Glosse | Definition, Merkmale und Beispiel

Eine Glosse ist ein kurzer journalistischer Text, in dem eine Meinung geäußert und Kritik geübt wird. Oft geht es darin um ein aktuelles Thema.

Glossen sollen gleichzeitig unterhalten und zum Nachdenken anregen und werden meist in Magazinen und in Zeitungen veröffentlicht. Der Stil einer Glosse ist häufig humorvoll, ironisch und sarkastisch.

Eine Sonderform der Glosse ist die ‚Lokalglosse‘, in der es um regionale Themen geht.

Beispiel: Glossen
  • „Wir können Ihnen die Note Sechs anbieten“ von Victor Sattler
  • „Zu Hause“ von Sylvia Staude
  • „Keine Zeit“ von Sandra Busch und Georg Leppert (Lokalglosse)

‚Glosse‘ kommt von dem altgriechischen Wort ‚glossa‘, was ‚Zunge‘ bedeutet.

Beachte
Der Begriff ‚Glosse‘ hat zwei weitere Bedeutungen:

  • In der Sprachwissenschaft wird eine grammatische Erklärung eines Wortes, eines Satzes oder eines Textteils als ‚Glosse‘ bezeichnet.
  • Eine Gedichtform, die aus vier Strophen mit jeweils zehn Versen besteht, wird ebenfalls ‚Glosse‘ genannt.

Merkmale einer Glosse

Für die meisten Glossen gilt:

  • Sie sind kurz und umfassen nur wenige Zeilen.
  • Sie beziehen sich auf ein aktuelles Thema.
  • Es wird eine Meinung geäußert und Kritik geübt.
  • Sie sind humorvoll und ironisch geschrieben.
  • Sie enden mit einer Pointe.

Die Merkmale lassen sich gut anhand der Glosse „Elfie“ von Sylvia Staude verdeutlichen, die am 22.08.2023 in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht wurde.

Merkmale einer Glosse am Beispiel von „Elfie“ 
Merkmal Erklärung am Beispiel
Kürze Die Glosse ist kurz und lässt sich in wenigen Minuten lesen.
Aktuelles Thema Es geht um eine Suchaktion nach ‚Nessie‘, die angeblich in dem schottischen See ‚Loch Ness‘ lebt.
Meinungsäußerung und Kritik Die Verfassende vermutet, Sichtungen spannender Tiere oder Ungeheuer könnten eine Erfindung der Tourismusbranche sein.
Schreibstil Der Schreibstil ist durchgehend ironisch und Stilmittel wie rhetorische Fragen und Hyperbeln werden humorvoll verwendet.
Pointe Die Verfassende regt ironisch an, die Stadt Frankfurt könne Elfensichtungen erfinden, um dadurch den Tourismus zu fördern.

Stilmittel in der Glosse

In einer Glosse werden häufig Stilmittel eingesetzt, z. B.

  • Hyperbeln (Übertreibung),
  • Ironie (absichtliche Gegensätzlichkeit des Gesagten und der Wirklichkeit),
  • Personifikationen (Übertragung menschlicher Eigenschaften auf Unbelebtes) oder
  • rhetorische Fragen (Scheinfrage, auf die keine Antwort erwartet wird).
Beispiele für Stilmittel in der Glosse „Elfie“ 
Stilmittel und Beispiel Erklärung
Hyperbel:

„Nicht ganz so rar wie ein Saurier in einem schrecklich tiefen Loch“ (Staude, 2023)

Die Formulierung ‚schrecklich tief‘ ist eine Übertreibung, die humorvoll eingesetzt wird.

‚Schrecklich‘ ist gleichzeitig eine Anspielung auf das vermeintlich furchterregende Ungeheuer von Loch Ness.

Ironie:

„Aber wie wäre es mit Elfen? Wenn die Stadt es clever anpackt, werden die Elfie-Watcher strömen.“ (Staude, 2023)

Frankfurt wird der ironische Ratschlag gegeben, die Stadt solle Elfen erfinden, um den Tourismus zu fördern.

Im Kontext der Glosse hat die Formulierung eine humorvolle Wirkung. 

Personifikation:

Frankfurt sollte also vorsichtig sein. Einen Wal im Main glaubt einem keiner.“ (Staude, 2023)

Der Stadt Frankfurt wird die menschliche Fähigkeit der Vorsicht zugeschrieben. 

Dadurch wirkt der Satz eindrücklicher, als wenn von der Tourismusbranche Frankfurts gesprochen würde.

Rhetorische Frage:

Zwei Tage? Wirklich? Die erste Sichtung […] ist jetzt 90 Jahre her. Seitdem gab es viele Versuche, Nessie zu erwischen. Und da sollen 48 Stunden Bild- und Tonbeobachtung genügen?“ (Staude, 2023)

Die drei rhetorischen Fragen beziehen sich nur scheinbar auf Skepsis an der Dauer der Suchaktion.

Die Verfassende drückt Zweifel am Sinn der Suche im Allgemeinen aus und die Fragen dienen der Meinungsäußerung.

Was ist eine Glosse? – Abgrenzung zu anderen Textsorten

Die Glosse ähnelt anderen journalistischen Textsorten wie dem Kommentar, der Nachricht und der Kolumne.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Glosse, Kommentar, Nachricht, Kolumne
Glosse Kommentar Nachricht Kolumne
Kurzer Text Oft längerer Text Oft kurzer Text Kurz oder lang
Subjektiv Subjektiv Objektiv Subjektiv
Kritisiert, unterhält, regt zum Nachdenken an  Kritisiert, unterhält, regt zum Nachdenken an  Vermittelt Informationen Kritisiert, unterhält, regt zum Nachdenken an 
Meinung wird oft nicht begründet Meinung wird oft sachlich begründet Keine Meinungsäußerung Meinung wird manchmal begründet
Erscheint als alleinstehender Text oder Teil einer Reihe Erscheint oft als alleinstehender Text Erscheint oft als alleinstehender Text Erscheint regelmäßig als Reihe
Humorvoller, ironischer Schreibstil Schreibstil kann variieren Sachlicher Schreibstil Oft humorvoller Schreibstil

Eine Glosse schreiben

Bevor du mit dem Schreiben beginnst, solltest du dich ausgiebig mit deinem Schreibthema beschäftigen, um es den Lesenden kurz und verständlich nahe zu bringen. Denn aufgrund der Kürze der Textsorte hast du keinen Platz für lange Erklärungen.

Beispiele für Fragen zu einer Glosse zum Thema ‚Fahrradstraßen‘
  • Was sind Fahrradstraßen?
  • Welche Verkehrsregeln gelten auf Fahrradstraßen?
  • Gibt es viele Verstöße gegen die Verkehrsregeln auf Fahrradstraßen?
  • Was ist der Unterschied zwischen einer Fahrradstraße und einem Radweg?
  • Welche Argumente könnten für und welche gegen Fahrradstraßen sprechen?
  • Sind Fahrradstraßen auch für Kinder und alte Menschen sicher zu benutzen?
  • Was ist deine Meinung zu Fahrradstraßen? Gibt es zu viele oder zu wenige?
  • Welche Kritikpunkte hast du an Fahrradstraßen?
  • Wie kannst du das Thema interessant und verständlich aufbereiten?
  • Wie kannst du Lesende zum Nachdenken über das Thema anregen?
  • Welche Möglichkeiten für die humorvolle Präsentation gibt es?

In deinem Schreibprozess kannst du dich dann am Aufbau einer Glosse (Überschrift, Einleitung, Hauptteil, Schluss) orientieren:

  1. Überlege dir eine interessante Überschrift, die dazu motiviert, deine Glosse zu lesen.
  2. Suche für die Einleitung einen unerwarteten oder lustigen Einstieg in das Thema.
  3. Äußere im Hauptteil deine Meinung, z. B. durch Ironie oder Übertreibungen.
  4. Beende deine Glosse mit einer unerwarteten Pointe, die zum Nachdenken anregt.

Den Text deiner Glosse kannst du danach mit einer Rechtschreibprüfung kontrollieren.

Häufig gestellte Fragen zur Glosse

Woran erkennt man eine Glosse?

Eine Glosse kannst du oft an einem humorvollen und ironischen Schreibstil erkennen. Außerdem wird in einer Glosse meist explizit eine Meinung ausgedrückt.

Dadurch unterscheidet sich die Glosse z. B. von Nachrichtenmeldungen in Zeitungen, die in der Regel sachlich und möglichst neutral verfasst werden.

Welche Bedeutung hat Glosse?

Der Begriff Glosse kommt von dem altgriechischen Wort ‚glossa‘, was ‚Zunge‘ bedeutet.

Eine Glosse ist ein kurzer journalistischer Text, der meist humorvoll und ironisch formuliert ist. In der Regel wird eine Meinung zu einem aktuellen Thema geäußert und Kritik geübt.

Ist eine Glosse ein journalistischer Text?

Ja, eine Glosse ist ein journalistischer Text wie z. B. die Kolumne, die Nachricht oder der Kommentar.

Besonderheiten der Glosse sind ihre Kürze, der humorvolle und ironische Stil und die Meinungsäußerung, meist zu einem aktuellen Thema.

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Lisa Glöckler, M.A.

Lisa hat Grundschulpädagogik und Literarisches Schreiben in Berlin, Leipzig und Barcelona studiert. Sie schreibt Lyrik und Prosa und hat viel Freude daran, Artikel zu literarischen Themen und wissenschaftlichem Zitieren zu verfassen.