Post hoc ergo propter hoc | Bedeutung & Beispiele
‚Post hoc ergo propter hoc‘ (kurz: ‚post hoc‘) oder auch ‚Post-hoc-Fehlschluss‘ ist ein weit verbreiteter Denkfehler.
Bei diesem Denkfehler wird ein Ereignis ohne weitere Überprüfung allein aufgrund der zeitlichen Abfolge als Ursache für ein anderes Ereignis angenommen.
Die lateinische Redewendung ‚post hoc ergo propter hoc‘ bedeutet so viel wie ‚nach diesem, also wegen diesem‘.
Bei diesem logischen Fehlschluss werden alle anderen Aspekte ignoriert, die sich außerhalb der Abfolge der beiden Ereignisse befinden. Dieses Vorgehen führt häufig zu falschen Schlussfolgerungen.
Dabei berücksichtigt sie keine weiteren Faktoren, z. B. eine kurz zuvor erfolgte Ernährungsumstellung oder weniger Arbeitsstress.
Post-hoc-Fehler machen deutlich, wie wichtig eine gründliche Analyse ist.
Das Verständnis des Post-hoc-Fehlschlusses ist wichtig, um in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik faktenbasierte Entscheidungen zu treffen und Strategien zu entwickeln.
Das Erkennen des Fehlschlusses hilft bei der Unterscheidung zwischen bloßen Korrelationen
(= Zusammenhängen) und tatsächlichen Kausalzusammenhängen (= Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen).
In der Forschung ist es von großer Bedeutung, ob zwei Ereignisse in irgendeiner Weise zusammenhängen (= korrelieren), oder ob Ereignis A die Ursache für Ereignis B ist.
Die Bedeutung des Post-hoc-Fehlschlusses
Beim Post-hoc-Fehlschluss wird fälschlicherweise eine Kausalität (= Ursache-Wirkungs-Zusammenhang) zwischen zwei Ereignissen angenommen, weil ein Ereignis zeitlich auf das andere folgt.
Da die Schlussfolgerungen nur aufgrund von Zeitpunkten gezogen werden, macht der Post-hoc-Fehlschluss ein Argument unglaubwürdig.
Der Post-hoc-Fehlschluss ist auf die menschliche Neigung zurückzuführen, Muster erkennen zu wollen. Durch Muster werden komplexe Probleme vereinfacht.
Sowohl im wissenschaftlichen als auch im privaten Bereich kann ein solcher Fehlschluss zu falschen Annahmen und Unterstellungen führen.
Ereignis 2: Kurz darauf versucht Person A erfolglos, Person B anzurufen.
Post hoc: Person A ist sich sicher, dass der Streit (Ereignis 1) dazu geführt hat, dass Person B den Anruf ignoriert und nicht ans Telefon geht (Ereignis 2).
Person A berücksichtigt keine weiteren Faktoren, z. B. dass Person B ihr Mobiltelefon nicht hören oder der Akku des Geräts leer sein könnte.
Ein weiteres Beispiel für einen kausalen Fehlschluss ist der sog. ‚Cum-hoc-Fehlschluss‘ (lat. für ‚mit diesem, folglich deswegen‘).
Er tritt auf, wenn argumentiert wird, dass zwei gleichzeitig auftretende Ereignisse in einem kausalen Zusammenhang stehen müssen.
Ereignis 2: Zeitgleich wird beobachtet, dass bundesweit die schulischen Leistungen von Jugendlichen im Fach Mathematik nachlassen.
Cum hoc ergo propter hoc: Ohne weitere Überprüfung wird das Fazit gezogen, dass das Videospiel negativen Einfluss auf die schulischen Leistungen der Jugendlichen hat oder sogar die Ursache dafür ist.
Darum ist der Post-hoc-Fehlschluss ein Problem
Post-hoc-Argumentationen können zu schwerwiegenden Fehlern bei der Analyse und Entscheidungsfindung führen.
Argumente, die den Post-hoc-Fehlschluss beinhalten, führen manchmal zu richtigen Schlussfolgerungen. Die zugrunde liegende Argumentation ist allerdings nicht stichhaltig.
Ein stichhaltiges Argument erfordert Argumente und Beweise, die über die bloße Abfolge von Ereignissen hinausgehen.
Die folgende Annahme enthält z. B. kein stichhaltiges Argument: „Das Essen von gestern Abend muss schlecht gewesen sein. Heute ist mir nämlich übel.“
Die Übelkeit könnte auch an etwas anderem liegen, zum Beispiel an einer Virusinfektion.
Der Post-hoc-Fehlschluss kann auch der Grund für Aberglauben oder gewisse Traditionen sein. Trotz fehlender wissenschaftlicher Beweise halten viele Menschen an ihren Schlussfolgerungen fest.
Die Frau sieht das Kuscheltier als Ursache für ihren Gewinn und trägt es nun täglich bei sich.
Warum der Post-hoc-Fehlschluss auftritt
Der Post-hoc-Fehlschluss entsteht häufig aus fehlerhaften Schlussfolgerungen. Menschen sehen einen kausalen Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen, die eventuell gar keinen kausalen Zusammenhang haben.
Dafür ‚verzerrt‘ der Mensch die Realität und sucht nach Mustern, die ein Ereignis erklären. Muster geben Sicherheit und sind einfach zu verstehen.
Ein weiterer Faktor, der zum Post-hoc-Denken beiträgt, ist die Tendenz, gezielt nach Informationen zu suchen, die die bereits vorhandene Überzeugung bestätigen.
Es kann vorkommen, dass Menschen sich an weitere Ereignisse erinnern und diese plötzlich als bedeutend empfinden, weil die Ursache-Wirkungs-Beziehung damit bestätigt wird.
Obwohl der Post-hoc-Fehlschluss meistens durch eine fehlerhafte Argumentation entsteht, kann er auch absichtlich eingesetzt werden.
Diese Schlussfolgerung ist kein bewiesener Zusammenhang. Die Bürgermeisterin hat den Post-hoc-Fehlschluss vermutlich absichtlich eingesetzt, um die Bürger und Bürgerinnen von ihrer Kompetenz zu überzeugen.
Beispiele für den Post-hoc-Fehlschluss
Im Folgenden findest du Beispiele aus Forschung und Wirtschaft, die den Post-hoc-Fehlschluss in ihrer Argumentation enthalten.
Die meisten Patienten und Patientinnen, die das Herzmittel eingenommen haben und zugleich depressiv waren, erlebten nämlich eine deutliche Besserung ihrer psychischen Symptome.
Diese Post-hoc-Argumentation ist im ersten Moment vielversprechend. Der scheinbare Kausalzusammenhang muss jedoch strengen Tests unterzogen werden.
Darüber hinaus müssen die Auswirkungen auf Depressionen in einer kontrollierten Studie untersucht werden, damit niemand durch das Medikament zu Schaden kommt.
Ohne kontrollierte Experimente würden andere Faktoren nicht berücksichtigt, z. B. zusätzliche Behandlungen oder eine Veränderung der Lebensumstände.
Dazu zählen die Post-hoc-Analyse oder der Post-hoc-Test.
Bei einer Post-hoc-Analyse wird nach Ende einer Studie nach weiteren Mustern oder Ergebnissen gesucht, die nicht zu den offensichtlich zusammenhängenden Faktoren gehören.
Ein Post-hoc-Test ist ein Instrument der mathematischen Statistik.
Auch in der Wirtschaft kommt es zu Post-hoc-Fehlschlüssen.
Dabei lässt er andere Faktoren wie Markttrends und die saisonale Nachfrage außer Acht.
In diesem Beispiel begeht der Marketingleiter den Fehler, post hoc zu argumentieren. Es kann andere Faktoren als die Kampagne geben, die den Umsatzanstieg beeinflusst haben.
Bei einem A/B-Test werden z. B. zwei Varianten einer Kampagne getestet: die Originalversion und eine leicht veränderte Version, die einer Kontrollgruppe vorgestellt wird.
Dadurch werden die spezifischen Auswirkungen der Kampagne von anderen Einflussfaktoren getrennt.
Weitere interessante Artikel zu Fehlschlüssen und Argumenttypen findest du in unserem QuillBlog.
Häufig gestellte Fragen zu ‚Post hoc ergo propter hoc‘
- Was ist ein Beispiel für einen Post-hoc-Fehlschluss?
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Bei einem ‚Post-hoc-Fehlschluss‘ (post hoc ergo propter hoc) wird aufgrund der zeitlichen Abfolge ein Kausalzusammenhang zwischen zwei Ereignissen vermutet.
Beispiel:
Ein CEO geht davon aus, dass die Einstellung eines neuen prominenten Sprechers unmittelbar zu einem Anstieg der Aktienkurse geführt hat.
Dabei lässt er andere Faktoren wie einen generellen Marktaufschwung unberücksichtigt.
- Welche Fehlschlüsse gibt es neben dem Post-hoc-Fehlschluss?
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Neben dem ‚Post-hoc-Fehlschluss‘ (post hoc ergo propter hoc) gibt es weitere argumentative Fehlschlüsse (= Trugschlüsse). Dazu zählt z. B. der sog. Zirkelschluss.
Es handelt sich hierbei um einen formalen Fehlschluss, bei dem eine Schlussfolgerung als wahr angenommen wird, ohne eigene Beweise vorzuweisen.
- Wie kommt es zu Post-hoc-Fehlschlüssen?
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Bei einem ‚Post-hoc-Fehlschluss‘ (post hoc ergo propter hoc) wird ein Ereignis allein aufgrund der zeitlichen Abfolge als Ursache für ein anderes Ereignis angenommen.
Der Fehlschluss entsteht häufig, weil Menschen sich Ereignisse erklären möchten und dazu geneigt sind, nach Mustern zu suchen.
Muster sind einfach zu verstehen und geben Sicherheit.