Quantitative Forschung | Definition & Beispiele
In der quantitativen Forschung werden Zahlenwerte gesammelt und untersucht, um eine Forschungsfrage zu beantworten. Dazu zählen z. B. Messwerte, Umfrageergebnisse oder zählbare Resultate eines Experiments. Diese Daten werden mit statistischen Methoden ausgewertet, um eine Theorie oder Hypothese zu überprüfen.
Quantitative Forschung ermöglicht es, Muster zu erkennen, Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung zu analysieren und reale Abläufe zu modellieren. Sie kommt in vielen Fachbereichen zum Einsatz, z. B. in Biologie, Chemie, Wirtschaft, Physik oder Psychologie.
Was ist quantitative Forschung?
Ziel der quantitativen Forschung ist es, Fragen wie ,wo‘, ,wann‘ und ,was‘ zu einem Thema zu beantworten.
Bei der quantitativen Forschung werden, im Unterschied zur qualitativen Forschung, Zahlen und messbare Daten analysiert, um Erkenntnisse zu gewinnen. In der qualitativen Forschung hingegen geht man beschreibend und interpretativ vor.
Quantitative Methoden gelten als objektiv. Auch wenn Forschung nie völlig unvoreingenommen ist, sollen die Ergebnisse die Realität möglichst genau widerspiegeln, unabhängig von persönlichen Meinungen der Forschenden.
- wenn ein Thema kaum erforscht ist und es wenig Theorien dazu gibt,
- wenn sich Daten nicht in Zahlen ausdrücken lassen,
- oder wenn man tiefere Einblicke in komplexe Themen wie persönliche Erfahrungen, Gefühle oder soziale Beziehungen gewinnen möchte.
Oft werden auch qualitative und quantitative Forschung miteinander kombiniert (= ,Mixed-Methods-Research‘)
Quantitative Forschungsmethoden
Es gibt in der quantitativen Forschung unterschiedliche methodische Ansätze, die darauf abzielen, Zahlendaten zu erfassen, zu messen und statistisch auszuwerten. Folgende Tabelle zeigt die häufigsten Forschungsdesigns:
| Methode | Beschreibung | Forschungsziel |
|---|---|---|
| Umfrage | Du ermittelst große Datenmengen durch Fragebögen mit geschlossenen oder Multiple-Choice-Fragen. | Häufigkeiten zu Meinungen, Einstellungen oder Verhalten ermitteln |
| Experiment | Du führst in einem kontrollierten Umfeld Tests zu einem Thema durch. Dabei nimmst du Veränderungen der einzelnen Variablen vor und misst die Auswirkungen. | Zusammenhänge von Ursache und Wirkung verstehen |
| Quantitative Inhaltsanalyse | Du analysierst große Mengen an Text-, Bild- oder Tonmaterial statistisch (also mittels Zahlenwerten). | Themenhäufigkeiten in Materialien identifizieren |
| Metaanalyse | Du vergleichst die Auswertungen und Ergebnisse verschiedener Studien zu einem Thema und fasst sie statistisch zusammen. | Bestehende Forschungsergebnisse vergleichen und daraus Schlüsse ziehen |
| Systematische Beobachtung | Du misst oder zählst bestimmte Verhaltensweisen oder Ereignisse gezielt anhand vorher festgelegter Kriterien. | Häufigkeiten eines beobachtbaren Verhaltens feststellen |
Quantitative Datenerhebung
Bevor du damit beginnst, Daten zu deinem Forschungsthema zu suchen, solltest du dir Gedanken zu zwei grundlegenden Punkten machen:
- Operationalisierung: Wie machst du komplexe Konzepte deines Themas messbar?
- Erhebungsmethode: Wie erhältst du aussagekräftige Daten zu deiner Forschungsfrage?
Operationalisierung (= Messbarmachung von Daten)
Es kann schwierig sein, ein Phänomen so zu erfassen, dass es sich zuverlässig in Zahlen ausdrücken lässt. Der Prozess, bei dem festgelegt wird, wie eine Variable gemessen wird, heißt ,Operationalisierung‘. Dadurch werden theoretische und komplexe Ideen in greifbare und messbare Eigenschaften umgewandelt.
- Beruf
- Einkommen (monatliches Einkommen in Euro)
- Bildungsgrad (= höchste abgeschlossene Ausbildung)
Diese drei Variablen zusammen ergeben ein konkretes Bild des sozialen Status und können dann mit anderen Zahlen, z. B. Schulnoten oder Bildungsabschlüssen der Kinder, statistisch verglichen werden.
Erhebungsmethode
Forschende können verschiedene Methoden nutzen, um Zahlendaten zu einem Phänomen zu erfassen. Die Wahl der Methode hängt von der Forschungsfrage und den verfügbaren Ressourcen ab. Häufige Methoden sind z. B.:
- Umfragen, mit denen bestimmte Merkmale einer Gruppe ermittelt werden. Sie beinhalten u. a. Multiple-Choice-Fragen, Bewertungsskalen (z. B. Likert-Skala) und demografische Angaben.
- Beobachtungen, bei denen das Verhalten einer Gruppe in einem natürlichen Umfeld untersucht und protokolliert wird. Es gibt sowohl quantitative Beobachtungsdaten (z. B. Häufigkeiten) als auch qualitative Beobachtungsdaten (z. B. Beschreibungen).
- Messungen mithilfe von Geräten, um physikalische Größen (z. B. Länge, Zeit) oder physiologische Signale (z. B. Herzfrequenz, Pupillengröße) zu erfassen.
Auswertung quantitativer Daten
Quantitative Daten werden mit statistischen Methoden ausgewertet. Wie du dabei vorgehst, hängt von deiner Forschungsfrage ab. Es gibt jedoch einige Grundschritte, die für fast jede Analyse gelten:
- Datenbereinigung: Überprüfe die Vollständigkeit der Daten, entferne falsche oder unnötige Daten und berücksichtige Ausreißer.
- Datenaufbereitung: Bringe die Daten in ein Format, das für die Analyse passend ist. Du könntest z. B. Prüfungsergebnisse von 0–100 auf eine Skala von 0–1 normieren.
- Statistische Analyse: Werte die Daten statistisch aus, um die Forschungsfrage zu beantworten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, quantitative Daten auszuwerten. Dabei unterscheidet man zwei Ansätze, denen du die meisten Methoden zuordnen kannst:
In den meisten Studien werden beide Ansätze miteinander kombiniert, um die Forschungsfrage auf mehreren Ebenen zu beantworten.
Deskriptive Statistik
Die gesammelten Daten werden zusammengefasst und beschrieben, z. B. mit:
- Mittelwerten (= Durchschnitt)
- Median (= Zentralwert)
- Modalwert (= häufigster Wert)
- Prozentangaben
- Streuungsmaßen (z. B. Spannweite, Standardabweichung)
Die Daten werden oft grafisch (z. B. in Tabellen oder Diagrammen) dargestellt, um Muster und Verteilungen hervorzuheben.
Das Ergebnis:
- Mitglieder trainieren im Durchschnitt 3-mal pro Woche.
- Die Werte reichen von 1 bis 6 Trainingseinheiten pro Woche.
Diese Zahlen beschreiben, wie aktiv die Mitglieder im Schnitt sind.
Das ist deskriptive Statistik: Sie fasst die gemessenen Daten zusammen, ohne sie weiter zu interpretieren.
Inferenzstatistik
Anhand von Stichprobendaten lassen sich Rückschlüsse auf die gesamte Population ziehen, z. B.:
- Schätzung von Werten für die gesamte Gruppe
- Überprüfung von Hypothesen
- Durchführung von Tests wie t-Test oder Chi-Quadrat-Test
So kann man die Ergebnisse der Stichprobe verallgemeinern. Diese Verallgemeinerungen sind jedoch nur Schätzungen.
Ein Team von Wissenschaftler:innen zieht dafür eine Stichprobe aus mehreren Studios und analysiert die Daten statistisch. So lässt sich prüfen, ob Unterschiede in der Trainingshäufigkeit zufällig oder signifikant sind.
Wenn die Daten zeigen, dass Mitglieder eines anderen Studios häufiger trainieren, könnte das z. B. an einer kleinen Stichprobe liegen. Die Inferenzstatistik hilft, zu bestimmen, ob ein Unterschied statistisch bedeutsam bzw groß genug ist, um anzunehmen, dass er auch für alle Mitglieder gilt und nicht nur für die untersuchte Stichprobe.
Inferenzstatistik ermöglicht also Rückschlüsse von einer Stichprobe auf die gesamte Gruppe und zeigt, wie wahrscheinlich es ist, dass die Ergebnisse auf die Allgemeinheit zutreffen.
Vorteile quantitativer Forschung
Quantitative Forschung bietet mehrere Vorteile, z. B.:
- hohe Zuverlässigkeit:Da Daten systematisch gesammelt und ausgewertet werden, sollte jemand anderes mit derselben Vorgehensweise die gleichen Ergebnisse erhalten (= Reliabilität).
- hohe Verallgemeinerbarkeit: Quantitative Studien arbeiten oft mit größeren Stichproben als qualitative Studien. Deshalb spiegeln die Ergebnisse die Merkmale der Gesamtpopulation besser wider.
- Objektivität: Auch wenn eine gewisse Subjektivität unvermeidbar ist, lässt die quantitative Methodik nur wenig Raum für persönliche Interpretationen.
Nachteile quantitativer Forschung
Trotz vieler Vorteile bringt die quantitative Forschung auch einige Nachteile mit sich, z. B.:
- geringere Praxisnähe: Quantitative Forschung wird oft unter kontrollierten, künstlichen Bedingungen durchgeführt. Daher spiegeln die Ergebnisse nicht immer die Realität wider.
- Begrenzung auf messbare Phänomene: Mit quantitativen Methoden kann nur das erforscht werden, was sich in Zahlen ausdrücken lässt.
- Abhängigkeit von bestehenden Theorien: Meist werden mit quantitativer Forschung Hypothesen getestet, die auf vorhandenen Theorien basieren. Fehlen solche Theorien, sind qualitative Methoden oft sinnvoller.
Beispiele für quantitative Forschung
Quantitative Forschung kann genutzt werden, um Fragestellungen in vielen verschiedenen Bereichen zu untersuchen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie quantitative Methoden dabei angewendet werden können.
Erhebungsmethode: Experiment mit physiologischen Messungen der Gehirnaktivität beim Musikhören
Statistische Analyse: kombiniert
Zunächst wird mit deskriptiver Statistik die Gehirnaktivität der Musiker und Nicht-Musiker beschrieben (z. B. Durchschnittswerte). Anschließend wird mit inferenzieller Statistik (z. B. mit einem t-Test) geprüft, ob die Unterschiede zwischen den Gruppen statistisch bedeutsam sind und auf die Allgemeinheit übertragen werden könnten.
Damit können fundierte Aussagen über die Wirkung von musikalischem Training gemacht werden.
Quantitative Forschung wird auch außerhalb des akademischen Kontexts verwendet, z. B. in der Marktforschung.
Erhebungsmethode: Umfrage
Statistische Analyse: deskriptive Statistik
Es werden folgende demografische Angaben erfasst:
- durchschnittliche Ausgaben pro Monat
- Anteile der Ausgaben auf verschiedene Produktarten
Mit dieser Umfrage kann das Unternehmen die Bedürfnisse der Kund:innen besser verstehen und seine Marketingstrategien und sein Produktsortiment gezielt daran anpassen.
Häufig gestellte Fragen zur quantitativen Forschung
- Welche Forschungsdesigns gibt es in der quantitativen Forschung?
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In der quantitativen Forschung gibt es verschiedene Forschungsdesigns, die je nach Ziel und Fragestellung eingesetzt werden. Hier findest du drei Beispiele:
Experimentelles Design: Eine Variable wird gezielt verändert, um zu sehen, wie sie eine andere beeinflusst. Teilnehmende werden meist zufällig in Versuchs- oder Kontrollgruppen eingeteilt.
Quasi-experimentelles Design: Ähnlich wie ein Experiment, aber ohne zufällige Gruppenzuteilung.
Umfrageforschung: Daten werden mit Fragebögen oder Interviews gesammelt, um Meinungen, Einstellungen oder Verhalten einer Gruppe zu erfassen.
Tipp
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, frag QuillBots KI-Chat.
- Wie schreibe ich eine Bachelorarbeit mit quantitativer Forschung?
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Für eine Bachelorarbeit mit quantitativer Forschung wählst du zunächst ein Thema, das sich messbar untersuchen lässt, und formulierst eine klare Forschungsfrage oder Hypothese.
Anschließend planst du das Forschungsdesign, legst die Stichprobe und Variablen fest und entscheidest, welche Messinstrumente du verwendest.
Danach werden die Daten systematisch erhoben und statistisch ausgewertet, z. B. mit deskriptiver und inferenzieller Statistik.
Zum Schluss beschreibst du die Ergebnisse, interpretierst sie im Kontext der Literatur und ziehst ein Fazit.
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- Was sind Beispiele für quantitative Forschung?
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Beispiele für quantitative Forschung sind:
- Marktforschung, z. B. eine Umfrage, die erfasst, wie viel Geld Kund:innen monatlich für bestimmte Produkte ausgeben.
- Medizin, z. B. eine Studie, in der anhand von Blutdruckwerten der Patient:innen die Wirksamkeit eines Medikaments ermittelt wird.
- Sozialwissenschaften, z. B. eine Befragung, bei der untersucht wird, wie viele Personen bestimmte soziale Netzwerke nutzen und wie oft.
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Reimer, V. (2025, 03. November). Quantitative Forschung | Definition & Beispiele. Quillbot. Abgerufen am 3. November 2025, von https://quillbot.com/de/blog/wissenschaftliches-arbeiten/quantitative-forschung/