform) eines Verbs um die Endung ‚-(e)n‘ kürzt.
Der Verbstamm von ‚spielen‘ ist beispielsweise ‚spiel-‘.
Bei starken Verben bildest du das Partizip Perfekt dagegen, indem du Folgendes verbindest:
- Vorsilbe ‚ge-‘
- Verbstamm
- Nachsilbe ‚-en‘
Starke Verben gehören zu den unregelmäßigen Verben.
Mehr zu starken Verben und den weiteren Arten unregelmäßiger Verben findest du hier: Unregelmäßige Verben im Deutschen: Liste und Beispiele.
Wie bei schwachen Verben ist die Vorsilbe ‚ge-‘, die Nachsilbe lautet jedoch ‚-en‘ statt ‚-(e)t‘.
Bei einigen starken Verben unterscheidet sich der Verbstamm des Partizip Perfekt von dem des Infinitivs.
Infinitv | Partizip Perfekt | Beispiel |
---|---|---|
sprechen | gesprochen | Hast du schon mit Marie gesprochen? |
finden | gefunden | Nick hat den Hörsaal nicht gefunden. |
Bei ‚sprechen‘ und ‚finden‘ verändert sich jeweils der Vokal im Verbstamm.
Um das Perfekt eines Verbs richtig bilden zu können, empfiehlt es sich, dessen Partizip Perfekt auswendig zu lernen.
Präsens, Präteritum, Perfekt: Unterschied einfach erklärt
Du benutzt das Präsens vor allem, wenn du Ereignisse der Gegenwart und der Zukunft ausdrückst.
Das Präsens kann allerdings auch für Ereignisse der Vergangenheit verwendet werden (= historisches Präsens).
Verwendung | Beispiel |
---|---|
Ereignis der Gegenwart | Ich schaue gerade einen Film. |
Ereignis der Zukunft | Ich schaue später einen Film. |
Ereignis der Vergangenheit | Im Jahr 1954 gewinnt Deutschland erstmals die Fußballweltmeisterschaft. |
Das Präteritum und das Perfekt nutzt du hingegen vor allem, um Ereignisse der Vergangenheit zu schildern.
In der Regel verwendest du das Präteritum, wenn du schreibst, und das Perfekt, wenn du sprichst.
Du solltest allerdings zwei Ausnahmen beachten:
- Ausnahme 1: Präteritum beim Sprechen (für manche Verben)
- Ausnahme 2: Perfekt beim Schreiben (informell)
Ausnahme 1: Präteritum beim Sprechen (für manche Verben)
Wenn wir sprechen, verwenden wir für manche Verben das Präteritum öfter als das Perfekt.
Verb | Beispiel |
---|---|
haben | Ich hatte leider keine Zeit. |
liegen (in der Bedeutung ‚von jemandem/etwas abhängen‘) | Es lag an ihm, dass wir zu spät gekommen sind. |
sein | Warst du gestern an der Uni? |
stehen | Das Essen stand auf dem Tisch. |
wissen | Wir wussten, dass es dir gefallen wird! |
Ausnahme 2: Perfekt beim Schreiben (informell)
Wenn wir informell schreiben, verwenden wir das Perfekt.
Informell schreiben wir mit Menschen, die uns nahestehen, z. B. in Form von Instagram-Nachrichten, Briefen oder Postkarten.
Wie du das Perfekt in wissenschaftlichen Arbeiten verwendest
Du kannst das Perfekt in deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit verwenden.
In der folgenden Tabelle siehst du, wofür es in welchem Kapitel einer wissenschaftlichen Arbeit genutzt werden kann.
Kapitel | Gebrauch | Beispiel |
---|---|---|
Abstract | Ereignisse der Vergangenheit, die sich auf die Gegenwart auswirken | Im letzten Jahrzehnt ist die Verschuldung von Banken gestiegen. |
Einleitung | Vorstellung des Themas | Da Banken sich zunehmend verschuldet haben, … |
Theoretischer Rahmen | Vergangene Tätigkeiten, Untersuchungen usw. von Autoren und Autorinnen | Black (2024) hat die Gründe für die zunehmende Verschuldung untersucht. |
Methodik | Schritte, die bei der
Forschung umgesetzt wurden |
Die Forschenden haben die Bilanzen der zehn größten deutschen Banken analysiert. |
Ergebnisse | Ergebnisse der eigenen Forschung | Bei sieben von zehn Banken hat sich … gezeigt. |
Diskussion | Interpretation der Ergebnisse | Die Kennzahlen aus der Bilanz haben verdeutlicht, dass … |
Fazit | Wiederaufgreifen der eigenen Forschung | Bei der Analyse der Bilanzen hat sich herausgestellt, dass … |
In wissenschaftlichen Arbeiten verwendest du das Perfekt vor allem, um Ereignisse der Vergangenheit zu beschreiben, die sich weiterhin auf die Gegenwart (= Präsens) auswirken.
In den anderen Fällen wird allerdings meist das Präteritum verwendet, da es besser zum akademischen Sprachgebrauch passt.
Perfekt: Übungen
Mit den folgenden Aufgaben kannst du üben, das Perfekt richtig zu verwenden.
Häufig gestellte Fragen zum Perfekt
- Welche Zeitform ist das Perfekt?
-
Das Perfekt ist eine Zeitform der deutschen Sprache.
Du nutzt das Perfekt für
- Ereignisse in der Vergangenheit und
- Ereignisse, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden.
Beispiel – Ereignis in der Vergangenheit:
Caro hat alle Prüfungen geschrieben.Beispiel – Ereignis, das in der Zukunft abgeschlossen sein wird:
In einem Monat hat Caro alle Prüfungen geschrieben. - Wie wird das Perfekt gebildet?
-
Um das Perfekt zu bilden, verknüpfst du das Hilfsverb ‚sein‘ oder ‚haben‘ mit dem Partizip Perfekt (= Partizip 2) eines Hauptverbs.
Beispiel – Perfekt mit ‚sein‘: Lina ist einen Marathon gelaufen.
Beispiel – Perfekt mit ‚haben‘: Andi hat ein Buch gekauft.
‚Sein‘ oder ‚haben‘ steht an der zweiten Stelle des Satzes und das Partizip Perfekt an dessen Ende.
- Worum handelt es sich beim Partizip Perfekt?
-
Beim Partizip Perfekt handelt es sich um eine Verbform wie ‚gespielt‘ oder ‚gekommen‘.
Bei schwachen Verben bildest du das Partizip Perfekt, indem du Folgendes verbindest:
- Vorsilbe ‚ge-‘
- Verbstamm
- Nachsilbe ‚-(e)t‘
Beispiele: gespielt, gerechnet
Dagegen verknüpfst du bei starken Verben Folgendes:
- Vorsilbe ‚ge-‘
- Verbstamm
- Nachsilbe ‚-en‘
Beispiele: gekommen, gegeben
Beim Partizip Perfekt einiger Verben entfällt die Vorsilbe ‚ge-‘:
- bestanden
- bestellt
- studiert
- Wie unterscheide ich Perfekt, Präteritum und Präsens?
-
Mit dem Perfekt und dem Präteritum beschreibst du Ereignisse in der Vergangenheit.
Auch mit dem Präsens kannst du Ereignisse in der Vergangenheit beschreiben (= historisches Präsens).
In der Regel verwendest du das Präsens jedoch für Ereignisse in der Gegenwart und der Zukunft.