Sunk-Cost-Fallacy | Definition und Beispiele

Die Sunk-Cost-Fallacy bedeutet, dass eine Person an einer schlechten Entscheidung festhält, weil sie in diese bereits viel Zeit, Geld oder Mühe investiert hat.

Als logischer Fehlschluss ist die Sunk-Cost-Fallacy eine Art fehlerhaftes Argument. Als kognitive Verzerrung ist sie ein fehlerhafter Entscheidungsprozess.

Sunk-Cost-Fallacy Beispiel
Eine Studentin entscheidet sich dazu, Chemie zu studieren. Nach einem Jahr stellt sie fest, dass ihr Informatik besser gefallen hätte.

Aufgrund der Sunk-Cost-Fallacy bleibt die Studentin aber bei Chemie. Denn sie glaubt, dass ihre bisherige Zeit und Mühe bei einem Studienwechsel umsonst gewesen wären.

Wie du siehst, bleibt bei der Sunk-Cost-Fallacy unbeachtet, dass bereits Investiertes wie Geld, Zeit oder Mühe nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Es handelt sich also um ‚versunkene Kosten‘.

Wenn eine Person trotzdem an einer unpassenden Entscheidung festhält, verschwendet sie womöglich noch mehr Ressourcen und lässt Chancen ungenutzt.

Was mit der Sunk-Cost-Fallacy gemeint ist

Mit der Sunk-Cost-Fallacy ist gemeint, dass jemand an einer negativen Entscheidung festhält, um sich nicht mit den dabei verlorenen Ressourcen auseinandersetzen zu müssen.

Sie geht also mit der Annahme einher, dass es sich irgendwann auszahlt, bei der Entscheidung geblieben zu sein.

Die Sunk-Cost-Fallacy kann überall auftreten, z. B. bei der Entscheidung, einen langweiligen Roman fertig zu lesen oder eine finanzielle Investition zu tätigen.

Der Ausdruck ‚versunkene Kosten‘ stammt aus den Wirtschaftswissenschaften und bezieht sich auf verlorenes oder ausgegebenes Kapital, das nicht wiederhergestellt werden kann.

In anderen Bereichen können mit ‚versunkenen Kosten‘ auch Ressourcen wie Anstrengungen, Zeit oder Geld gemeint sein, die unwiderruflich verloren gehen.

Beispiel: Sunk-Cost-Fallacy in verschiedenen Bereichen
  • Eine Person lässt nicht von einer fehlgeschlagenen Investition ab, obwohl es klare Anzeichen dafür gibt, dass sie nicht zurückgewonnen werden kann.
  • Eine Person bleibt in einem Job ohne Zukunft, weil sie glaubt, dass ihre in den Job investierte Zeit und Mühe anderenfalls umsonst waren.
  • Eine Person beendet nicht eine toxische Freundschaft oder Beziehung, weil sie meint, schon zu viel Zeit und Energie in diese gesteckt zu haben.
  • Eine Person beendet nicht ihre ehrenamtliche Tätigkeit in einer Organisation, die nicht mehr ihren Werten entspricht, weil sie dort bereits viel Zeit verbracht hat.

Warum die Sunk-Cost-Fallacy ein Problem ist

Die Sunk-Cost-Fallacy ist ein Problem, da sie zu irrationalem Verhalten führt, das mit hohen Kosten verbunden sein kann.

Denn wenn eine Person an vergangenen Fehlentscheidungen festhält, lässt sie gegenwärtige und zukünftige Chancen unberücksichtigt.

Dabei ist unwichtig, ob relevante und aktuelle Informationen vorliegen, die darauf hinweisen, dass sich die frühere Investition nicht wiederherstellen lässt. Die Person bleibt bei der falschen Annahme, dass sich das Festhalten an der Investition irgendwann auszahlt.

So verstärkt die Sunk-Cost-Fallacy oft die Verluste, indem sie eine Person dazu ermutigt, noch mehr Geld, Mühe oder Zeit zu investieren, obwohl sie ihre Entscheidung bereut.

Wie es zur Sunk-Cost-Fallacy kommt

Die Sunk-Cost-Fallacy ist eine kognitive Verzerrung, wenn sie die eigene Entscheidungsfindung beeinflusst. Sie ist ein logischer Irrtum, wenn sie eingesetzt wird, um andere von etwas zu überzeugen.

Die Sunk-Cost-Fallacy entsteht, wenn Emotionen, vor allem Angst, das logische Denkvermögen überschatten.

Anhand der folgenden Faktoren siehst du, wie es zur Sunk-Cost-Fallacy kommt:

Beispiel: Entstehungsfaktoren der Sunk-Cost-Fallacy
Verlustaversion
Menschen fällt es schwer, Verluste in Form von Zeit, Geld, Mühe und Emotionen zu akzeptieren. Verlustaversion, die auf Angst beruht, ist daher ein starker Motivator.

Wegen dieser Angst bleiben Opportunitätskosten unberücksichtigt, d. h. potenzielle Gewinne, weil man an suboptimalen Entscheidungen festhält.

Framing-Effekt
Durch die Sunk-Cost-Fallacy erscheint ein Sinneswandel negativ, als ob Verluste und Fehler nur dann real wären, wenn sie akzeptiert würden.

Ein evidenzbasierter Sinneswandel kann aber positiv sein, wenn man den Ressourcenverbrauch verbessert, aus Fehlern lernt und neue Gelegenheiten wahrnimmt.

Sozialer Druck
Die Sunk-Cost-Fallacy kann durch sozialen Druck und die Erwartung anderer entstehen, Verpflichtungen einzuhalten. Eine Person fürchtet sich womöglich davor, für einen Sinneswandel kritisiert zu werden.

Optimistischer Fehlschluss
Personen können einem optimistischen Fehlschluss unterliegen. Sie glauben dann, dass sich zukünftige Ergebnisse verbessern werden, auch wenn es Hinweise auf das Gegenteil gibt.

Der optimistische Fehlschluss kann den Wunsch verstärken, an einer gescheiterten Investition festzuhalten.

Kognitive Dissonanz:
Kognitive Dissonanz entsteht durch das Unbehagen, zuzugeben, dass eine Entscheidung falsch war.

Um das Unbehagen zu reduzieren, bleiben manche Personen bei ihrer Entscheidung, auch wenn sie nicht sinnvoll ist.

Sunk-Cost-Fallacy: Beispiel zum besseren Verständnis

Die Sunk-Cost-Fallacy lässt erkennen, dass vergangene Verpflichtungen priorisiert und gegenwärtige und zukünftige Überlegungen vernachlässigt werden.

Das hängt damit zusammen, dass Menschen für gewöhnlich nicht die Zeit und Ressourcen anderer Personen, aber auch nicht ihre eigenen verschwenden wollen.

Beispiel: Sunk-Cost-Fallacy in Beziehungen
Zwei Freunde entscheiden sich dazu, eine Firma zu gründen. Nach ein paar Monaten stellen sie fest, dass der Businessplan nicht so gewinnbringend ist wie erwartet.

Anstatt die Partnerschaft zu überdenken oder aufzulösen, halten die beiden Freunde am Businessplan fest, da sie schon so viel Zeit und Mühe investiert haben.

Wie du die Sunk-Cost-Fallacy vermeiden kannst

Mithilfe der folgenden Techniken kannst du die Sunk-Cost-Fallacy vermeiden:

  • Überprüfe deine Ziele und Ressourcen: Definiere deine Ziele, basierend auf den gegenwärtigen Umständen. Fokussiere dich auf deine Ressourcen und deine Ziele für die Gegenwart und die Zukunft, statt an vergangenen Investitionen festzuhalten.
  • Berücksichtige Opportunitätskosten: Denke über die potenziellen Vorteile nach, die dir entgehen könnten, wenn du an einer suboptimalen Entscheidung festhältst. Bedenke die Chancen, die du dabei womöglich verpasst.
  • Sei flexibel: Erkenne an, dass Flexibilität eine Stärke und kein Zeichen von Schwäche ist. Lern- und Veränderungsbereitschaft ermöglichen eine bedarfsgesteuerte und strategische Entscheidungsfindung.
  • Trenne Emotionen von Investitionen: Akzeptiere Verlustschmerz, aber trenne deine Emotionen bewusst vom Entscheidungsfindungsprozess. Objektivität ist wichtig, um den Istzustand bewerten zu können.
  • Hole externe Perspektiven und Daten ein: Versuche, emotionale Entscheidungen zu vermeiden, indem du dich an Beratungspersonen wendest. Sie können objektive Einblicke bieten.

Bewerte außerdem äußere Faktoren wie Markt- und technologische Veränderungen sowie Veränderungen deiner persönlichen Umstände. Denn sie könnten die Tragfähigkeit einer vergangenen Entscheidung beeinflussen.

Häufig gestellte Fragen zur Sunk-Cost-Fallacy

Worin unterscheiden sich Sunk-Cost-Fallacy und eskalierendes Commitment?

Die Sunk-Cost-Fallacy kann zu einem eskalierenden Commitment (= Bestätigungsfehler) führen.

Die Sunk-Cost-Fallacy ist der Fehler, an einer Entscheidung festzuhalten. Sie basiert auf der Fehlannahme, dass sich bereits angefallene Kosten wiederherstellen lassen.

Das eskalierende Commitment bedeutet, dass die Ressourcen erhöht werden, die in eine Fehlentscheidung investiert wurden. Eine Person fühlt sich dieser Entscheidung also noch stärker verpflichtet.

Das eskalierende Commitment entsteht also durch fehlerhafte Rückschlüsse auf die versunkenen Kosten.

Es werden noch mehr Zeit, Geld, Mühe und Emotionen aufgewendet, um das Verlorene zurückzugewinnen, auch wenn es vergeblich ist.

Welche anderen Arten von Irrtümern gibt es in der Forschung?

Andere Arten von Irrtümern, die es neben der Sunk-Cost-Fallacy in der Forschung gibt, sind z. B.:

  • Korrelationsirrtum: Es wird fälschlicherweise angenommen, dass eine Korrelation auf eine Ursache-Wirkungs-Beziehung hinweist. Das ist z. B. der Fall, wenn zwei Ereignisse gleichzeitig stattfinden.
  • Ökologischer Fehlschluss: Es werden Annahmen über eine Person getroffen, indem man sich auf die kollektiven Daten einer Gruppe stützt.
  • Prävalenzfehler: Es werden wichtige statistische Daten übersehen, z. B. die allgemeine Häufigkeit eines Ereignisses. Gleichzeitig wird der Fokus auf weniger wichtige Details gelegt, z. B. auf einen Einzelfall.
  • Vorschnelle Verallgemeinerung: Es werden vage Schlussfolgerungen auf Basis unzureichender oder wenig objektiver Beweise gezogen.
  • Strohmann-Argument: Die Argumente der Gegenseite werden falsch oder übertrieben ausgelegt, um sie leichter angreifen zu können.
  • Falsches Dilemma: Es werden nur zwei Optionen präsentiert, als gäbe es keine weiteren.
Wie wird die Sunk-Cost-Fallacy auf Deutsch genannt?

Die Sunk-Cost-Fallacy wird auf Deutsch auch ‚Versunkene-Kosten-Falle‘ genannt.

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Yasemin Özcelik, M.A.

Yasemin hat Spanische Romanistik, Interkulturelle Wirtschaftskommunikation und Education Practice studiert. Sie ist nicht nur als Content-Writerin, sondern auch als Lektorin und Onlinelehrerin tätig.