Indirekte Rede: Beispiele zur Bildung und Verwendung

Du verwendest die indirekte Rede, wenn du das Gesagte einer anderen Person in eigenen Worten wiedergeben möchtest.

Beispiel: indirekte Rede Beispiel
Maria meint, dass ich mich nicht so anstellen und mein Date von gestern anrufen solle.

Hierfür benötigst du den Konjunktiv (= Möglichkeitsform).

Beispiel: indirekte Rede mit Konjunktiv
Khalid hat gesagt, dass er gestern fünf Stunden Großputz gemacht habe.

Die indirekte Rede findest du häufig in den Nachrichten, wenn Aussagen anderer Personen neutral wiedergegeben werden sollen.

In der Alltagssprache benutzen wir allerdings meistens den Indikativ (= Wirklichkeitsform) anstelle des Konjunktivs für die indirekte Rede.

Beispiel: indirekte Rede mit Indikativ
Khalid hat gesagt, dass er gestern fünf Stunden Großputz gemacht hat.

Mit dem Indikativ verdeutlichen wir dann normalerweise, dass wir einer Aussage zustimmen und diese für wahr halten.

Indirekte Rede: Konjunktiv zur Bildung verwenden

Im Deutschen wird die indirekte Rede offiziell mit dem Konjunktiv gebildet:

Es wird meistens der Konjunktiv 1 verwendet.

Den Konjunktiv 2 verwenden wir, wenn der Konjunktiv 1 dem Indikativ eines Verbs entspricht.

Zum Beispiel sind der Konjunktiv 1 ‚haben‘ und der Indikativ ‚haben‘ in der dritten Person Plural ‚sie‘ identisch und daher nicht unterscheidbar.

Beispiel: Verwendung des Konjunktivs
Konjunktiv 1: Die Mädchen behaupteten, dass sie unseren Anruf nicht gehört haben.

Indikativ: Die Mädchen behaupteten, dass sie unseren Anruf nicht gehört haben.

Konjunktiv 2: Die Mädchen behaupteten, dass sie unseren Anruf nicht gehört hätten.

Beachte
Der Konjunktiv ist ein Modus (= grammatische Kategorie des Verbs). Im Deutschen werden drei Modi unterschieden:

  1. Konjunktiv (= Möglichkeitsform), z. B. ‚er esse‘
  2. Indikativ (= Wirklichkeitsform), z. B. ‚er isst‘
  3. Imperativ (= Befehlsform), z. B. ‚Iss!‘

Zur Einleitung der indirekten Rede brauchst du Wörter wie:

  • angeben
  • antworten
  • äußern
  • behaupten
  • berichten
  • erklären
  • erzählen
  • fragen
  • meinen
  • sagen

Indirekte Rede mit Konjunktiv 1 bilden

Um die indirekte Rede zu bilden, verwendest du normalerweise den Konjunktiv 1.

Den Konjunktiv 1 bildest du, indem du je nach Subjekt (= wer oder was die Handlung im Satz ausführt) eine der folgenden Endungen an das Verb anhängst:

  • -e
  • -est
  • -en
  • -et
Beispiel: indirekte Rede Konjunktiv 1
ich sage

du sagest

er/sie/es sage

wir sagen

ihr saget

sie/Sie sagen

Mithilfe dieser Formen kannst du dann die indirekte Rede bilden.

In Aussagesätzen verwendest du hierfür das jeweilige Verb im Konjunktiv 1 und gegebenenfalls das Bindewort ‚dass‘.

Beispiel: Konjunktiv 1 – Aussagesätze
Malik meint, dass man bei „Las Iguanas“ die besten Burritos essen könne.

Malik meint, man könne bei „Las Iguanas“ die besten Burritos essen.

Wie du siehst, ändert sich die Position des Verbs ‚könne‘, wenn du ‚dass‘ weglässt.

Im ersten Satz steht ‚könne‘ am Ende. Im zweiten Satz steht es nach dem Subjekt ‚man‘.

In Fragesätzen musst du das Bindewort ‚ob‘ oder ein Fragewort wie ‚wann‘ benutzen, um die indirekte Rede mit dem Konjunktiv 1 zu formulieren.

Beispiel: Konjunktiv 1 – Fragesätze
Emma wollte wissen, ob er sich schon Gedanken über sein Projekt gemacht habe.

Emma wollte wissen, wann er mit seinem Projekt anfangen werde.

In Aufforderungssätzen benötigst du hingegen den Konjunktiv 1 des Modalverbs ‚sollen‘ für die indirekte Rede.

Ein Aufforderungssatz ist ein Satz, in dem eine Person eine andere dazu auffordert, etwas zu machen.

Beispiel: Konjunktiv 1 – Aufforderungssätze
Mein Dozent meint, dass ich mehr wissenschaftliche Literatur lesen solle.

Mein Dozent meint, ich solle mehr wissenschaftliche Literatur lesen.

Wie du siehst, kannst du die indirekte Rede auch in Aufforderungssätzen mit oder ohne ‚dass‘ bilden. Du musst dann nur wieder die richtige Position des Verbs beachten.

Indirekte Rede mit Konjunktiv 2 bilden

Wenn der Konjunktiv 1 nicht zur Bildung der indirekten Rede verwendet werden kann, weil er dem Indikativ des Verbs entspricht, benutzt du stattdessen den Konjunktiv 2.

Beispiel: indirekte Rede Konjunktiv 2
Konjunktiv 1: Meine Freundinnen haben gesagt, dass sie heute Abend zu mir kommen.

Indikativ: Meine Freundinnen haben gesagt, dass sie heute Abend zu mir kommen.

Konjunktiv 2: Meine Freundinnen haben gesagt, dass sie heute Abend zu mir kämen.

Zur Bildung des Konjunktiv 2 benötigst du den Verbstamm des Indikativs im Präteritum.

Beispiel: indirekte Rede Konjunktiv 2 – Gegenwart
Die Kinder sagen voller Überzeugung, dass sie an den Weihnachtsmann glaubten.

Die Studierenden schildern, dass sie sich wegen ihrer BAföG-Rückzahlung Sorgen machten.

An den Verbstamm hängst du dann die gleichen Endungen wie beim Konjunktiv 1 an:

  • -e
  • -est
  • -en
  • -et
Beispiel: indirekte Rede Konjunktiv 2
Präteritum von ‚lernen‘: ich lernte, du lerntest, er/sie/es lernte, wir lernten, ihr lerntet, sie/Sie lernten

Konjunktiv 2 von ‚lernen‘: ich lernte, du lerntest, er/sie/es lernte, wir lernten, ihr lerntet, sie/Sie lernten

Der Verbstamm des Indikativs im Präteritum und der Konjunktiv 2 sind oft identisch, z. B. in den obigen Beispielen.

Bei anderen Verben werden aber zusätzlich die Vokale ‚a‘, ‚o‘ und ‚u‘ in die Umlaute ‚ä‘, ‚ö‘ und ‚ü‘ umgewandelt. Die Endungen bleiben allerdings gleich.

Beispiel: Konjunktiv 2 starker Verben
Präteritum von ‚finden‘: ich fand, du fandest, er/sie/es fand, wir fanden, ihr fandet, sie/Sie fanden

Konjunktiv 2 von ‚finden‘: ich fände, du fändest, er/sie/es fände, wir fänden, ihr fändet, sie/Sie fänden

Die abweichenden Formen solcher sogenannten starken bzw. unregelmäßigen Verben musst du auswendig lernen.

Wenn du dich bei der direkten Rede spezifisch auf Ereignisse in der Vergangenheit beziehst, die jetzt nicht mehr möglich sind, musst du den Konjunktiv 2 so bilden:

  • Partizip 2 des Verbs + ‚hätte‘ oder ‚wäre‘

Das Partizip 2 ist eine Form wie ‚gelernt‘ oder ‚geflogen‘.

Beispiel: Konjunktiv 2 mit Partizip 2
Raymund fragte, warum wir nicht mehr für die Prüfung gelernt hätten.
Die beiden antworteten, dass sie im Sommer lieber nach Mailand geflogen wären.

Du benutzt ‚hätte‘, wenn es sich nicht um ein Verb der Bewegung handelt, z. B. ‚lernen‘. Das gilt für die meisten Verben, die wir verwenden.

Du benutzt ‚wäre‘, wenn es sich um ein Verb der Bewegung handelt, etwa ‚fliegen‘. Weitere Verben der Bewegung sind z. B.:

  • fahren
  • gehen
  • kommen
  • laufen
  • rennen
  • schwimmen

Ausnahme: indirekte Rede mit ‚würde‘ bilden

In einem Ausnahmefall bilden wir die indirekte Rede mit ‚würde‘, nämlich dann, wenn der Konjunktiv 2 mit dem Indikativ Präteritum des Verbs übereinstimmt.

Beispiel: indirekte Rede mit ‚würde‘
Missverständlich: Carla und ihr Mann erzählten, dass sie in Los Angeles wohnten.

Besser: Carla und ihr Mann erzählten, dass sie in Los Angeles wohnen würden.

Der erste Beispielsatz ist missverständlich, da das Verb ‚wohnten‘ auch bedeuten kann, dass Carla und ihr Mann früher einmal in Los Angeles gewohnt haben.

Denn das Verb ‚wohnten‘ kann sowohl der Konjunktiv 2 als auch der Indikativ Präteritum sein. Beide haben die gleiche Form und sind daher ohne Kontext nicht unterscheidbar.

Deshalb ist es besser, ‚würde‘ zu benutzen, wenn Carla und ihr Mann immer noch in Los Angeles wohnen, um ein Missverständnis zu vermeiden.

Beachte
Missverständlich:
In der Alltagssprache verwenden wir den Konjunktiv 2 für die indirekte Rede oftmals auch dann, wenn eigentlich der Konjunktiv 1 klar erkennbar wäre.

Das ist z. B. der Fall, wenn wir eine Aussage für nicht plausibel oder richtig halten. Mit dem Konjunktiv 2 lässt sich dann ein Zweifel ausdrücken.

Zweifel: Mathilde behauptet, sie hätte am Wochenende schon etwas anderes vor.

Kein Zweifel: Mathilde behauptet, sie habe am Wochenende schon etwas anderes vor.

Das ist aber keine feste Regel. Häufig ist auch bloß der Kontext dafür entscheidend, wie eine Aussage aufgefasst wird.

Direkte und indirekte Rede im Vergleich

In der folgenden Tabelle findest du die häufigsten Unterschiede zwischen direkter und indirekter Rede.

Bei der direkten Rede spricht eine Person selbst. Bei der indirekten Rede wird in eigenen Worten wiedergegeben, was eine Person gesagt hat.

Direkte und indirekte Rede im Vergleich
Unterschied Direkte Rede Indirekte Rede
Modus (= grammatische Kategorie des Verbs)
  • Indikativ

Estelle schrieb in ihr Tagebuch: „Meine beste Freundin ist wirklich besonders.“

Estelle schrieb in ihr Tagebuch, dass ihre beste Freundin wirklich besonders sei.

Anführungszeichen
  • Anführungszeichen

Adele sagte: Das Konzert ist richtig gut!

  • Keine Anführungszeichen

Adele sagte, dass das Konzert richtig gut gewesen sei.

Fragezeichen in Fragesätzen
  • Fragezeichen

Frank fragte: „Kannst du mir bei der Hausarbeit helfen?

  • Kein Fragezeichen

Frank fragte, ob ich ihm bei der Hausarbeit helfen könne.

Ausrufezeichen in Aufforderungssätzen
  • Ausrufezeichen

Meine Mutter schrie: „Räum doch endlich mal dein Zimmer auf!

  • Kein Ausrufezeichen

Meine Mutter schrie, dass ich doch endlich mal mein Zimmer aufräumen solle.

Konjunktion (= Bindewort)
  • Keine Konjunktion

Louise sagte: „Deine Bachelorarbeit ist top!“

  • Optionale Konjunktion

Louise sagte, dass meine Bachelorarbeit top sei.

Louise sagte, meine Bachelorarbeit sei top.

Direkte Rede in indirekte Rede umwandeln

Wenn du direkte Rede in indirekte Rede umwandeln möchtest, musst du zum einen die Personalpronomen anpassen.

Personalpronomen sind Wörter wie ‚dir‘, ‚sie‘ und ‚wir‘, mit denen du dich auf Personen oder Dinge beziehst.

Beispiel: Umwandlung von Personalpronomen
Direkte Rede: Lina sagte: „Ich kann dir helfen, das Formular auszufüllen.“

Indirekte Rede: Lina sagte, dass sie mir helfen könne, das Formular auszufüllen.

Direkte Rede: Frau Laschet rief fröhlich: „Endlich habe ich zwei Wochen am Stück Urlaub!“

Indirekte Rede: Frau Laschet rief fröhlich, dass sie endlich zwei Wochen am Stück Urlaub habe.

Du musst zum anderen oft Orts- und Zeitangaben umwandeln, wenn du etwas wiedergibst, das möglicherweise an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit stattgefunden hat.

Eine Orts- und eine Zeitangabe, die normalerweise umgewandelt werden müssen, sind z. B. ‚hier‘ und ‚heute‘.

Beispiel: Umwandlung von Orts- und Zeitangaben
Ortsangabe:
Direkte Rede: Lennard erzählte: „Ich habe hier studiert.“

Indirekte Rede: Lennard erzählte, dass er dort studiert habe.

Zeitangabe:
Direkte Rede: Cornelia hat gesagt: „Heute war das Wetter richtig schlecht.“

Indirekte Rede: Cornelia hat gesagt, dass das Wetter an diesem Tag richtig schlecht war.

Indirekte Rede Übungen

Häufig gestellte Fragen zu indirekter Rede

Wie bildet man die indirekte Rede?

Die indirekte Rede bildest du mit dem Konjunktiv.

In den meisten Fällen verwenden wir den Konjunktiv 1.

Wenn aber der Konjunktiv 1 dem Indikativ bzw. der Grundform eines Verbs entspricht, benutzen wir den Konjunktiv 2.

Beispiel:

Konjunktiv 1: Rudi behauptet, dass zu seinem Geburtstag 100 Leute kommen.

Indikativ: Rudi behauptet, dass zu seinem Geburtstag 100 Leute kommen.

Konjunktiv 2: Rudi behauptet, dass zu seinem Geburtstag 100 Leute kämen.

Was muss ich beachten, wenn ich direkte Rede in indirekte Rede umwandle?

Wenn du direkte Rede in indirekte Rede umwandelst, musst du zum einen darauf achten, die Personalpronomen zu ändern.

Personalpronomen sind Wörter wie ‚mir‘ und ‚sie‘, mit denen du auf Personen oder Dinge Bezug nehmen kannst.

Du musst zum anderen darauf achten, Orts- und Zeitangaben wie ‚hier‘ und ‚heute‘ umzuwandeln, wenn der Ort und die Zeit sonst nicht mehr stimmen.

Beispiel Personalpronomen:

Ricky sagte: „Meine Mutter macht den besten Apfelkuchen der Welt.“

Ricky sagte, dass seine Mutter den besten Apfelkuchen der Welt mache.

Beispiel Ortsangabe:

Die Reiseführerin erzählte: „Hier befindet sich eines der bedeutendsten Denkmäler der Neuzeit.“

Die Reiseführerin erzählte, dass sich dort eines der bedeutendsten Denkmäler der Neuzeit befinde.

Beispiel Zeitangabe:

Die Kinder fragten: „Dürfen wir morgen ein bisschen länger draußen spielen?“

Die Kinder fragten, ob sie am nächsten Tag ein bisschen länger draußen spielen dürften.

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Yasemin Özcelik, B.A.

Yasemin hat einen Bachelorabschluss in Spanischer Romanistik und Interkultureller Wirtschaftskommunikation. Sie ist nicht nur als Content-Writerin, sondern auch als Lektorin und Onlinelehrerin tätig. Aufgrund ihrer Leidenschaft für das Unterrichten macht sie aktuell nebenberuflich ihren Master in Education Practice in England.