Lustige Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen
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Hier findest du zwei humorvolle Weihnachtsmärchen für Erwachsene und Kinder.
Inhaltsverzeichnis
Lustige Weihnachtsgeschichte
Diese lustige Weihnachtsgeschichte von Victor Blüthgen eignet sich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
Na, der Kutscher! Den mochte sie zu gern. Der war immer so spaßig, und wenn er Besorgungen gemacht hatte, brachte er ihr immer was zu naschen mit. Ihr einziger Kummer war, daß sie kein Brüderchen hatte, so eine richtige lebendige Puppe. Im ganzen Haus war sie das einzige Kind, auch Doktor Krauses im oberen Stock, die noch nicht lange eingezogen waren, hatten keine Kinder. Aber lieb war die Frau Doktor, Elsbethchen durfte manchmal zu ihr hinaufgehen mit Fräulein, und dann spielte die Frau Doktor ganz richtig mit ihr, als wenn sie auch ein kleines Mädchen wäre.
Weihnachten kam heran, und eines Abends erschien – rate mal wer? Der Knecht Ruprecht.
Fräulein hatte schon vorher gesagt: „Wo nur der Knecht Ruprecht bleibt? Kommen wird er sicher. Wir müssen uns nur überlegen, was wir uns zu Weihnachten wünschen, damit wir ihm das sagen können.” Das war nun eine wichtige Sache. Es war denn auch eine ganze Liste zusammengekommen, Fräulein hatte alles aufgeschrieben, und Elsbeth hatte ihren Namen und die Straße und Hausnummer drunter schreiben müssen, Fräulein hatte ihr die Hand geführt.
Und nun stapfte es vor der Tür, gerade, als Fräulein das Märchen vom ehrlichen Laubfrosch erzählte, und die Tür ging auf, und herein kamen Apfel, Nüsse und eingewickelte Bonbons, und hinterher der Ruprecht. Er brummte wie ein Bär durch seinen weißen Bart und sprach beinahe so wie Heinrich der Kutscher, Elsbeth mußte beten, und dann sollte sie sich etwas zu Weihnachten wünschen. Da holte Fräulein den Zettel für Elsbeth und auch ihren eigenen, und der Ruprecht ging damit ab. Elsbeth war ja nun sehr befriedigt, und Fräulein half mit auflesen; auf einmal aber schrie Elsbeth: „Fräulein, Fräulein –!” „Was denn?” „Ich habe was vergessen.”
„Was hast du denn vergessen?” „Ich will ja ein kleines Brüderchen haben, das ist die allergrößte Hauptsache. Hole doch den Ruprecht noch einmal!” „Schade, der ist aber schon weit fort. Weißt da was? Wir schreiben an ihn einen Brief. Die Post weiß gewiß seine Adresse.”
Das war ein Trost. Fräulein nahm Papier und Feder, und Elsbeth mußte diktieren. „Lieber Knecht Ruprecht! Entschuldigen Sie, wenn ich störe” – so sagte nämlich Fräulein immer zur Mama – „ich wünsche mir am allermeisten ein kleines Brüderchen, bitte, bitte! Es grüßt Sie Ihre Elsbeth.” „Die Adresse schreibe ich dazu,” sagte Fräulein „und die auf das Kuvert auch.”
„Die Marke darf ich lecken, nicht?” „Für den Ruprecht braucht’s keine.” Aber Elsbeth wollte lieber sicher gehen und ließ nicht nach, bis eine Marke aufgeklebt war; und nachher war sie sehr energisch dagegen, daß Minna, das Stubenmädchen, den Brief in den Briefkasten trug, Fräulein mußte mit ihr über die Straße gehen und sie heben, so daß sie den Brief selber einstecken konnte. Fräulein lachte heimlich. Der Briefkasten gehörte nämlich nicht der Post, sondern einem großen Kohlengeschäft. Die Leute würden sich dort schön wundern! Darauf gingen die beiden wieder Äpfel, Nüsse und Bonbons zusammenlesen.
Der Tag zu Heiligabend war gekommen und Klein-Elsbeth in wahrem Fieber vor Erwartung. Das Brüderchen mußte doch sicher kommen; bis jetzt hatte der Weihnachtsmann immer alles gebracht, was sie sich gewünscht hatte. Wenn bloß der Brief richtig angekommen war! Papa und Mama wußten natürlich von dem bevorstehenden Familienzuwachs. Elsbeth war anfangs dafür gewesen, sie zu überraschen, aber sie hatte doch auf die Dauer ihr Geheimnis nicht bei sich behalten können. Und Mama hatte gesagt: „Es ist nur gut, daß ich es weiß, da muß ich doch Steckkissen und Windeln instand setzen.” „Aber das sage ich dir, Mama, es ist meins!” hatte Elsbeth sehr entschieden gesagt. „Das du mir’s nicht etwa nachher fortnimmst und sprichst, es wäre deins!” „Ei, wo werde ich denn,” hatte Mama geantwortet. Nun war’s draußen dunkel, in der Gegend des Wohnzimmers allerlei Getrappel und Gemunkel. Elsbeth, die atemlos mit Fräulein in ihrem Zimmerchen wartete, hörte es und trippelte wie ein Irrlicht herum vor Ungeduld. Draußen läuteten die Glocken. Dann klingelte es. „Fräulein, schnell –!”
Da war die Weihnachtsstube, mit Papa und Mama und dem Weihnachtsbaum und lauter Herrlichkeiten auf Tischen und Stühlen. Und die Eltern, beide lachten ganz glücklich: „Sieh doch dort, Elsbethchen, das ist deins, was der Weihnachtsmann dir gebracht hat.” Aber die großen Kinderaugen von Klein-Elsbeth suchten, suchten, und das Gesichtchen wurde immer kläglicher „–Wo ist denn das Brüderchen?” „Ja, denke dir,” sagte Mama, „das ist nicht gekommen!” Aus Elsbeths Augen kullerten Tränen. „Der Ruprecht!” nickte sie. „Das ist schon so einer. Jetzt freue ich mich beinahe gar nicht.” „Ja,” meinte Papa, „wir müssen ihn nächstes Jahr einmal fragen, ob er denn deinen Brief nicht bekommen hat.” Nun half da ja nichts; Elsbeth mußte sich mit den anderen Sachen zufrieden geben, und das ging ja auch, denn sie waren wirklich sehr schön. Nachher wurden der Friedrich und das Stubenmädchen und die Köchin und die Jungfer von Mama gerufen, die bekamen auch ihren Teil. Die Köchin kam zuletzt und war ganz aufgeregt und sagte: „Gnädige Frau, bei Doktors oben ist ein kleiner Junge angekommen.” Klein-Elsbeth stieß einen Schrei aus. „Ein kleiner Junge? Mama, Mama, das ist meiner. Der ist falsch abgegeben!” Und mit blitzenden Augen stand sie vor der Mutter, ganz aufgeregt. „Ja, das kann man doch nicht wissen,” sagte Mama bedenklich, blinzelt zu Papa.
„Doch.” rief Elsbeth, „ich habe ihn doch bestellt, Doktors brauchen doch gar keinen. Bitte, bitte, schicke doch hinauf und laß ihn holen. Tante Doktor gibt ihn mit gewiß, das weiß ich. Ich habe ihr auch erzählt, daß ich ein Brüderchen bestellt habe.” Die Köchin und die Zofe und das Stubenmädchen lachten, aber Papa sagte ernsthaft: „Na, heute wollen wir’s nur oben lassen, es wird natürlich sehr müde sein und erst mal ordentlich ausschlafen wollen.” „Aber ich will’s doch sehen!” rief Elsbethchen. „Fräulein, komm doch nur mit, wir wollen hinaufgehen.”
„Heute nicht, sei artig, Elsbeth,” entschied Mama. Elsbeth stieß ein Schluchzen aus und stampfte mit den Füßen auf. „Ihr seid schlecht – ganz schlecht seid ihr …”
„Elsbeth –” sagte Papa mit strengem Ton, den kannte sie schon, da war nicht gut Kirschen essen mit ihm. „Unartigen Kindern nimmt der Weihnachtsmann alles wieder weg, das weißt du. Natürlich das Brüderchen auch.” Sie ging zu ihren Sachen, weinte noch eine Weile still vor sich hin … „Morgen ganz früh gleich gehen wir hinauf, nicht?” sagte sie zu Fräulein, als die sie zu Bett brachte. „Ja freilich.” Sie lag noch lange mit offenen Augen, lächelte manchmal glückselig …
In aller Frühe klingelte es bei Doktors. Als das Mädchen öffnete, stand Klein-Elsbeth da, hochrot im Gesichtchen, sagte gar nicht „Guten Morgen”, sondern bloß sehr bestimmt: „Ich will mein Brüderchen sehen. Es gehört nämlich mir.” Sie war dem Fräulein durchgegangen, da sie noch mit Haarmachen zu tun hatte. „Das ist deins?” fragte das Mädchen erstaunt. „Ich denke doch, das ist der Frau Doktor ihres.” „Nein, das habe ich mir bestellt, es ist bloß falsch abgegeben. Und ich will mir’s holen.” „Na, das glaube ich nicht, daß sie dir das herausgeben,” meinte das Mädchen. „Ich will mal den Herrn fragen, ob du es sehen darfst, es wird gerade gebadet.” Sie ging fort, und statt ihrer kam der Doktor. „Morgen, Elsbethchen. Na, willst du’s sehen? Dann komm mit. Aber es ist richtig unseres, verlaß dich drauf.” „Ja wohl, ihr wollt mir’s jetzt bloß nicht geben. Ich hab mir’s bestellt und ihr nicht!” „Doch, wir haben auch eins bestellt.” „Aber Elsbethchen!” rief’s unten, und Fräulein kam mit halbgemachten Haar die Treppe heraufgeflogen. „Du lügst!” rief die Kleine in leidenschaftlicher Erbitterung. „Du sagst bloß so. Und jetzt will ich’s gar nichts sehen …” „Entschuldigen Sie das Kind, Herr Doktor,” sagte Fräulein. „Meinen herzlichen Glückwunsch! Es ist so ein merkwürdiger Zufall …”
Elsbethchen war schon auf der Treppe, und jetzt war Fräulein bei ihr und meinte: „Wir schreiben noch einmal an den Ruprecht, da werden wir ja erfahren, wem es gehört.” „Ja, aber gleich,” nickte Elsbeth entrüstet. Nun saßen sie – sie hatten noch gar nicht gefrühstückt; die Eltern lagen noch zu Bett – und Elsbeth diktierte, und Fräulein schrieb: „Lieber Knecht Ruprecht! Ich bin sehr traurig” …
Auf dem Korridor ging die Klingel. „Das wird die Post sein,” sagte Fräulein und legte die Feder nieder, „ich will erst einmal nachsehn.” Sie ging und kam wieder mit dem Postboten, der trug eine große Kiste, nickte Elsbethchen zu und meinte schmunzelnd: „Da kommt was für das Fräuleinchen.” Und Fräulein las auf der Begleitadresse und rief: „Elsbethchen, da steht: ,Absender: der Weihnachtsmann’; da bin ich neugierig. Ich will gleich Werkzeug holen und öffnen.” Es stand aber auch etwas blau gestempelt auf der Adresse, davon sagte sie nichts, das hieß nämlich: Schucker und Kompanie, Kohlenhandlung. Die Neugier, ehe die Kiste geöffnet war und ausgepackt wurde! Erst viel Holzwolle; und dann: eine Puppe, so groß, wie Elsbethchen noch keine gehabt – ein kleiner Junge! „Ja, was ist denn das?” kopfschüttelte Fräulein und nahm einen Brief aus einem Kuvert, das dabei lag. Und dann schrie sie: „Denk doch nur an, der Weihnachtsmann schreibt an dich: ‚Liebes Elsbethchen! Der Knecht Ruprecht läßt dich schön grüßen. Er hat mir gesagt, du hättest dir ein richtiges lebendiges Brüderchen gewünscht. Aber die sind dieses Jahr schlecht geraten, und ich mußte erst den Leuten eins bringen, die schon voriges Jahr eins gewünscht und nicht gekriegt haben. Da hatte ich für dich keins mehr übrig und schicke dir dafür noch ein extragroßes, das zwar nicht lebendig aber sehr schön ist. Es grüßt dich der Weihnachtsmann.’”
„Dann ist’s doch richtig,” sagte Elsbethchen betreten, „es gehört Doktors. Ich freue mich gar nicht.” Der Kohlenhändler, der den Brief an den Knecht Ruprecht in seinem Briefkasten gefunden, hatte sich den Spaß gemacht; davon aber erfuhr Elsbethchen nichts. Noch am selben Tag aber war sie bei Doktors und besah das Brüderchen. Es war ein kleines, schrumpeliges Ding und quäkte gräßlich. Ganz krebsrot und häßlich sah es aus. „Weißt du,” sagte sie zu Fräulein, als sie von Doktors die Treppe hinuntergingen, „jetzt ist mir’s doch lieber, daß ich das Brüderchen nicht gekriegt habe; das, was mir der Weihnachtsmann geschickt hat, ist viel hübscher und auch viel artiger. Das andere können Doktors behalten.”
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Humorvolles Weihnachtsmärchen
Dieses kurze Weihnachtsmärchen von Hermann Löns eignet sich perfekt zum Vorlesen für die ganze Familie.
Schon von weitem sah er, daß das Christkindchen da war, denn ein heller Schein war dort. Das Christkindchen hatte ein langes weißes Pelzkleidchen an und lachte über das ganze Gesicht. Denn um es herum lagen große Bündel Kleeheu und Bohnenstiegen und Espen- und Weidenzweige, und daran taten sich die hungrigen Hirsche und Rehe und Hasen gütlich. Sogar für die Sauen gab es etwas: Kastanien, Eicheln und Rüben. Der Weihnachtsmann nahm seinen Wolkenschieber ab und bot dem Christkindchen die Tageszeit. „Na, Alterchen, wie geht’s?“ fragte das Christkind. „Hast wohl schlechte Laune?“ Damit hakte es den Alten unter und ging mit ihm. Hinter ihnen trabte der kleine Spitz, aber er sah gar nicht mehr betrübt aus und hielt seinen Schwanz kühn in die Luft. „Ja“, sagte der Weihnachtsmann, „die ganze Sache macht mir so recht keinen Spaß mehr. Liegt es am Alter oder an sonst was, ich weiß nicht. Das mit den Pfefferkuchen und den Äpfeln und Nüssen, das ist nichts mehr. Das essen sie auf, und dann ist das Fest vorbei. Man müßte etwas Neues erfinden, etwas, das nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, aber wobei alt und jung singt und lacht und fröhlich wird.“ Das Christkindchen nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht; dann sagte es: „Da hast du recht, Alter, mir ist das auch schon aufgefallen. Ich habe daran auch schon gedacht, aber das ist nicht so leicht.“ „Das ist es ja gerade“, knurrte der Weihnachtsmann, „ich bin zu alt und zu dumm dazu. Ich habe schon richtiges Kopfweh vom vielen Nachdenken, und es fällt mir doch nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weitergeht, schläft allmählich die ganze Sache ein, und es wird ein Fest wie alle anderen, von dem die Menschen dann weiter nichts haben als Faulenzen, Essen und Trinken.“
Nachdenklich gingen beide durch den weißen Winterwald, der Weihnachtsmann mit brummigem, das Christkindchen mit nachdenklichem Gesicht. Es war so still im Wald, kein Zweig rührte sich, nur wenn die Eule sich auf einen Ast setzte, fiel ein Stück Schneebehang mit halblautem Ton herab. So kamen die beiden, den Spitz hinter sich, aus dem hohen Holz auf einen alten Kahlschlag, auf dem große und kleine Tannen standen. Das sah wunderschön aus. Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, schwarz und weiß, daß es eine Pracht war. Eine fünf Fuß hohe Tanne, die allein im Vordergrund stand, sah besonders reizend aus. Sie war regelmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.
Das Christkindchen ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, stieß den Alten an, zeigte auf die Tanne und sagte: „Ist das nicht wunderhübsch?“ „Ja“, sagte der Alte, „aber was hilft mir das?“ „Gib ein paar Äpfel her“, sagte das Christkindchen, „ich habe einen Gedanken.“ Der Weihnachtsmann machte ein dummes Gesicht, denn er konnte es sich nicht recht vorstellen, daß das Christkind bei der Kälte Appetit auf die eiskalten Äpfel hatte. Er hatte zwar noch einen guten alten Schnaps, aber den mochte er dem Christkindchen nicht anbieten. Er machte sein Tragband ab, stellte seine riesige Kiepe in den Schnee, kramte darin herum und langte ein paar recht schöne Äpfel heraus. Dann faßte er in die Tasche, holte sein Messer heraus, wetzte es an einem Buchenstamm und reichte es dem Christkindchen. „Sieh, wie schlau du bist“, sagte das Christkindchen. „Nun schneid mal etwas Bindfaden in zwei Finger lange Stücke, und mach mir kleine Pflöckchen.“ Dem Alten kam das alles etwas ulkig vor, aber er sagte nichts und tat, was das Christkind ihm sagte. Als er die Bindfadenenden und die Pflöckchen fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte ein Pflöckchen hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast. „So“, sagte es dann, „nun müssen auch an die anderen welche, und dabei kannst du helfen, aber vorsichtig, daß kein Schnee abfällt!“
Der Alte half, obgleich er nicht wußte, warum. Aber es machte ihm schließlich Spaß, und als die ganze kleine Tanne voll von rotbäckigen Äpfeln hing, da trat er fünf Schritte zurück, lachte und sagte; „Kiek, wie niedlich das aussieht! Aber was hat das alles für’n Zweck?“ „Braucht denn alles gleich einen Zweck zu haben?“ lachte das Christkind. „Paß auf, das wird noch schöner. Nun gib mal Nüsse her!“ Der Alte krabbelte aus seiner Kiepe Walnüsse heraus und gab sie dem Christkindchen. Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuß an der goldenen Oberseite seiner Flügel, dann war die Nuß golden, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, dann hatte es eine silberne Nuß und hängte sie zwischen die Äpfel. „Was sagst nun, Alterchen?“ fragte es dann. „Ist das nicht allerliebst?“ „Ja“, sagte der, „aber ich weiß immer noch nicht…“ „Komm schon!“ lachte das Christkindchen. „Hast du Lichter?“ „Lichter nicht“, meinte der Weihnachtsmann, „aber ‘nen Wachsstock!“ „Das ist fein“, sagte das Christkind, nahm den Wachsstock, zerschnitt ihn und drehte erst ein Stück um den Mitteltrieb des Bäumchens und die anderen Stücke um die Zweigenden, bog sie hübsch gerade und sagte dann; „Feuerzeug hast du doch?“ „Gewiß“, sagte der Alte, holte Stein, Stahl und Schwammdose heraus, pinkte Feuer aus dem Stein, ließ den Zunder in der Schwammdose zum Glimmen kommen und steckte daran ein paar Schwefelspäne an. Die gab er dem Christkindchen. Das nahm einen hellbrennenden Schwefelspan und steckte damit erst das oberste Licht an, dann das nächste davon rechts, dann das gegenüberliegende. Und rund um das Bäumchen gehend, brachte es so ein Licht nach dem andern zum Brennen.
Da stand nun das Bäumchen im Schnee; aus seinem halbverschneiten, dunklen Gezweig sahen die roten Backen der Äpfel, die Gold- und Silbernüsse blitzten und funkelten, und die gelben Wachskerzen brannten feierlich. Das Christkindchen lachte über das ganze rosige Gesicht und patschte in die Hände, der alte Weihnachtsmann sah gar nicht mehr so brummig aus, und der kleine Spitz sprang hin und her und bellte.
Als die Lichter ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen goldsilbernen Flügeln, und da gingen die Lichter aus. Es sagte dem Weihnachtsmann, er solle das Bäumchen vorsichtig absägen. Das tat der, und dann gingen beide den Berg hinab und nahmen das bunte Bäumchen mit.
Als sie in den Ort kamen, schlief schon alles. Beim kleinsten Hause machten die beiden halt. Das Christkindchen machte leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann ging hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte. Den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein. Der Weihnachtsmann legte dann noch allerlei schöne Dinge, Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus so leise, wie sie es betreten hatten.
Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wußte er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie faßten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wußten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte.
Als es hellichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran.
Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder. Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.
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