Paarreim | Beispiele & Wirkung im Gedicht
Der Paarreim ist ein Reimschema, bei dem die Reime dem Muster a-a-b-b folgen. Es reimen sich beim Paarreim also immer zwei direkt aufeinanderfolgende Verse.
Als im weißen Mutterschoße aufwuchs Baal | (a) | |
War der Himmel schon so groß und still und fahl | (a) | |
Jung und nackt und ungeheuer wundersam | (b) | |
Wie ihn Baal dann liebte, als Baal kam. | (b) |
(Bertolt Brecht, „Der Choral vom großen Baal“, 1922)
Der Paarreim ist zusammen mit dem Kreuzreim und dem umarmenden Reim eines der häufigsten Reimschemas in deutschen Gedichten.
Was ist ein Paarreim?
Der Paarreim ist eines der häufigsten Reimschemas in deutschen Gedichten.
Zur Bestimmung des Reimschemas markiert man die Reime am Versende jeweils mit einem Kleinbuchstaben. Beim Paarreim folgen sie dem Muster a-a-b-b.
Jeder neue Reim erhält bei der Bestimmung des Reimschemas einen neuen Kleinbuchstaben in der Reihenfolge des Alphabets.
So besteht das Gedicht „Poëten gehn dem unadelichen Adel weit vohr“ von Sibylla Schwarz aus acht aufeinanderfolgenden Reimpaaren (a-a- … -h-h.)
Ob zwar mein schlechter Leib zu deme sich muß halten / | (a) | |
was schlecht und niedrig ist / und lassen alles walten / | (a) | |
was reiche Güter hat / was grossen Titul führet / | (b) | |
was Weißheit / Kunst und Lob mit blassem Ansehn zieret. | (b) | |
So bleibt dennoch mein Sinn allzeit am Himmel kleben / | (c) | |
da ein Poëte kan ohn Schimpff und Schaden leben / | (c) | |
da niemand sagen kan: Sih / diser geht dich für! | (d) | |
da keine Leumder sein / da bloß des Himmels Zier | (d) | |
mit ihnen Sprache helt / da alles muß erbleichen / | (e) | |
da ein vom Adel muß dem schlechsten Diener weichen. | (e) | |
Und wenn ein hoher Heldt bey seinem Degen geht / | (f) | |
der sehe sich wohl für / daß er ja feste steht; | (f) | |
denn wer / auß Hoffahrt nur / den Degen angehencket / | (g) | |
dem wird gemeinlich auch der Schwerdter Schmach geschenket / | (g) | |
und wenn die Hoffart denn wird endlich untergehn / | (h) | |
wird der Poëten Volck doch immer oben stehn. | (h) |
(Sibylla Schwarz, „Poëten gehn dem unadelichen Adel weit vohr“, 1638)
Paarreim: Wirkung im Gedicht
Der Paarreim ist das einfachste Reimschema. Er kommt daher häufig in Kindergedichten und humoristischen Gedichten vor.
Seine Wirkung besteht hier meistens darin, dass er eine fröhliche, unbeschwerte und verspielte Stimmung erzeugt.
Ein kleines Steinchen rollte munter | (a) | |
Von einem hohen Berg herunter. | (a) | |
Und als es durch den Schnee so rollte, | (b) | |
Ward es viel größer als es wollte. | (b) | |
Da sprach der Stein mit stolzer Miene: | (c) | |
‚Jetzt bin ich eine Schneelawine‘. | (c) | |
Er riß im Rollen noch ein Haus | (d) | |
Und sieben große Bäume aus. | (d) | |
Dann rollte er ins Meer hinein, | (e) | |
Und dort versank der kleine Stein. | (e) |
(Joachim Ringelnatz, „Der Stein“, 1934)
Der Paarreim kann jedoch auch dazu genutzt werden, inhaltliche Motive wie Verbundenheit oder Trennung zu unterstreichen. Dies gilt besonders für Balladen, in denen die Figuren in wörtlicher Rede selbst zu Wort kommen.
So drückt der Paarreim in Strophe 2 der Ballade „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe die Verbundenheit von Vater und Sohn aus. Rede und Gegenrede der beiden stehen hier noch zusammen in einem Reimpaar.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – | (c) | |
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? | (c) | |
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? – | (d) | |
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. – | (d) |
(Johann Wolfgang von Goethe, „Der Erlkönig“, 1782, Strophe 2)
Im weiteren Verlauf der Ballade reden Vater und Sohn dann zunehmend aneinander vorbei. Entsprechend stehen Rede und Gegenrede ab Strophe 4 jeweils für sich in einem Reimpaar, was die wachsende innere Distanz der beiden voneinander unterstreicht.
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, | (c) | |
Was Erlenkönig mir leise verspricht? – | (c) | |
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; | (g) | |
In dürren Blättern säuselt der Wind. – | (g) |
(Johann Wolfgang von Goethe, „Der Erlkönig“, 1782, Strophe 4)
Paarreim, Kreuzreim, umarmender Reim
Paarreim, Kreuzreim und umarmender Reim sind die drei häufigsten Reimschemas in deutschen Gedichten.
Sie haben gemeinsam, dass sie in ihrer einfachsten Form jeweils aus zwei Reimpaaren bestehen, die jedoch unterschiedlich angeordnet sind:
- Paarreim: a-a-b-b
- Kreuzreim: a-b-a-b
- umarmender Reim: a-b-b-a
Häufig gestellte Fragen zum Paarreim
- Ist aabb ein Paarreim?
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Ja, wenn sich die Reime in einem Gedicht nach dem Muster a-a-b-b reimen, handelt es sich um einen Paarreim.
Einen Überblick aller Reimschemas mit Erklärungen und Beispielen findest du in unserem Artikel über das Reimschema.
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- Was ist ein Beispiel für einen Paarreim?
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Ein Beispiel für den Paarreim ist das Gedicht „Nachtgedanken“ von Heinrich Heine. Die Verse reimen sich darin nach dem Muster a-a-b-b. Die erste Strophe lautet:
Denk ich an Deutschland in der Nacht, (a) Dann bin ich um den Schlaf gebracht, (a) Ich kann nicht mehr die Augen schließen, (b) Und meine heißen Tränen fließen. (b)
Wenn du bei einer Gedichtanalyse oder Gedichtinterpretation nach einer passenden Formulierung suchst, kann dir dabei der kostenlose Text-Umschreiber von QuillBot helfen. - Welche Paarreime gibt es?
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Es gibt verschiedene Reimschemas. Eines davon ist der Paarreim, bei dem sich die Verse nach dem Muster a-a-b-b reimen.
Weitere Reimschemas sind z. B. der Kreuzreim (a-b-a-b) und der umarmende Reim (a-b-b-a).
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