Indirekte Rede: Beispiele zur Bildung und Verwendung
Du verwendest die indirekte Rede, wenn du das Gesagte einer anderen Person in eigenen Worten wiedergeben möchtest.
Hierfür benötigst du den Konjunktiv (= Möglichkeitsform).
Die indirekte Rede findest du häufig in den Nachrichten, wenn Aussagen anderer Personen neutral wiedergegeben werden sollen.
In der Alltagssprache benutzen wir allerdings meistens den Indikativ (= Wirklichkeitsform) anstelle des Konjunktivs für die indirekte Rede.
Mit dem Indikativ verdeutlichen wir dann normalerweise, dass wir einer Aussage zustimmen und diese für wahr halten.
Indirekte Rede: Konjunktiv zur Bildung verwenden
Im Deutschen wird die indirekte Rede offiziell mit dem Konjunktiv gebildet:
Es wird meistens der Konjunktiv 1 verwendet.
Den Konjunktiv 2 verwenden wir, wenn der Konjunktiv 1 dem Indikativ eines Verbs entspricht.
Zum Beispiel sind der Konjunktiv 1 ‚haben‘ und der Indikativ ‚haben‘ in der dritten Person Plural ‚sie‘ identisch und daher nicht unterscheidbar.
Zur Einleitung der indirekten Rede brauchst du Wörter wie:
- angeben
- antworten
- äußern
- behaupten
- berichten
- erklären
- erzählen
- fragen
- meinen
- sagen
Indirekte Rede mit Konjunktiv 1 bilden
Um die indirekte Rede zu bilden, verwendest du normalerweise den Konjunktiv 1.
Den Konjunktiv 1 bildest du, indem du je nach Subjekt (= wer oder was die Handlung im Satz ausführt) eine der folgenden Endungen an das Verb anhängst:
- -e
- -est
- -en
- -et
Mithilfe dieser Formen kannst du dann die indirekte Rede bilden.
In Aussagesätzen verwendest du hierfür das jeweilige Verb im Konjunktiv 1 und gegebenenfalls das Bindewort ‚dass‘.
Wie du siehst, ändert sich die Position des Verbs ‚könne‘, wenn du ‚dass‘ weglässt.
Im ersten Satz steht ‚könne‘ am Ende. Im zweiten Satz steht es nach dem Subjekt ‚man‘.
In Fragesätzen musst du das Bindewort ‚ob‘ oder ein Fragewort wie ‚wann‘ benutzen, um die indirekte Rede mit dem Konjunktiv 1 zu formulieren.
In Aufforderungssätzen benötigst du hingegen den Konjunktiv 1 des Modalverbs ‚sollen‘ für die indirekte Rede.
Ein Aufforderungssatz ist ein Satz, in dem eine Person eine andere dazu auffordert, etwas zu machen.
Wie du siehst, kannst du die indirekte Rede auch in Aufforderungssätzen mit oder ohne ‚dass‘ bilden. Du musst dann nur wieder die richtige Position des Verbs beachten.
Indirekte Rede mit Konjunktiv 2 bilden
Wenn der Konjunktiv 1 nicht zur Bildung der indirekten Rede verwendet werden kann, weil er dem Indikativ des Verbs entspricht, benutzt du stattdessen den Konjunktiv 2.
Zur Bildung des Konjunktiv 2 benötigst du den Verbstamm des Indikativs im Präteritum.
An den Verbstamm hängst du dann die gleichen Endungen wie beim Konjunktiv 1 an:
- -e
- -est
- -en
- -et
Der Verbstamm des Indikativs im Präteritum und der Konjunktiv 2 sind oft identisch, z. B. in den obigen Beispielen.
Bei anderen Verben werden aber zusätzlich die Vokale ‚a‘, ‚o‘ und ‚u‘ in die Umlaute ‚ä‘, ‚ö‘ und ‚ü‘ umgewandelt. Die Endungen bleiben allerdings gleich.
Die abweichenden Formen solcher sogenannten starken bzw. unregelmäßigen Verben musst du auswendig lernen.
Wenn du dich bei der direkten Rede spezifisch auf Ereignisse in der Vergangenheit beziehst, die jetzt nicht mehr möglich sind, musst du den Konjunktiv 2 so bilden:
- Partizip 2 des Verbs + ‚hätte‘ oder ‚wäre‘
Das Partizip 2 ist eine Form wie ‚gelernt‘ oder ‚geflogen‘.
Du benutzt ‚hätte‘, wenn es sich nicht um ein Verb der Bewegung handelt, z. B. ‚lernen‘. Das gilt für die meisten Verben, die wir verwenden.
Du benutzt ‚wäre‘, wenn es sich um ein Verb der Bewegung handelt, etwa ‚fliegen‘. Weitere Verben der Bewegung sind z. B.:
- fahren
- gehen
- kommen
- laufen
- rennen
- schwimmen
Ausnahme: indirekte Rede mit ‚würde‘ bilden
In einem Ausnahmefall bilden wir die indirekte Rede mit ‚würde‘, nämlich dann, wenn der Konjunktiv 2 mit dem Indikativ Präteritum des Verbs übereinstimmt.
Der erste Beispielsatz ist missverständlich, da das Verb ‚wohnten‘ auch bedeuten kann, dass Carla und ihr Mann früher einmal in Los Angeles gewohnt haben.
Denn das Verb ‚wohnten‘ kann sowohl der Konjunktiv 2 als auch der Indikativ Präteritum sein. Beide haben die gleiche Form und sind daher ohne Kontext nicht unterscheidbar.
Deshalb ist es besser, ‚würde‘ zu benutzen, wenn Carla und ihr Mann immer noch in Los Angeles wohnen, um ein Missverständnis zu vermeiden.
Direkte und indirekte Rede im Vergleich
In der folgenden Tabelle findest du die häufigsten Unterschiede zwischen direkter und indirekter Rede.
Bei der direkten Rede spricht eine Person selbst. Bei der indirekten Rede wird in eigenen Worten wiedergegeben, was eine Person gesagt hat.
Unterschied | Direkte Rede | Indirekte Rede |
---|---|---|
Modus (= grammatische Kategorie des Verbs) |
Estelle schrieb in ihr Tagebuch: „Meine beste Freundin ist wirklich besonders.“ |
Estelle schrieb in ihr Tagebuch, dass ihre beste Freundin wirklich besonders sei. |
Anführungszeichen |
Adele sagte: „Das Konzert ist richtig gut!“ |
Adele sagte, dass das Konzert richtig gut gewesen sei. |
Fragezeichen in Fragesätzen |
Frank fragte: „Kannst du mir bei der Hausarbeit helfen?“ |
Frank fragte, ob ich ihm bei der Hausarbeit helfen könne. |
Ausrufezeichen in Aufforderungssätzen |
Meine Mutter schrie: „Räum doch endlich mal dein Zimmer auf!“ |
Meine Mutter schrie, dass ich doch endlich mal mein Zimmer aufräumen solle. |
Konjunktion (= Bindewort) |
Louise sagte: „Deine Bachelorarbeit ist top!“ |
Louise sagte, dass meine Bachelorarbeit top sei. Louise sagte, meine Bachelorarbeit sei top. |
Direkte Rede in indirekte Rede umwandeln
Wenn du direkte Rede in indirekte Rede umwandeln möchtest, musst du zum einen die Personalpronomen anpassen.
Personalpronomen sind Wörter wie ‚dir‘, ‚sie‘ und ‚wir‘, mit denen du dich auf Personen oder Dinge beziehst.
Du musst zum anderen oft Orts- und Zeitangaben umwandeln, wenn du etwas wiedergibst, das möglicherweise an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit stattgefunden hat.
Eine Orts- und eine Zeitangabe, die normalerweise umgewandelt werden müssen, sind z. B. ‚hier‘ und ‚heute‘.
Indirekte Rede Übungen
Häufig gestellte Fragen zu indirekter Rede
- Wie bildet man die indirekte Rede?
-
Die indirekte Rede bildest du mit dem Konjunktiv.
In den meisten Fällen verwenden wir den Konjunktiv 1.
Wenn aber der Konjunktiv 1 dem Indikativ bzw. der Grundform eines Verbs entspricht, benutzen wir den Konjunktiv 2.
Beispiel:
Konjunktiv 1: Rudi behauptet, dass zu seinem Geburtstag 100 Leute kommen.
Indikativ: Rudi behauptet, dass zu seinem Geburtstag 100 Leute kommen.
Konjunktiv 2: Rudi behauptet, dass zu seinem Geburtstag 100 Leute kämen.
- Was muss ich beachten, wenn ich direkte Rede in indirekte Rede umwandle?
-
Wenn du direkte Rede in indirekte Rede umwandelst, musst du zum einen darauf achten, die Personalpronomen zu ändern.
Personalpronomen sind Wörter wie ‚mir‘ und ‚sie‘, mit denen du auf Personen oder Dinge Bezug nehmen kannst.
Du musst zum anderen darauf achten, Orts- und Zeitangaben wie ‚hier‘ und ‚heute‘ umzuwandeln, wenn der Ort und die Zeit sonst nicht mehr stimmen.
Beispiel Personalpronomen:
Ricky sagte: „Meine Mutter macht den besten Apfelkuchen der Welt.“
Ricky sagte, dass seine Mutter den besten Apfelkuchen der Welt mache.
Beispiel Ortsangabe:
Die Reiseführerin erzählte: „Hier befindet sich eines der bedeutendsten Denkmäler der Neuzeit.“
Die Reiseführerin erzählte, dass sich dort eines der bedeutendsten Denkmäler der Neuzeit befinde.
Beispiel Zeitangabe:
Die Kinder fragten: „Dürfen wir morgen ein bisschen länger draußen spielen?“
Die Kinder fragten, ob sie am nächsten Tag ein bisschen länger draußen spielen dürften.