Glosse | Definition, Merkmale und Beispiel
Eine Glosse ist ein kurzer journalistischer Text, in dem eine Meinung geäußert und Kritik geübt wird. Oft geht es darin um ein aktuelles Thema.
Glossen sollen gleichzeitig unterhalten und zum Nachdenken anregen und werden meist in Magazinen und in Zeitungen veröffentlicht. Der Stil einer Glosse ist häufig humorvoll, ironisch und sarkastisch.
Eine Sonderform der Glosse ist die ‚Lokalglosse‘, in der es um regionale Themen geht.
‚Glosse‘ kommt von dem altgriechischen Wort ‚glossa‘, was ‚Zunge‘ bedeutet.
Merkmale einer Glosse
Für die meisten Glossen gilt:
- Sie sind kurz und umfassen nur wenige Zeilen.
- Sie beziehen sich auf ein aktuelles Thema.
- Es wird eine Meinung geäußert und Kritik geübt.
- Sie sind humorvoll und ironisch geschrieben.
- Sie enden mit einer Pointe.
Die Merkmale lassen sich gut anhand der Glosse „Elfie“ von Sylvia Staude verdeutlichen, die am 22.08.2023 in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht wurde.
Merkmal | Erklärung am Beispiel |
---|---|
Kürze | Die Glosse ist kurz und lässt sich in wenigen Minuten lesen. |
Aktuelles Thema | Es geht um eine Suchaktion nach ‚Nessie‘, die angeblich in dem schottischen See ‚Loch Ness‘ lebt. |
Meinungsäußerung und Kritik | Die Verfassende vermutet, Sichtungen spannender Tiere oder Ungeheuer könnten eine Erfindung der Tourismusbranche sein. |
Schreibstil | Der Schreibstil ist durchgehend ironisch und Stilmittel wie rhetorische Fragen und Hyperbeln werden humorvoll verwendet. |
Pointe | Die Verfassende regt ironisch an, die Stadt Frankfurt könne Elfensichtungen erfinden, um dadurch den Tourismus zu fördern. |
Stilmittel in der Glosse
In einer Glosse werden häufig Stilmittel eingesetzt, z. B.
- Hyperbeln (Übertreibung),
- Ironie (absichtliche Gegensätzlichkeit des Gesagten und der Wirklichkeit),
- Personifikationen (Übertragung menschlicher Eigenschaften auf Unbelebtes) oder
- rhetorische Fragen (Scheinfrage, auf die keine Antwort erwartet wird).
Stilmittel und Beispiel | Erklärung |
---|---|
Hyperbel:
„Nicht ganz so rar wie ein Saurier in einem schrecklich tiefen Loch“ (Staude, 2023) |
Die Formulierung ‚schrecklich tief‘ ist eine Übertreibung, die humorvoll eingesetzt wird.
‚Schrecklich‘ ist gleichzeitig eine Anspielung auf das vermeintlich furchterregende Ungeheuer von Loch Ness. |
Ironie:
„Aber wie wäre es mit Elfen? Wenn die Stadt es clever anpackt, werden die Elfie-Watcher strömen.“ (Staude, 2023) |
Frankfurt wird der ironische Ratschlag gegeben, die Stadt solle Elfen erfinden, um den Tourismus zu fördern.
Im Kontext der Glosse hat die Formulierung eine humorvolle Wirkung. |
Personifikation:
„Frankfurt sollte also vorsichtig sein. Einen Wal im Main glaubt einem keiner.“ (Staude, 2023) |
Der Stadt Frankfurt wird die menschliche Fähigkeit der Vorsicht zugeschrieben.
Dadurch wirkt der Satz eindrücklicher, als wenn von der Tourismusbranche Frankfurts gesprochen würde. |
Rhetorische Frage:
„Zwei Tage? Wirklich? Die erste Sichtung […] ist jetzt 90 Jahre her. Seitdem gab es viele Versuche, Nessie zu erwischen. Und da sollen 48 Stunden Bild- und Tonbeobachtung genügen?“ (Staude, 2023) |
Die drei rhetorischen Fragen beziehen sich nur scheinbar auf Skepsis an der Dauer der Suchaktion.
Die Verfassende drückt Zweifel am Sinn der Suche im Allgemeinen aus und die Fragen dienen der Meinungsäußerung. |
Was ist eine Glosse? – Abgrenzung zu anderen Textsorten
Die Glosse ähnelt anderen journalistischen Textsorten wie dem Kommentar, der Nachricht und der Kolumne.
Glosse | Kommentar | Nachricht | Kolumne |
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Kurzer Text | Oft längerer Text | Oft kurzer Text | Kurz oder lang |
Subjektiv | Subjektiv | Objektiv | Subjektiv |
Kritisiert, unterhält, regt zum Nachdenken an | Kritisiert, unterhält, regt zum Nachdenken an | Vermittelt Informationen | Kritisiert, unterhält, regt zum Nachdenken an |
Meinung wird oft nicht begründet | Meinung wird oft sachlich begründet | Keine Meinungsäußerung | Meinung wird manchmal begründet |
Erscheint als alleinstehender Text oder Teil einer Reihe | Erscheint oft als alleinstehender Text | Erscheint oft als alleinstehender Text | Erscheint regelmäßig als Reihe |
Humorvoller, ironischer Schreibstil | Schreibstil kann variieren | Sachlicher Schreibstil | Oft humorvoller Schreibstil |
Eine Glosse schreiben
Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du dich ausgiebig mit deinem Schreibthema beschäftigen, um es den Lesenden kurz und verständlich nahe zu bringen. Denn aufgrund der Kürze der Textsorte hast du keinen Platz für lange Erklärungen.
In deinem Schreibprozess kannst du dich dann am Aufbau einer Glosse (Überschrift, Einleitung, Hauptteil, Schluss) orientieren:
- Überlege dir eine interessante Überschrift, die dazu motiviert, deine Glosse zu lesen.
- Suche für die Einleitung einen unerwarteten oder lustigen Einstieg in das Thema.
- Äußere im Hauptteil deine Meinung, z. B. durch Ironie oder Übertreibungen.
- Beende deine Glosse mit einer unerwarteten Pointe, die zum Nachdenken anregt.
Den Text deiner Glosse kannst du danach mit einer Rechtschreibprüfung kontrollieren.
Häufig gestellte Fragen zur Glosse
- Woran erkennt man eine Glosse?
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Eine Glosse kannst du oft an einem humorvollen und ironischen Schreibstil erkennen. Außerdem wird in einer Glosse meist explizit eine Meinung ausgedrückt.
Dadurch unterscheidet sich die Glosse z. B. von Nachrichtenmeldungen in Zeitungen, die in der Regel sachlich und möglichst neutral verfasst werden.