Was ist Schwarz-Weiß-Denken? | Beispiele & Bedeutung

Schwarz-Weiß-Denken ist die Tendenz, Menschen, Situationen und Ideen in extreme, absolute Kategorien wie ‚gut‘ oder ‚böse‘ einzuteilen. Das lässt keinen Raum für Zwischenstufen oder Neutralität.

Schwarz-Weiß-Denken: Beispiele
„Wenn du nicht alles unterstützt, was unsere Partei tut, arbeitest du praktisch für die Opposition.“

„Wenn du die Redefreiheit in irgendeiner Hinsicht einschränken willst, bist du gegen die Redefreiheit.“

„Dieses Buch ist schrecklich, denn der Autor stellt den Schurken als sympathisch dar.“

„Wenn ein Gemälde nicht gleichzeitig realistisch und ästhetisch ist, ist es keine Kunst.“

Beim Argumentieren werden Menschen durch Schwarz-Weiß-Denken anfällig für bestimmte Fehlschlüsse.

Beim kreativen Schreiben und anderen Kunstformen kann Schwarz-Weiß-Denken die Kreativität und den Tiefgang einschränken. Dadurch werden Charaktere, Handlungen und Themen oft weniger komplex.

Was ist Schwarz-Weiß-Denken?

Schwarz-Weiß-Denken (= dichotomes Denken) ist durch die Tendenz gekennzeichnet, Situationen, Menschen oder Konzepte in strengen, absoluten Kategorien zu betrachten.

Dabei wird alles in eindeutige Kategorien eingeteilt, etwa ‚richtig‘ oder ‚falsch‘, ‚gut‘ oder ‚schlecht‘ und ‚Erfolg‘ oder ‚Scheitern‘. Zwischenstufen oder komplexe Zusammenhänge werden ignoriert.

Schwarz-Weiß-Denken gilt als kognitive Verzerrung, d. h. als ein häufiger Denkfehler. Es kann die Kreativität einschränken und dazu führen, schlecht zu kommunizieren und falsche Entscheidungen zu treffen.

Schwarz-Weiß-Denken: Beispiele

Beispiele für Schwarz-Weiß-Denken finden sich in vielen Lebensbereichen, etwa in Argumenten, in den Medien oder beim kreativen Schreiben.

Schwarz-Weiß-Denken in Argumenten

Schwarz-Weiß-Denken zeigt sich häufig in Debatten über umstrittene Themen, bei denen Emotionen leicht das logische Denken überlagern können.

Schwarz-Weiß-Denken in Argumenten: Beispiele
„Wer nicht meinen Kandidaten wählt, ist böse.“

„Wer nicht reich ist, muss faul sein.“

„Entweder bist du ein Patriot oder ein Verräter.“

„Wer nicht meiner Religion angehört, hat keinen moralischen Kompass.

Schwarz-Weiß-Denken in den Medien

In den Medien werden komplexe Sachverhalte oft zu vereinfachten und übertriebenen Narrativen verdichtet.

Schwarz-Weiß-Denken in den Medien kann z. B. die folgenden Formen annehmen:

  • Schlagzeilen, die auf Sensationen abzielen
  • Voreingenommene Berichterstattung
  • Darstellung von Menschen als Helden und Heldinnen oder Schurken und Schurkinnen
Schwarz-Weiß-Denken in den Medien: Beispiele
Eine Zeitschrift schildert in einem Artikel eine technische Entwicklung als Kampf zwischen zwei gegensätzlichen Lagern:

„Einige Experten denken, künstliche Intelligenz werde die Apokalypse einleiten, während sie nach der Meinung anderer zu einer utopischen Zukunft führen wird.“

Ein Podcaster beschreibt eine Kulturfrage als Konflikt zwischen ‚uns‘ und ‚denen‘, ohne die beiden Seiten näher zu bestimmen:

Wenn wir uns dieses Land nicht zurückholen, zerstören sie die Zukunft unserer Kinder.

Schwarz-Weiß-Denken beim kreativen Schreiben

Beim kreativen Schreiben kann Schwarz-Weiß-Denken zu einfallslosen Charakteren, vorhersehbaren Handlungen und fehlendem emotionalem Tiefgang führen.

Eine Geschichte wird dadurch wirklichkeitsfremder, weniger komplex und ist schwerer nachzuempfinden.

Vor allem die folgenden Probleme können auftreten:

  • Flache Charaktere
  • Zu stark vereinfachte Beziehungsdynamik
  • Vereinfachte Weltbilder
Schwarz-Weiß-Denken beim kreativen Schreiben: Beispiele
Flache Charaktere:

Ein durchweg guter Held trifft auf einen Schurken, der durchweg böse ist.

Zu stark vereinfachte Beziehungsdynamik:

Die Charaktere lieben oder hassen sich ausschließlich, anstatt eine vielschichtige Beziehung zu haben.

Vereinfachte Weltbilder:

Eine Gesellschaft wird als durchweg erstrebenswert oder nicht erstrebenswert dargestellt.

Schwarz-Weiß-Denken und Fehlschlüsse

Einige Fehlschlüsse hängen stark mit Schwarz-Weiß-Denken zusammen.

Schwarz-Weiß-Denken und Fehlschlüsse: Beispiele
Falsches Dilemma (auch falsche Dichotomie oder Entweder-oder-Irrtum): 

Es werden nur zwei Möglichkeiten dargestellt, obwohl es weitere geben könnte. So werden Einteilungen verstärkt, die extrem, vereinfachend oder zweigeteilt sind.

Falsche Äquivalenz:

Es werden zwei Situationen gleichgesetzt, die sich nicht gleichen oder nicht zusammenhängen. Das führt manchmal zu einer stark polarisierten Sichtweise auf ein Thema.

Vorschnelle Verallgemeinerung: 

Aus wenigen Belegen werden pauschale Schlussfolgerungen gezogen. Dabei werden komplexe Sachverhalte oft auf zwei Kategorien reduziert und somit stark vereinfacht.

Häufig gestellte Fragen zu Schwarz-Weiß-Denken

Was ist das Gegenteil von Schwarz-Weiß-Denken?

Als Gegenteil von Schwarz-Weiß-Denken wird oft das Erkennen von Zwischenstufen oder Nuancen genannt. Bei dieser Denkweise werden Feinheiten und Komplexität wahrgenommen und es wird ein Spektrum von Möglichkeiten anerkannt.

Wenn wir auf die kognitive Verzerrung des Schwarz-Weiß-Denkens verzichten, können wir die Welt tiefgehender und ausgewogener beurteilen.

Sofern wir Zwischenstufen und Komplexität wahrnehmen, können wir Fehlschlüsse wie das falsche Dilemma vermeiden.

Was ist differenziertes Denken?

Beim differenzierten Denken wird anerkannt, dass Situationen, Ideen und Menschen komplex sind und in der Regel Stärken und Schwächen haben.

Es ermöglicht, flexibel zu sein sowie unterschiedliche Standpunkte und Interpretationen zu verstehen und wertzuschätzen.

Differenziertes Denken ist eng verbunden mit dem Erkennen von Zwischenstufen, was oft als Gegensatz zum Schwarz-Weiß-Denken dargestellt wird.

Bei diesem Ansatz geht es darum, mehrere Sichtweisen zu bedenken und zu würdigen sowie Komplexität und Zwischenstufen anzuerkennen. Hierbei wird darauf verzichtet, alles in extremen Begriffen zu interpretieren.

Was bedeutet ‚Spaltung‘ in der Psychologie?

Mit dem Begriff ‚Spaltung‘ wird  in der Psychologie ein Abwehrmechanismus beschrieben, bei dem Menschen in Extremen betrachtet werden.

Zum Beispiel hält ein Mensch einen anderen erst für vollkommen gut, entscheidet aber später, dass dieser vollkommen böse ist.

Schwarz-Weiß-Denken ist eine kognitive Verzerrung, die beim Argumentieren vorkommt und Menschen im Allgemeinen betrifft.

Spaltung tritt hingegen in zwischenmenschlichen Beziehungen auf und gehört zu bestimmten psychischen Erkrankungen wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Das Denken in Extremen macht Menschen anfällig für Fehlschlüsse, bei denen ein Sachverhalt übertrieben und vereinfacht dargestellt wird, etwa das falsche Dilemma.

Was ist binäres Denken?

Beim binären Denken, auch ‚Schwarz-Weiß-Denken‘ genannt, werden Menschen, Situationen oder Ideen in zwei Gruppen eingeteilt, die sich oft entgegenstehen.

Das Wort ‚binär‘ bezieht sich dabei auf ein Ordnungssystem, bei dem nur zwei Möglichkeiten anerkannt werden und das Spektrum dazwischen ignoriert wird. Diese Verzerrung kann zu Fehlschlüssen führen, z. B. zum Entweder-oder-Irrtum.

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.