Metrum bestimmen | einfach erklärt mit Beispielen
Das Metrum (= Versmaß) ist der Rhythmus in einem Gedicht. Es entsteht durch die regelmäßige Abfolge betonter und unbetonter Silben.
Um das Metrum zu bestimmen, trennt man zunächst alle Wörter in einzelne Silben auf. Anschließend markiert man die betonten Silben und benennt das Muster, das sich ergibt, mit dem richtigen Fachbegriff.
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Trennung der Wörter in einzelne Silben:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
Markierung der betonten Silben:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
(Rainer Maria Rilke: „Der Panther“, 1903, Strophe 1)
In diesem Beispiel ist das Metrum ein fünfhebiger Jambus.
- ‚Jambus‘ bedeutet, dass die Silben dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung) folgen.
- ‚Fünfhebig‘ bedeutet, dass es in jedem Vers genau fünf betonte Silben (= Hebungen) gibt.
Zusammen bilden die Versfüße eines Verses das ‚Metrum‘, das auch ‚Versmaß‘ genannt wird, z. B. ‚fünfhebiger Jambus‘.
Inhaltsverzeichnis
Metrum: Definition, Arten und Beispiele
Das Metrum (= Versmaß) ist ein formales Merkmal von Gedichten. Es bezeichnet den Rhythmus, der durch die regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben entsteht.
Die kleinste rhythmische Einheit, aus der sich das Metrum zusammensetzt, nennt man ‚Versfuß‘. Die wichtigsten Versfüße in deutschen Gedichten sind:
Versfuß | Beschreibung | Schema | Beispiel |
---|---|---|---|
|
unbetont–betont (= Senkung–Hebung) |
◡— | Gesicht
Verstand |
|
betont–unbetont (= Hebung–Senkung) |
—◡ | Sieger
Bäume |
|
betont–unbetont–unbetont (= Hebung–Senkung–Senkung) |
—◡◡ | Königin
wunderbar |
|
unbetont–unbetont–betont (= Senkung–Senkung–Hebung) |
◡◡— | Paradies
Elefant |
Wenn die Silben in einem Gedicht z. B. dem Muster unbetont-betont folgen und sich dieses Muster in jedem Vers drei Mal wiederholt, ist das Metrum ein dreihebiger Jambus.
Da geht ein Mühlenrad,
Mein Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
In | ein | em | küh | len | Grun | de
Da | geht | ein | Mühl | en | rad,
Mein | Lie | bste | ist | ver | schwun | den,
Die | dort | ge | wohn | et | hat.
(Joseph von Eichendorff, „Das zerbrochene Ringlein“, 1813, Strophe 1)
Man unterscheidet zwischen ‚männlicher‘ (‚stumpfer‘), ‚weiblicher‘ (‚klingender‘) und ‚reicher‘ Kadenz:
- Männliche Kadenz: Die letzte Silbe ist betont.
- Weibliche Kadenz: Die letzte Silbe ist unbetont.
- Reiche Kadenz: Die letzten beiden Silben sind unbetont.
In dem obigen Beispiel „Das zerbrochene Ringlein“ von Joseph von Eichendorff sind die Kadenzen z. B. abwechselnd weiblich und männlich.
Jambus (unbetont–betont)
Der Jambus ist einer der häufigsten Versfüße in deutschen Gedichten. Der Rhythmus folgt dabei dem Muster unbetont–betont (= Senkung–Hebung).
Je nachdem, wie viele betonte Silben (= Hebungen) in einem Vers vorkommen, entsteht daraus als Metrum z. B. ein vierhebiger oder fünfhebiger Jambus.
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquillieren
Und lustig pfeifen, wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
Es | sitzt | ein | Vo | gel | auf | dem | Leim,
Er | flat | tert | sehr | und | kann | nicht | heim.
Ein | schwar | zer | Ka | ter | schleicht | her | zu,
Die | Kral | len | scharf, | die | Au | gen | gluh.
Am | Baum | hin | auf | und | im | mer | hö | her
Kommt | er | dem | ar | men | Vo | gel | nä | her.
Der | Vo | gel | denkt: | Weil | das | so | ist
Und | weil | mich | doch | der | Ka | ter | frißt,
So | will | ich | kei | ne | Zeit | ver | lie | ren,
Will | noch | ein | we | nig | quin | quil | lie | ren
Und | lus | tig | pfei | fen, | wie | zuvor.
Der | Vo | gel, | scheint | mir, | hat | Humor.
(Wilhelm Busch, „Es sitzt ein Vogel“, 1874)
In dem obigen Beispiel gibt es in jedem Vers vier betonte Silben. Daher ist das Metrum ein vierhebiger Jambus.
In dem folgenden Beispiel sind es pro Vers fünf Hebungen. Entsprechend ist Metrum hier ein fünfhebiger Jambus.
das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,
wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.
Die große Fracht des Sommers ist verladen.
Die | gro | ße | Fracht | des | Som | mers | ist | ver | la | den,
das | Son | nen | schiff | im | Ha | fen | liegt | be | reit,
wenn | hin | ter | dir | die | Mö | we | stürzt | und | schreit.
Die | gro | ße | Fracht | des | Som | mers | ist | ver | la | den.
(Ingeborg Bachmann, „Die große Fracht“, 1952, Strophe 1)
Der fünfhebige Jambus findet sich auch in vielen Versdramen. Damit sind Theaterstücke gemeint, die in Versen geschrieben sind.
Ein bekanntes Beispiel ist „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe;
Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.
So | man | ches | Jahr | be | wahrt | mich | hier | ver | bor | gen
Ein | ho | her | Wil | le, | dem | ich | mich | er | ge | be;
Doch | im | mer | bin | ich, | wie | im | ers | ten, | fremd.
(Johann Wolfgang von Goethe, „Iphigenie auf Tauris“, 1787, I/1)
Der einzige Unterschied zwischen einem fünfhebigen Jambus und einem Blankvers besteht darin, dass beim Blankvers zwischen den betonten Silben manchmal nicht nur eine, sondern zwei unbetonte Silben stehen.
Trochäus (betont–unbetont)
Beim Trochäus folgen die Silben im Vers dem Muster betont–unbetont (= Hebung–Senkung).
Abhängig von der Anzahl der betonten Silben (= Hebungen) in einem Vers, ist das Metrum dann z. B. ein vierhebiger oder fünfhebiger Trochäus.
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Freu | de, | schö | ner | Göt | ter | fun | ken,
Toch | ter | aus | E | li | si | um,
Wir | be | tre | ten | feu | er | trun | ken,
Himm | li | sche, | dein | Hei | lig | thum.
Dei | ne | Zau | ber | bin | den | wie | der,
Was | die | Mo | de | streng | ge | theilt,
Al | le | Men | schen | wer | den | Brü | der,
Wo | dein | sanf | ter | Flü | gel | weilt.
(Friedrich Schiller, „An die Freude“, 1808, Strophe 1)
In dem obigen Beispiel gibt es in jedem Vers vier betonte Silben. Daher ist das Metrum ein vierhebiger Trochäus.
In dem folgenden Beispiel sind es pro Vers fünf Hebungen. Entsprechend ist das Metrum in diesem Fall ein fünfhebiger Trochäus.
Gebt mir schon so lange holden Schein,
Lasset freundlich Bild um Bild herein:
Einmal werdet ihr verdunkelt sein!
Doch noch wandl ich auf dem Abendfeld,
nur dem sinkenden Gestirn gesellt,
trinkt, o Augen, was die Wimper hält
von dem goldnen Überfluss der Welt!
Au | gen, | mei | ne | lie | ben | Fen | ster | lein,
Gebt | mir | schon | so | lan | ge | hol | den | Schein,
Las | set | freund | lich | Bild | um | Bild | her | ein:
Ein | mal | wer | det | ihr | ver | dun | kelt | sein!
Doch | noch | wandl | ich | auf | dem | A | bend | feld,
nur | dem | sin | ken | den | Ge | stirn | ge | sellt,
trinkt, | o | Au | gen, | was | die | Wim | per | hält
von | dem | gold | nen | Ü | ber | fluss | der | Welt!
(Gottfried Keller, „Abendlied“, 1879, Strophe 1 und 4)
Daktylus (betont–unbetont–unbetont)
Beim Daktylus folgen die Silben dem Muster betont–unbetont–unbetont (= Hebung–Senkung–Senkung).
Dieser Versfuß kommt in deutschen Gedichten eher selten vor. Wenn doch, handelt es sich meistens um Übersetzungen aus anderen Sprachen.
Ein Beispiel dafür ist die deutsche Fassung des russischen Arbeiterliedes „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ von Hermann Scherchen.
Brüder zum Lichte empor!
Hell aus dem dunklen Vergangnen
leuchtet die Zukunft hervor.
Brü | der, | zur | Son | ne, | zur | Frei | heit,
Brü | der | zum | Lich | te | em | por!
Hell | aus | dem | dunk | len | Ver | gang | nen
Leuch | tet | die | Zu | kunft | her | vor.
(Hermann Scherchen, „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“, 1818, Strophe 1)
Weitere Beispiele finden sich in den deutschen Fassungen der Epen Homers, z. B. in den „Ilias“-Übersetzungen von Johann Heinrich Voß oder Dietrich Ebener.
Die Übersetzer versuchen hier, die antike Versform des Hexameters (sechshebiger Daktylus mit einer einzelnen unbetonten Schlusssilbe) im Deutschen nachzubilden.
Weil dies nicht immer möglich ist, ohne dass die Sprache sehr künstlich klingt, wird manchmal eine unbetonte Silbe in der Versmitte ausgelassen.
die den Achaiern tausendfältige Leiden bescherte,
zahlreiche tapfere Heldenseelen zum Hades entsandte …
Göt | tin, | be | singe | die | töd | li | che | Wut | des | Pe | li | den | A | chilleus,
die | den | A | cha | iern | tau | send | fäl | ti | ge | Lei | den | be | scher | te,
zahl | rei | che | ta | pfe | re | Hel | den | see | len | zum | Ha | des | ent | sand | te …
(Homer, „Ilias“, Erster Gesang, Vers 1–3, Übersetzung: Dietrich Ebener)
Anapäst (unbetont–unbetont–betont)
Beim Anapäst folgen die Silben dem Muster unbetont–unbetont–betont (= Senkung–Senkung–Hebung).
In deutschen Gedichten kommt dieser Versfuß nur sehr selten vor. Ein Beispiel ist die Ballade „Der Taucher“ (1798) von Friedrich Schiller.
Allerdings sind auch hier nur einzelne Verse in einem vierhebigen bzw. dreihebigen Anapäst geschrieben, nicht das ganze Gedicht.
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt …
Und | es | wal | let | und | sie | det | und | brau | set | und | zischt, (vierhebig)
Wie | wenn | Was | ser | mit | Feu | er | sich | mengt … (dreihebig)
(Friedrich Schiller, „Der Taucher“, Strophe 6, Vers 1–2)
Auch in dem Gedicht „Die Kürze“ (1799) von Hölderlin gibt es einzelne Formulierungen, die wie ein Anapäst betont werden.
Wie | mein | Glück, | ist | mein | Lied.
(Friedrich Hölderlin, „Die Kürze“, Strophe 2, Vers 1)
- ‚Daktylus‘ = betont–unbetont–unbetont
- ‚Anapäst‘ = unbetont–unbetont–betont
Metrum bestimmen: Anleitung
Wenn du das Metrum in einem Gedicht bestimmen willst, gehst du am besten in den folgenden Schritten vor:
- Teile alle Wörter in den Versen in einzelne Silben auf.
- Markiere die betonten Silben (= Hebungen), indem du sie unterstreichst.
- Bestimme das Muster, das sich daraus ergibt, und benenne es mit dem richtigen Fachbegriff (z. B. ‚fünfhebiger Jambus‘).
Wenn dir der zweite Schritt Probleme bereitet, lies das Gedicht laut und übertrieben deutlich vor. So kann man die betonten Silben leichter erkennen.
Außerdem ist es hilfreich, mit den Silben zu beginnen, die eindeutig betont sind. Die übrigen Silben fügen sich dann häufig in das Muster, das sich ergibt.
Wenn dir der dritte Schritt Schwierigkeiten macht, kann es helfen, die Silben in einer Tabelle sauber untereinander zu schreiben. So ist das Muster leichter zu erkennen.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 |
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be |
So | müd | ge | wor | den, | dass | er | nichts | mehr | hält. | |
Ihm | ist | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be |
Und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt. |
In der Darstellung als Tabelle wird besonders deutlich, dass sich in dieser Strophe aus „Der Panther“ (1903) von Rainer Maria Rilke unbetonte und betonte Silben abwechseln.
Außerdem kann man leicht erkennen, dass es pro Vers immer genau fünf betonte Silben gibt. Das Metrum ist hier also ein fünfhebiger Jambus.
Alternativ kannst du auch die schematische Darstellung der unbetonten und betonten Silben hinter jedem Vers notieren. So wird das Muster ebenfalls deutlich.
Vers | Betonung der Silben |
---|---|
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe | ◡—◡—◡—◡—◡—◡ |
so müd geworden, daß er nichts mehr hält. | ◡—◡—◡—◡—◡— |
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe | ◡—◡—◡—◡—◡—◡ |
und hinter tausend Stäben keine Welt. | ◡—◡—◡—◡—◡— |
Außerdem kann es vorkommen, dass ein Gedicht zwar ein vorherrschendes Metrum hat, aber nicht alle Verse genau zu diesem Metrum passen.
Damit ist das Muster gemeint, nach dem sich die letzten Wörter der Verse reimen.
Die wichtigsten Reimschemas in deutschen Gedichten sind:
- Paarreim: a-a-b-b
- Kreuzreim: a-b-a-b
- umarmender Reim: a-b-b-a
- Schweifreim: a-a-b-c-c-b
Metrum im Gedicht: Wirkung
Die Wirkung des Metrums im Gedicht besteht darin, dass es
- eine bestimmte Grundstimmung erzeugt und/oder
- inhaltliche Motive unterstreicht.
Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stund im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Mir | schlug | das | Herz; | ge | schwind, | zu | Pfer | de!
Und | fort, | wild | wie | ein | Held | zur | Schlacht.
Der | A | bend | wieg | te | schon | die | Er | de,
Und | an | den | Ber | gen | hing | die | Nacht;
Schon | stund | im | Ne | bel | kleid | die | Ei | che,
Ein | auf | ge | türm | ter | Rie | se, | da,
Wo | Fins | ter | nis | aus | dem | Ge | sträu | che
Mit | hun | dert | schwar | zen | Au | gen | sah.
(Johann Wolfgang von Goethe, „Willkommen und Abschied“, 1775, Strophe 1)
In Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Willkommen und Abschied“ erzeugt das Auf und Ab des vierhebigen Jambus z. B. eine dynamische Grundstimmung.
Außerdem passt das Metrum gut zu den inhaltlichen Motiven des ‚schlagenden Herzens‘ und des ‚wilden Reitens‘.
Die kleine Abweichung im zweiten Vers, bei der zwei betonte Silben aufeinanderfolgen („Und fort | wild wie …“), laden zur Interpretation ein.
Man könnte diese Abweichung hier z. B. so deuten, dass das Metrum in diesem Vers genauso ‚wild‘ ist wie der Ritt des lyrischen Ichs durch die Nacht.
Und lullte mich ein ins Odeur meiner Kindheit.
Ich stieg wie betäubt Serpentinen entlang,
Dem Krater entgegen in sonniger Blindheit.
Am Fuß des Vesuvs ist die Welt noch profan,
Verkauft werden Drinks und der übliche Nippes.
Die Pilger, sie suchen mit Durchschnittselan
In Wühltischen nahe Pompeji was Hippes.
Der | Müll | auf | den | Stra | ßen | Ne | a | pels, | er | stank
Und | lull | te | mich | ein | ins | Od | eur | mei | ner | Kind | heit.
Ich | stieg | wie | be | täubt | Ser | pen | ti | nen | ent | lang,
Dem | Krater | ent | ge | gen | in | son | ni | ger | Blind | heit.
Am | Fuß | des | Ve | suvs | ist | die | Welt | noch | pro | fan,
Ver | kauft | wer | den | Drinks | und | der | üb | li | che | Nip | pes.
Die | Pilger, | sie | su | chen | mit | Durch | schnitts | e | lan
In | Wühl tisch | en | na | he | Pom | pe | ji | was | Hip | pes.
(Marco Tschirpke, „Im Süden“, 2015, Strophe 1–2)
In zeitgenössischen Gedichten wird das Metrum manchmal auch verwendet, um eine ironisch-humorvolle Wirkung zu erzielen.
So ist das obige Beispiel „Im Süden“ (2015) von Marco Tschirpke in einem Metrum geschrieben, das am besten als vierhebiger Vers aus einem Jambus und drei Anapästen beschrieben werden kann.
Das Muster erinnert an antike Versformen und erzeugt dadurch einen komischen Kontrast zum Inhalt des Gedichts, das von einer enttäuschenden Italienreise handelt.
Für das Beispiel „Im Süden“ von Marco Tschirpke sieht die schematische Darstellung so aus: ◡—◡◡—◡◡—◡◡—(◡)
Neben der oben genannten Beschreibung könnte man dieses Muster auch als vierhebigen Daktylus mit einer unbetonten Auftaktsilbe und einer fehlenden unbetonten Schlusssilbe auffassen.
Metrum bestimmen: Übungen mit Lösungen
Hörst du die die Brunnen rauschen, |
Hörst du wie die Grille zirpt? |
Stille, stille, lass uns lauschen, |
Selig, wer in Träumen stirbt. |
Selig, wen die Wolken wiegen, |
Wem der Mond ein Schlaflied singt, |
O wie selig kann der fliegen, |
Dem der Traum den Flügel schwingt. |
Dass an blauer Himmelsdecke |
Sterne er wie Blumen pflückt: |
Schlafe, träume, flieg’, ich wecke |
Bald Dich auf und bin beglückt.“ |
Hörst | du | wie | die | Brun | nen | rau | schen, |
Hörst | du | wie | die | Gril | le | zirpt? |
Stil | le, | stille, | lass | uns | lau | schen, |
Se | lig, | wer | in | Träu | men | stirbt. |
Se | lig, | wen | die | Wol | ken | wie | gen, |
Wem | der | Mond | ein | Schlaf | lied | singt, |
O | wie | se | lig | kann | der | flie | gen, |
Dem | der | Traum | den | Flü | gel | schwingt. |
Dass | an | blau | er | Him | mels | decke |
Ster | ne | er | wie | Blu | men | pflückt: |
Schla | fe, | träu | me, | flieg’, | ich | we | cke |
Bald | dich | auf | und | bin | be | glückt.“ |
Zum Schlagbaum tritt ein schläfrigs Kind, |
Die Handlaterne zuckt im Wind. |
Das Fähnlein hoch und scharfe Wacht! |
Sie steht und hat der Schienen acht |
Beim kleinen Wärterhäuschen. |
Das ist der Schnellzug Wien-Paris, |
Er braust schon durch die Finsternis. |
Er glotzt mit Augen rot und still |
Ins finstre Land, das schlafen will |
Und nicht sein Kommen achtet. |
Zum | Schlag | baum | tritt | ein | schläf | rigs | Kind, |
Die | Hand | la | ter | ne | zuckt | im | Wind. |
Das | Fähn | lein | hoch | und | schar | fe | Wacht! |
Sie | steht | und | hat | der | Schie | nen | acht |
Beim | klei | nen | Wär | ter | häus | chen. |
Das | ist | der | Schnell | zug | Wien– | Pa | ris, |
Er | braust | schon | durch | die | Fins | ter | nis. |
Er | glotzt | mit | Au | gen | rot | und | still |
Ins | fins | tre | Land, | das | schla | fen | will |
Und | nicht | sein | Kom | men | ach | tet. |
Häufig gestellte Fragen zum Metrum
- Welche 4 Metren gibt es?
-
Im Schulunterricht wird meistens zwischen den folgenden 4 Metren unterschieden:
- Jambus: unbetont–betont (Senkung–Hebung), z. B.: ‚Verstand‘
- Trochäus: betont–unbetont (Hebung–Senkung), z. B.: ‚Bäcker‘
- Daktylus: betont–unbetont–unbetont (Hebung–Senkung–Senkung), z. B.: ‚Königin‘
- Anapäst: unbetont–unbetont–betont (Senkung–Senkung–Hebung), z. B.: ‚Elefant‘
Der richtige Fachbegriff für diese kleinsten rhythmischen Einheiten in einem Vers lautet ‚Versfuß‘.
Das ‚Metrum‘ oder ‚Versmaß‘ ergibt sich aus allen Versfüßen in einem Vers zusammen, z. B.: ‚fünfhebiger Jambus‘.
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- Wie erkennt man Jambus und Trochäus?
-
Jambus und Trochäus erkennt man an der unterschiedlichen Abfolge betonter und unbetonter Silben.
- Jambus: unbetont–betont (Senkung–Hebung), z. B.: ‚Gesicht‘, ‚Verdacht‘
- Trochäus: betont–unbetont (Hebung–Senkung), z. B.: ‚Räuber‘, ‚Tiere‘
Je nach der Anzahl der betonten Silben (= Hebungen) pro Vers ergibt sich daraus als Metrum z. B. ein vierhebiger Jambus oder ein vierhebiger Trochäus:
- Vierhebiger Jambus: „Es | sitzt | ein | Vo | gel | auf | dem | Leim …“
- Vierhebiger Trochäus: „Hörst | du | wie | die | Brun | nen | rau | schen …“
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- Was ist ein Beispiel für das Metrum in einem Gedicht?
-
Ein Beispiel für das Metrum in einem Gedicht ist der fünfhebige Jambus.
- ‚Jambus‘ bedeutet, dass die Silben dem Muster ‚unbetont–betont‘ (Hebung–Senkung) folgen.
- ‚Fünfhebig‘ bedeutet, dass es in jedem Vers genau fünf betonte Silben (= Hebungen) gibt.
Gedichte, die als Metrum einen fünfhebigen Jambus haben, sind z. B. „Der Panther“ (1903) von Rainer Maria Rilke oder „Die große Fracht“ (1952) von Ingeborg Bachmann. Die erste Strophe aus „Der Panther“ lautet:
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Hier siehst du, welche Silben in der Strophe betont sind und wie sich daraus ein regelmäßiges Muster ergibt:
Sein | Blick | ist | vom | Vo | rü | ber | gehn | der | Stä | be
so | müd | ge | wor | den, | daß | er | nichts | mehr | hält.
Ihm | ist, | als | ob | es | tau | send | Stä | be | gä | be
und | hin | ter | tau | send | Stä | ben | kei | ne | Welt.
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- Wie erkenne ich das Metrum in einem Gedicht?
-
Du erkennst das Metrum in einem Gedicht, indem du
- alle Wörter in einzelne Silben aufteilst,
- die betonten Silben (= Hebungen) markierst und
- das Muster, das sich daraus ergibt, richtig bestimmst.
Ein Gedicht, bei dem die Silben dem Muster unbetont–betont folgen und bei dem es pro Vers fünf betonte Silben gibt, hat als Metrum z. B. einen fünfhebigen Jambus.
Ein Gedicht, bei dem die Silben dem Muster betont–unbetont folgen und bei dem es pro Vers vier betonte Silben gibt, hat als Metrum z. B. einen vierhebigen Trochäus.
Tipp
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