Analogisierendes Argument | Beispiele und Definition

Bei einem analogisierenden Argument geht es darum, Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Situationen oder Konzepten zu erkennen. So können Schlussfolgerungen gezogen oder Probleme gelöst werden.

Mithilfe von analogisierenden Argumenten kannst du Lösungen oder Erkenntnisse von einem Kontext auf einen anderen übertragen. Du nutzt vorhandenes Wissen und bekannte Muster, um neue oder unbekannte Situationen zu verstehen.

Analogisierendes Argument: Beispiel
In Diskussionen über mögliche Einschränkungen der Meinungsfreiheit wird Hassrede oft damit verglichen, ‚Feuer‘ in einem vollen Kino zu rufen.

Der unzutreffende Ausruf ‚Feuer‘ kann eine gefährliche Situation schaffen, indem er Panik auslöst und zu konkreten Schäden führt. Genauso kann Hassrede im Internet ernste Folgen haben, indem Gewalt und Diskriminierung befeuert wird.

Dies ist ein Beispiel für ein analogisierendes Argument.

Zum einen wird eine Gemeinsamkeit zwischen zwei verschiedenen Szenarien aufgegriffen: Zwei unterschiedliche Sprachformen können beide zu Personenschäden führen.

Zum anderen wird für eine weitere Gemeinsamkeit argumentiert: Beide Formen sollten verboten werden.

Mit Analogien zu argumentieren ist wichtig, um Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen und kreativ zu denken.

Was ist analogisierendes Argumentieren?

Analogisierendes Argumentieren bedeutet, Schlussfolgerungen zu einer neuen Situation zu ziehen anhand von Gemeinsamkeiten mit einer bekannten Situation.

Dieser kognitive Vorgang ist entscheidend für die Fähigkeit, Muster zu erkennen und vorhandenes Wissen auf neue Situationen anzuwenden.

Analogisierendes Argumentieren kann jedoch beeinträchtigt werden durch kognitive Verzerrungen oder allgemeine irrationale Denkmuster:

  • Bestätigungsfehler: Wenn der Fokus auf der Bestätigung von Überzeugungen liegt, wird oft selektiv auf Gemeinsamkeiten geachtet. Wichtige Unterschiede werden häufig ignoriert.
  • Repräsentativitäts-Heuristik: Analogien werden anhand ihrer Ähnlichkeit mit typischen Beispielen beurteilt. Dadurch können Feinheiten und Abweichungen übersehen werden.

Analogisierendes Argument: Beispiele

Beispiele für analogisierende Argumente finden sich in vielen Kontexten, von der Wissenschaft über das Berufsleben bis zum Alltag.

Analogisierendes Argument: Beispiel aus der Bildung
In der Bildung werden kognitive Vorgänge oft mit Software und neuronale Netze mit Hardware verglichen.

Mithilfe dieser Analogie lassen sich komplexe kognitive Funktionen einfacher begreifen. Die Darstellung als Computer-Vorgänge erleichtert die Beobachtung und das Verständnis.

Der Einsatz von analogisierenden Argumenten verdeutlicht komplexe Phänomene, indem diese in vertrauten Begriffen dargestellt werden.

Analogisierende Argumente können auch im politischen Diskurs eingesetzt werden, um andere zu überzeugen. Dabei ziehen Politikerinnen und Politiker Parallelen zwischen einer vertrauten Situation oder einem bekannten Konzept und einem neuartigen Vorschlag.

Analogisierendes Argument: Beispiel aus der Politik
Argument: Das bedingungslose Grundeinkommen spiegelt die Sozialversicherung wider. Es bietet den Bürgerinnen und Bürgern ähnlich wie Rentenleistungen ein Sicherheitsnetz.

Befürwortende argumentieren, das bedingungslose Grundeinkommen könne Armut lindern. Außerdem könne es die Einkommensungleichheit verringern und die wirtschaftliche Stabilität aller Bürgerinnen und Bürger fördern.

Damit gleiche es der Sozialversicherung, die für Rentnerinnen und Rentner einen grundlegenden Lebensstandard gewährleiste.

Dieses Beispiel ist ein analogisierendes Argument.

Es werden Parallelen zwischen den Zielen und Vorteilen der Sozialversicherung und der vorgeschlagenen Umsetzung des bedingungslosen Grundeinkommens gezogen.

Die Analogie erleichtert das Verständnis, indem die Debatte in vertrauten Begriffen ausdrückt wird.

Zudem wird das Argument für einen Politikwechsel überzeugender, da der Anschein erweckt wird, als sei das Argument der derzeitigen Politik ähnlich.

Viele Aspekte des Alltags werden durch analogisierendes Argumentieren beeinflusst:

  • Entscheidungsfindung: Optionen werden verglichen und die Ergebnisse auf der Grundlage vergleichbarer Situationen bewertet (z. B. wird eine Investitionsidee mit erfolgreichen früheren Investitionen verglichen).
  • Überzeugen: Etwas Neues wird mit etwas Vertrautem in Verbindung gebracht, um es attraktiv und leicht verständlich zu machen (z. B. wird ein Kind ermutigt, ein neues Essen zu probieren, indem es mit etwas verglichen wird, was das Kind mag).
  • Bildung: Zwischen unbekannten und bekannten Konzepten werden Parallelen gezogen, um Verstehen und Behalten zu erleichtern (z. B. wird die Bruchrechnung mit Pizzastücken erklärt).
  • Kreativität: Neues wird geschaffen, indem Verbindungen zwischen scheinbar nicht verwandten Konzepten oder Bereichen erforscht werden (z. B. sind die Flügel eines Vogels Inspiration für das Design eines Flugzeugs).

Analogisierendes vs. induktives Argumentieren

Analogisierendes Argumentieren wird manchmal als besondere Form des induktiven Argumentierens eingestuft. Einige betrachten es aber auch als eigenständige Form des Argumentierens.

  • Beim induktiven Argumentieren geht es darum, auf der Grundlage bestimmter Beobachtungen oder Anhaltspunkte zu verallgemeinern.
  • Beim analogisierenden Argumentieren geht es darum, Gemeinsamkeiten zwischen Situationen zu erkennen, um Schlüsse zu ziehen oder Probleme zu lösen.

Es handelt sich in beiden Fällen um Formen des erweiternden Argumentierens.

Dabei werden Erkenntnisse von einem Kontext auf einen anderen übertragen, Verbindungen hergestellt und Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Situationen gesucht.

Bei allen Formen des erweiternden Argumentierens werden neue Aussagen gemacht, die über die Informationen hinausgehen, die in den Prämissen enthalten sind.

Dies steht im Gegensatz zum deduktiven Argumentieren, bei dem konkrete Konklusionen aus allgemeinen Grundsätzen gezogen werden.

Eine dritte, eigenständige Form des erweiternden Argumentierens ist abduktives Argumentieren. Hierbei geht es darum, beobachtete Phänomene anhand der verfügbaren Belege plausibel zu erklären.

Falsche Analogie und schwache Analogie

Fehler beim analogisierenden Argumentieren können zu zwei Fehlschlüssen führen, die zwar ähnlich, aber doch verschieden sind:

  • Falsche Analogie: Bei einer falschen Analogie ist der Vergleich zwischen zwei Dingen unsinnig, weil ihre Gemeinsamkeiten für das Argument irrelevant sind. Die beiden verglichenen Dinge unterscheiden sich in wesentlichen Aspekten.
Beispiel
Die Legalität von Küchenmessern mit der von Selbstladewaffen zu vergleichen, ist eine falsche Analogie. Denn die Zwecke und der mögliche Missbrauch dieser Gegenstände unterscheiden sich grundlegend.
  • Schwache Analogie: Bei einer schwachen Analogie haben die beiden Dinge wichtige Gemeinsamkeiten. Doch die Unterschiede zwischen ihnen sind so deutlich, dass das Argument schwach ist und die Konklusion nicht gestützt werden kann.
Beispiel
Eine Volkswirtschaft mit einem Haushalt zu vergleichen, mag plausibel erscheinen. Da es aber erhebliche Unterschiede in Größe und Komplexität gibt, ist die Analogie in einigen Kontexten schwach.

In beiden Fällen handelt es sich um nicht formale Fehlschlüsse, da der Fehler nicht auf eine fehlerhafte Form zurückzuführen ist, sondern auf fehlerhaften Inhalt.

Häufig gestellte Fragen zu analogisierenden Argumenten

Was ist ein Beispiel für ein analogisierendes Argument im Alltag?

Ein Beispiel für ein analogisierendes Argument im Alltag ist der Ausdruck ‚Liebe ist Krieg‘.

Diese Analogie verdeutlicht die Herausforderungen, Konflikte und emotionalen Turbulenzen, die in Beziehungen auftreten können.

Sie deutet darauf hin, dass eine Liebesbeziehung Strategie, Ausdauer und Opfer erfordert, ähnlich wie ein Krieg.

Worauf muss ich besonders achten, wenn ich ein analogisierendes Argument beurteile?

Wenn du die Qualität eines analogisierenden Arguments beurteilst, musst du besonders darauf achten, ob die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden verglichenen Situationen oder Dingen für die Konklusion relevant sind.

Worin unterscheidet sich analogisierendes Argumentieren von einer Repräsentativitäts-Heuristik?

Beim analogisierenden Argumentieren und bei einer Repräsentativitäts-Heuristik geht es darum, Dinge oder Situationen anhand von Gemeinsamkeiten zu beurteilen.

Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied:

  • Analogisierendes Argumentieren: Es handelt sich um einen Vorgang, bei dem zu einer neuen Situation Konklusionen oder Rückschlüsse gezogen werden. Diese basieren auf Gemeinsamkeiten mit einer bekannten Situation.
  • Repräsentativitäts-Heuristik: Es handelt sich um eine gedankliche Abkürzung oder Faustregel, die verwendet wird, um etwas zu beurteilen. Sie basiert darauf, wie sehr ein Ding oder eine Situation einem typischen Beispiel ähnelt.
Ist analogisierendes Argumentieren eine Variante des induktiven Argumentierens?

Analogisierendes Argumentieren wird manchmal als Unterkategorie des induktiven Argumentierens betrachtet. Es geht in beiden Fällen darum, konkrete Beispiele zu verallgemeinern und so allgemeine Grundsätze oder Muster abzuleiten.

Einige vertreten jedoch die Ansicht, dass sich analogisierendes und induktives Argumentieren unterscheiden.

Denn beim analogisierenden Argumentieren werden Konklusionen, auf der Grundlage von Gemeinsamkeiten zwischen Fällen gezogen, statt von konkreten Beispielen zu verallgemeinern.

Beide Ansätze sind wie das abduktive Argumentieren Formen des erweiternden Argumentierens (im Gegensatz zum deduktiven Argumentieren).

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.